Nun geht es nur noch in die eigene Geldtasche

Seit gestern hat der durchschnittliche österreichische Steuerzahler seine Abgabenleistung erledigt.
Wien. (VN) Wie lange müssen die österreichischen Steuerzahler durchschnittlich arbeiten, um die jährlichen Steuern und Abgaben zu decken? Diese zentrale Frage beantwortet das Konzept des Tax Freedom Day (deutsch: Steuerzahlergedenktag oder Steuerzahlertag).
Dieser bezeichnet den ersten Tag eines Jahres, an dem die Steuerzahler eines Landes durchschnittlich das von ihnen erwirtschaftete Einkommen nicht mehr zur Bezahlung ihrer Steuern an den Staat zahlen müssen, sondern in die eigene Tasche wirtschaften können. In Österreich waren das heuer 225 Tage, an denen die Beschäftigten für die Staatskasse arbeiten mussten. Seit gestern hat der durchschnittliche österreichische Steuerzahler für heuer seine Abgabenleistung erledigt und kann theoretisch frei über sein Einkommen verfügen.
Die Forderungen nach einer Steuersenkung werden aus diesem Anlass immer lauter. Denn um den „Tax Freedom Day“ zu erreichen, muss man von Jahr zu Jahr länger arbeiten. Im Vorjahr war dieser am 31. Juli, 2012 schon am 28. Juli. Grund dafür sei unter anderem die steigende Abgabenquote, und zwar für alle Bereiche, sagte Barbara Kolm vom Austrian Economics Center. Und: „Heuer ist zum ersten Mal die Lohnsteuer die Steuer, für die wir am längsten arbeiten, nämlich 42 Tage, während die Mehrwertsteuer nur mit 41 Tagen zu Buche steht.“
Für das Finanzministerium ist das Datum indes „nicht nachvollziehbar“. Laut internationalen Statistiken liege die Abgabenquote in Österreich bei 43,8 Prozent, und der „Tax Freedom Day“ müsse somit eigentlich im Juni liegen, hieß es am Dienstag gegenüber der APA.
Der Staat greife „Arbeitnehmern wie Arbeitgebern von Jahr zu Jahr tiefer in die Tasche“, kritisiert Herbert Rohrmair-Lewis, der Bundesvorsitzende der Jungen Wirtschaft (JW), und forderte die Abschaffung der Lohnnebenkosten für den ersten Mitarbeiter im ersten Jahr der Anstellung. Auch für die Junge Industrie ist die „Schmerzgrenze bei der Belastung durch Steuern und Abgaben längst überschritten“. Das Schlimme sei, dass trotz dieser Rekordeinnahmen des Staates auch noch der Schuldenstand steige, sagt Klaus Hübner, Präsident der Kammer der Wirtschaftstreuhänder. Für ihn sind die Kernpunkte einer Reform unter anderem die Schaffung einer Manövriermasse, aus der dann die nötige Entlastung finanziert wird, die Zusammenlegung der insgesamt 15 Sozialversicherungsträger zu einem bis drei Trägern sowie der Wegfall des Großteils der mehr als 360 Beitragsgruppen in der Lohnverrechnung.