Kampf gegen Nimmersatt
Fast fünf Milliarden Euro kostet es die Österreicher jährlich, ein Monster zu füttern, das doch nicht satt wird, das immer größeren Hunger hat, je mehr Futter es bekommt. Allein die Vorarlberger investieren derzeit rund 200 Millionen, um das „Monster Bürokratie“ (Originalton Wirtschaftskammer-Präsident Manfred Rein) zufriedenzustellen.
Klar, dass die geknechteten Zahler nicht jährlich mehr Futter zur Verfügung stellen wollen. Und die Hüter des Ungeheuers, im Land der Landeshauptmann und auf Bundesebene Kanzler und Vizekanzler, versprechen regelmäßig, dass ab sofort Schmalhans Küchenmeister in den Behausungen des Monsters sein wird; aber für jeden Happen, den man dem Bürokratier vorenthält, gibt es doppelt so viel neues Futter. Sprich: Jede Vorschrift, die abgeschafft wird, wird durch zwei neue ersetzt.
Wie die unheimliche Schlange Hydra, die für jeden Kopf, der ihr abgeschlagen wird, zwei neue bekommt, scheint die Bürokratie einfach nicht beherrschbar zu sein. Die Wirtschaftskammer Vorarlberg will in Zukunft nicht nur mit einer Sammlung absurder, nicht umsetzbarer oder nicht mehr finanzierbarer Regelungen dem Ungeheuer Nimmersatt zuleibe rücken, sondern auch mit einer „Kommission für Deregulierung und Bürokratieabbau“ im Land.
Was vernünftig klingt, kann sich als fatal erweisen. Eine Kommission impliziert Mitglieder und Beamte, Verwaltung, Papierkrieg, Gutachten und Gegengutachten. Ohne Studie wird wohl auch in einer solchen Kommission keine Entscheidung fallen. Das Bürokratie-Monster legt weiter zu, statt abzunehmen.
Gefüttert wird das Monster sowohl unabsichtlich als auch wissentlich von seinen Opfern bzw. Gegnern. Denn wenn es darum geht, eigene Vorteile zu sichern, sind auch viele Opfer bereit, das Amtsmonster zu füttern. Sie verlangen nach Vorschriften, nach Verboten, nach Gesetzen, um vermeintliche Konkurrenz auf Distanz zu halten, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass solches Tun auf sie selbst zurückfallen könnte. Auch das sollten die „Drachentöter“ in der Interessenvertretung beachten, wenn wieder einmal in einer Fachgruppenversammlung der Ruf nach Maßnahmen und Normen, nach Prüfungen und Ausschlussklauseln laut wird. Denn nur wenn sich alle, angefangen von der Politik bis über Interessenvertreter aller Art, zurückhalten, kann die nimmersatte Bürokratie ausgehungert werden.
andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862
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