Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Bildung nicht nur für Eliten

Markt / 10.09.2014 • 22:16 Uhr

Wenn es sein muss, kann man ganz schnell lernen. Das zeigte jetzt Wirtschaftsminister und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, der die Blockade der Schwarzen, die neuen Schulmodellen von Anbeginn an ablehnend gegenüberstanden, mit einer schnellen Personalie drehte. Er hat das Feindbild konservativer Bildungspolitik, Andreas Salcher, zu seinem Berater gemacht. Ein klareres Signal zum Aufbruch gibt es nicht. Und der ist dringend nötig, wie der aktuelle OECD-Bildungsbericht zeigt.

 

Wirtschaftsvertreter haben schon seit Jahren auf eine Abkehr von der bisherigen Bildungspolitik gedrängt. Ihre Appelle und Warnungen wurden in der Öffentlichkeit gehört, versickerten aber in einer Partei, die zwar das Volk im Namen hat, deren akademische Vertreter sich aber gern in Verbänden separieren, und in der lehrende Proponenten auch keine Verwässerung des Systems wollten. Professor soll Professor bleiben, Gymnasium Gymnasium und Hauptschule Hauptschule. Da passt kein gemeinsamer Unterricht, keine neue Schulform wie die Gesamtschule. Aus, basta.

 

Jetzt hat ein schwarzer Kartellbruder (der „Django“ Mitterlehner ja ist) dazwischengefunkt. Es ist zu hoffen, dass sich in Österreich etwas bewegt, denn im internationalen Vergleich glänzen wir nach wie vor nicht. Und: Nirgends ist es schwerer, nach oben zu kommen, als in der Alpenrepublik, stellt die Studie fest. Das gilt generell und wenn man dazu noch eine Frau ist, hat man es besonders schwer. Die Akademikerquote ist nach wie vor zu niedrig und Vorschläge, einfach neue Titel für Abgänger berufsbildender Schulen einzuführen, die nach Veröffentlichung der Studie auftauchten, sind nicht ernst zu nehmen und zeigen einmal mehr das Niveau der Bildungsdebatte.

 

Die Studie der OECD bestätigt übrigens die Allianz aus SPÖ, Grünen und der Wirtschaft. Ganztags- und Gesamtschulen sind die richtigen Instrumente, um Bildung unter die Jugend zu bringen. Die Konzepte gibt es. Jetzt muss umgesetzt werden. Der Bericht, der 34 OECD-Mitgliedstaaten und die G-20-Staaten analysierte, findet aber auch Lob. Sehr gute Noten erhalten in Österreich das berufsbildende Schulsystem und die duale Ausbildung. Also jene Bereiche, in denen die Wirtschaft sich engagiert bzw. über Partnerschaften Einfluss auf Lehrstoff und Methoden hat.

Das Bildungssystem muss jedenfalls mit Blick auf die Kinder schleunigst reformiert werden. Es ist ja schließlich kein Fehler, wenn Eliten breiter aufgestellt sind.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862