Dorf plant seine Zukunft

Markt / 23.11.2014 • 19:18 Uhr
Hat einen Plan und setzt ihn mit der Bevölkerung von Sulzberg um: Bürgermeister Helmut Blank. Foto: Kaufmann  
Hat einen Plan und setzt ihn mit der Bevölkerung von Sulzberg um: Bürgermeister Helmut Blank. Foto: Kaufmann  

Viele kleine Gemeinden in Vorarlberg haben mit Landflucht zu kämpfen. Sulzberg hält dagegen.

Sulzberg. (VN-sca) Sulzberg, direkt auf dem Rücken des gleichnamigen Berges gelegen, ist ein Dorf, das Touristen magisch anzieht. Für die Sulzberger ist es auch der Ort, in dem sie leben und arbeiten wollen. Damit das möglich wird, hat sich die nördlichste Gemeinde des Bregenzerwaldes gerüstet. Der Bürgermeister, Helmut Blank, hat zusammen mit der Bevölkerung im Jahr 2006 einen Gemeindeentwicklungsprozess gestartet, der Sulzberg fit für die Zukunft machen soll. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.

Wohnen und arbeiten

Engagiert haben die Sulzberger, die zum größten Teil in der Landwirtschaft und im Tourismus beschäftigt sind, das Dornbirner Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung (ISK), das mit dem „S-5-Programm“ für die Begleitung sorgte. Ziel der Gemeinde waren vor allem zwei Dinge: „Es soll jungen Sulzbergern ermöglicht werden, in der Gemeinde zu bleiben. Sie sollen hier wohnen können und es sollen Arbeitsplätze erhalten und geschaffen werden“, umreißt Bürgermeister Blank die Pläne. Das Programm ist einfach und funktioniert, wie Blank, Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser sowie weitere Projektpartner attestieren: Stufe 1 ist die Bestandsaufnahme und Dokumentation, Stufe 2 sind Strategie und Empfehlungen. Im dritten Schritt werden Handlungsfelder, Ziele und Maßnahmenpläne formuliert und in Stufe 4 verabschiedet und implementiert. Stufe 5 schließlich ist der Masterplan und der damit verbundene laufende Prozess. Acht Jahre nach dem Beginn der Gemeindeentwicklung kann ISK-Chef Gerald Mathis eine erfolgreiche Bilanz vorlegen.

Sulzberg wächst und wird bald 2000 Einwohner haben, ganz im Gegensatz zu vielen anderen ländlichen Gemeinden in Vorarlberg, die kleiner werden. Im Dorfhus, das kurz vor der Fertigstellung steht, sind zwanzig Wohnungen bezugsfertig, 17 davon sind bereits vergeben, nicht an Zweitwohnungsbesitzer, sondern an Sulzberger. Auch neue Geschäfte und die Praxis für den neuen Gemeindearzt sind in dem Gemeinschaftsprojekt untergebracht. Für den Bau suchte die eigens zur Umsetzung der Gemeindeentwicklung gegründete Projekt- und Strukturentwicklungsgenossenschaft Sulzberg (PSeG) Partner und fand sie in der Firma i+R Schertler und der Wohnbauselbsthilfe. Geplant wurde das Haus vom Büro Hermann Kaufmann.

Nicht gewinnorientiert

Die PSeG arbeitet unternehmerisch, aber nicht gewinn­orientiert. Beteiligt an der PSeG sind die Gemeinde, die Raiffeisenbank Weissachtal und die Raiffeisenlandesbank. Die Raiffeisen-Genossenschafter wollen damit, so Vorstand Johannes Ortner, die Gemeinden stärken und zwar in einer Weise, „die zu unseren genossenschaftlichen Wurzeln passt“. Durch das Engagement der Banker kann die Gemeinde ihre Flächenpolitik durchführen, ohne den Haushalt zu sehr zu belasten.

Es  wurde und wird aber nicht nur Wohnraum geschaffen. Die „Werkzone Sulzberg“ bietet den bestehenden Betrieben die Möglichkeit, sich im Ort weiterzuentwickeln und jenen Dorfbewohnern, die einen Betrieb gründen wollen, die entsprechenden Flächen, nämlich insgesamt zwei Hektar. Ein großer Zimmereibetrieb konnte so im Ort gehalten werden.

Außerdem wurde, so Blank, Wert darauf gelegt, dass in der Werkzone nicht Wohn- und Betriebsgebiet vermischt wurden. Ein ganz großer Vorteil: „Die Handlungsanleitung ist mit den Sulzbergern akkordiert, jeder weiß, wie sich das Dorf entwickelt.“

Wachsen mit Plan

» S5-Programm: Entwickelt vom Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung in Zusammenarbeit mit dem Vorarlberger Gemeindeverband und der Raiffeisenlandesbank Vorarlberg.

» Projekt- und Strukturgenossenschaften (PSG) in mehreren Gemeinden und Regionen (z. B. Leiblachtal) installiert.

» Detaillierte Informationen: ww.isk-institut.com