Trübe Aussichten: Diese Vorarlberger Unternehmen kämpfen weiter gegen Abschwung

Markt / HEUTE • 09:22 Uhr
Trübe Aussichten: Diese Vorarlberger Unternehmen kämpfen weiter gegen  Abschwung
In der Maschinen- und Metallindustrie gibt es einige der ganz wenigen Lichtblicke. Sechs von zehn Betrieben sehen höhere Verkaufspreise in drei Monaten, ebenso einen höheren Personalstand. Fa/Mathis

Es heißt weiterkämpfen. Die großen Vorarlberger Produktionsbetriebe sehen sich nach einer kurzen Erholungsphase wieder in der Konjunkturfalle. Nur jeder zehnte Betrieb beurteilt die Auftragslage als gut.

Lustenau „Nach einer kurzen Phase der Stabilisierung ist die Zuversicht in den Betrieben wieder gekippt“, berichtet Simon Kampl, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Vorarlberg (IV) über das Ergebnis der aktuellen Umfrage für das dritten Quartals 2025. Teilgenommen haben 32 Vorarlberger Unternehmen mit zusammen rund 21.000 Beschäftigten. „Die Industrie steckt mittlerweile in einer voll ausgewachsenen, wenn auch schleichenden Krise fest: Stillstand bei hohen Standortkosten, Produktion, Aufträge und Erträge stagnieren, während die Kosten weiter steigen. Von einer Verbesserung der Lage kann also leider weiterhin keine Rede sein“, analysiert Kampl.

Auslandsaufträge rückläufig

Nur jeder zehnte Betrieb beurteilt seine aktuelle Geschäftslage als gut, neun von zehn sprechen von einer durchschnittlichen oder schlechten Situation. 85 Prozent melden rückläufige oder nur durchschnittliche Auslandsaufträge, und auch die Ertragslage verschlechtert sich weiter: Sogar 89 Prozent der Unternehmen bezeichnen sie als schlecht oder rückläufig.

Trübe Aussichten: Diese Vorarlberger Unternehmen kämpfen weiter gegen  Abschwung
IV-Geschäftsführer Simon Kampl fordert in Sachen Bürokratieabbau auch vom Land ein höheres Tempo: “Es braucht mehr als nur Ankündigungen.” VN/Paulitsch

Insgesamt haben sich sieben der zehn abgefragten Indikatoren gegenüber dem Vorquartal verschlechtert. Die Lage wird indes nicht besser, wie die Umfrage weiter zeigt: Für die kommenden sechs Monate erwarten 89 Prozent der Unternehmen keine Verbesserung, fast die Hälfte sogar eine Verschlechterung beim Ertrag. Besonders kritisch ist die Einschätzung der Ertragslage und Produktionskapazität. Die Unternehmen rechnen weiter mit hohen Kosten, schwacher Nachfrage und zunehmender Unsicherheit an den internationalen Märkten.

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Immerhin sehen die Manager die Beschäftigungslage positiver: 32 Prozent der Betriebe planen, in den kommenden Monaten Personal aufzustocken, 57 Prozent wollen die Zahl der Beschäftigten halten. Dennoch bleibe die Situation angespannt – vor allem, wenn die Auftragseingänge weiter sinken. „Unsere stark exportorientierte Industrie ist Vorarlbergs größter Arbeitgeber und nach wie vor in vielen Bereichen noch immer recht gut aufgestellt. Aber die internationale Wirtschaftslage mit ihren Verwerfungen und die immer härteren Bedingungen in Österreich können nicht ausgeblendet werden“, warnt der Geschäftsführer der IV-Vorarlberg. „Wir sind von einer Phase der Rezession in eine Phase der Stagnation ohne echte Aufschwungsperspektive eingetreten. Das sieht man trotz der Pläne der Firmen am Arbeitsmarkt. Im September 2025 verzeichnete das AMS Vorarlberg erneut 363 Arbeitslose mehr als im Vorjahr. Fachkräfte sind nach wie vor gefragt, aber die Beschäftigungssituation bleibt sehr herausfordernd“, so Kampl. 

Standortpolitik mit Mut

Gehandicapt sehen sich im unsicheren Umfeld die Vorarlberger Industrieunternehmen durch eine weiter zunehmende Bürokratie und immer komplexere Vorgaben aus Wien und Brüssel, hohe Lohnkosten, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit erheblich schwächen, und die fehlende Planungssicherheit bei der Energie- und Standortpolitik.

“Unsere Betriebe brauchen endlich eine Standortpolitik mit Mut statt Stillstand.
Wir brauchen auf Bundesebene endlich eine echte Industriestrategie, die den Standort stärkt, Investitionen erleichtert und Innovationen beschleunigt. Und wir brauchen ein radikales Entbürokratisierungspaket, das Unternehmen wieder atmen lässt, wird Kampl konkret und klopft auch beim Land an: Ein Jahr Stillstand, bis eine zentrale Entbürokratisierungsstelle überhaupt ausgeschrieben wird, ist ein Jahr zu viel. Wenn wir Vorarlbergs Wettbewerbsfähigkeit sichern wollen, braucht es Mut zur Umsetzung – nicht nur Ankündigungen“, fordert Simon Kampl.