Russland-Sanktionen gefährden 11.000 Jobs

Betriebe in Österreich verunsichert. IV-Vorarlberg gegen „politische Schnellschüsse“.
Wien. (VN-ebi, sabl) Die Folgen der Russland-Sanktionen werden an der österreichischen Wirtschaft nicht spurlos vorbeigehen. Die Unternehmen spüren die Auswirkungen schon jetzt, auch wenn sie formal von Sanktionen nicht betroffen sind. Die direkten Folgen hielten sich aber in Grenzen, berichtet Dietmar Fellner vom österreichischen AußenwirtschaftsCenter Moskau: „Die Sanktionen führen in erster Linie zu einer großen Verunsicherung russischer Kunden oder Geschäftspartner.“ Manche würden mit Investitionen zögern oder Projekte auf Eis legen, erklärt Fellner weiter: „Auch Vorarlberger Firmen sind am russischen Markt vertreten. Es sind einige große Industrieunternehmen in der Russischen Föderation tätig, vor allem im Bereich Maschinen- und Anlagenbau.“
IV-Vorarlberg-Geschäftsführer Matthias Burtscher sprach sich erneut gegen Sanktionen aus. Sie würden der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit dem russischen Markt schaden.
Russland auf Rang acht
Im österreichischen Außenhandel und Export spielt Russland bisher eine wichtige Nebenrolle. Österreichweit liegt das Land auf Rang zehn der wichtigsten Exportnationen. Für die Vorarlberger Unternehmen lag die Föderation mit Warenexporten in der Höhe von 260 Millionen Euro im Vorjahr auf Rang acht.
Im ersten Halbjahr 2014 sind die Exporte nach Russland bereits um zwölf Prozent eingebrochen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut geht davon aus, dass bis zu 11.000 Arbeitsplätze betroffen sein könnten – dann nämlich, wenn die Exporte längerfristig um 20 Prozent zurückgehen. Vorarlberg könne mit einem kleineren Rückgang rechnen. „Nach unserer Einschätzung betreffen die Sanktionen eher zehn bis zwölf Prozent des Exportvolumens, wobei zu beachten ist, dass keineswegs alle in Russland tätigen Unternehmen durch Sanktionen betroffen sind“, so Fellner.
Langfristige Störung
Wie hoch der Schaden sein wird, hänge davon ab, wie lange die Krise dauert: „Die Befürchtung, dass es zu einer längerfristigen Störung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit kommt, hört man von mehreren Seiten“, betont Burtscher. Er fordert „mehr Diplomatie und weniger politische Schnellschüsse“. Wichtig sei, dass sich die Situation schnell wieder entspanne. Sanktionen seien da nicht der richtige Weg, so Burtscher. Den betroffenen Unternehmen hat die Regierung nun Hilfe zugesagt.
Kurzarbeit und Geld
Kurzfristig soll vor allem Kurzarbeit schwere Zeiten überbrücken. Zusätzliches Geld sei dafür vorerst nicht nötig, hieß es gestern im Sozialministerium. Längerfristig will das Wirtschaftsministerium aus Rücklagen zusätzlich 2,5 Millionen Euro in die Exportoffensive „Going International“ stecken, um den Firmen beim Erschließen neuer Märkte unter die Arme zu greifen. Das Finanzministerium prüft zudem steuerliche Erleichterungen für betroffene Unternehmen, etwa durch Sonderabschreibungen.