Dort, wo es menschelt, da kann es auch kriseln

Markt / 02.01.2015 • 09:19 Uhr
Die Betreuung von Burn-out-Betroffenen kostet pro Jahr bereits sieben Milliarden Euro.
Die Betreuung von Burn-out-Betroffenen kostet pro Jahr bereits sieben Milliarden Euro.

Mehr als 40 Prozent der Arbeitnehmer sind laut Studie Burn-out-gefährdet.

Prävention. (VN-cro) In Österreich arbeiten mehr als 40 Prozent der Arbeitnehmer in einem Umfeld, das Richtung Burn-out geht. Am stärksten betroffen sind Beschäftigte im Großhandel, so das Ergebnis einer Studie des Marktforschers meinungsraum.at. „Mit den Hard-Facts wie etwa der Ausstattung der Arbeitsplätze oder den zur Verfügung gestellten Arbeitsmitteln sind die Arbeitnehmer zufrieden“, erklärt Geschäftsführer Herbert Kling, dessen Institut 1000 unselbstständig Erwerbstätige befragte. Die Problematik läge viel mehr an den sozialen Umgangsformen in den Betrieben. 42 Prozent der Befragten fehlt etwa das Vertrauen in die Unternehmensführung, 48 Prozent bemängelten fehlendes Lob und Anerkennung und 44 Prozent berichteten von widersprüchlichen Anweisungen durch Vorgesetzte. Ungerechte Behandlung durch eine schlechte Fehlerkultur – die sich auf die Suche nach dem Schuldigen beschränkt – und die Angst zu versagen schüren bei 42 Prozent die Furcht vor dem Verlust des Arbeitsplatzes.

„Alles, was vom Arbeitsinspektorat kontrolliert werden kann, funktioniert gut“, hält Klinger mit Kritik nicht hinterm Zaum. „Aber dort, wo es menschelt, wird es ein bisschen schwierig.“ Zudem kritisiert der Leiter von meinungsraum.at, dass die seit Jänner 2013 vom Arbeitgeber verlangte Evaluierung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz kaum umgesetzt werde. Auffallend ist, dass aus der Studie hervorgeht, dass es vor allem den Beschäftigten im Großhandel, gefolgt von den Finanz- und Versicherungsdienstleistern, am schlechtesten geht.

Burn-out kostet 7 Milliarden

Erschreckend ist eine weitere Tatsache, die sich herauskristallisiert hat: In Österreich arbeiten mehr als 40 Prozent der Arbeitnehmer in einem Umfeld, das Richtung Burnout geht. Bereits jetzt schon betragen die Kosten für die Betreuung von Burn-out-Betroffenen laut WIFO rund sieben Milliarden Euro pro Jahr. Aus anderen Studien geht hervor, dass 30 bis 40 Prozent der Arbeitnehmer innerlich bereits gekündigt haben. 43 Prozent der Beschäftigen im Alter von 35 bis 55 Jahren würden am liebsten sofort in Pension gehen. Erkrankungen, die auf psychische Belastungen zurückzuführen sind, waren 2013 die dritthäufigste Ursache von Krankenständen.