Europa muss einfacher denken und schneller handeln

Markt / HEUTE • 14:27 Uhr
Europa muss einfacher denken und schneller handeln
Künstliche Intelligenz wird auch in Vorarlberg nutzbringend eingesetzt – hier bei illwerke vkw. VN/Steurer

Die Künstliche Intelligenz sorgt für eine Veränderung der Arbeitswelt und der Wirtschaft schneller, als es viele Beobachter vermutet haben. Wie sich das auf die Arbeitswelt und die Arbeitsplätze auswirkt, zeigt eine globale Untersuchung.

Schwarzach Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) zählt zu den sogenannten “Big Four”, das sind die vier größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt. In Österreich beschäftigt das Unternehmen rund 1500 Expertinnen und Experten, der Umsatz beträgt 212,6 Millionen Euro – insgesamt beschäftigt das Unternehmen weltweit über 370.000 Mitarbeiter. Und die Internationalität wie Vernetzung des Wirtschaftsprüfers sind eine gute Basis, um Trends in der Wirtschaft grenzüberschreitend zu beleuchten. Etwa mit dem PwC 2025 Global AI Jobs Barometer, für das PwC knapp eine Milliarde Stellenanzeigen in 24 Ländern auswertete und einen Blick in die Zukunft ermöglicht.

Mehrwert für Arbeitnehmer

Das Ergebnis, das Rudolf Krickl, CEO und Senior Partner von PwC-Österreich, anlässlich seines Besuches bei den VN im Gepäck hatte, macht Hoffnung in einem Bereich, der viele Arbeitnehmer eher verunsichert: “Das Jobs Barometer zeigt, dass KI Arbeitskräfte nicht ersetzt, sondern ihnen einen Mehrwert bietet – selbst in stark automatisierbaren Berufen”, resümiert das Wirtschaftsprüfungsunternehmen die Analyse. Die Künstliche Intelligenz (KI) eröffne große Chancen – während die Gesamtzahl der Stellenanzeigen zuletzt um 11,3 % schrumpfte, so gibt es jetzt schon 7,5 Prozent mehr Jobs mit KI-Anforderungen. Wer sich Know-how in diesem Bereich angeeignet habe, kann sich im globalen Durchschnitt über 56 Prozent Lohnzuschlag freuen, außerdem steige die Produktivität in Branchen mit hohem KI-Einsatz.

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Rudolf Krickl, CEO von PricewaterhouseCoopers Österreich: “”KI nimmt den Menschen nicht die Arbeit weg – im Gegenteil: Sie macht sie wertvoller, effizienter und besser bezahlt.”

“Es geht darum, die richtigen Use Cases (also die richtigen Anwendungen) zu finden”, so Krickl: “Wo hilft mir die KI, wo setze ich sie ein und wie stelle ich sie und das Unternehmen auf.” Auch in Österreich gebe es immer mehr Anwendungen, das gehe sehr rasch. Auch die Hälfte der Menschen wünsche sich ihren Einsatz. “Die KI ist eine Chance für Europa”, zeigt Krickl auf und weist auf die veränderte Arbeitswelt hin: “Der demografische Wandel ist ein Thema und der Wunsch nach Teilzeit, den viele junge Menschen haben, kann ausgeglichen werden. 15 bis 20 Prozent der Wertschöpfung könnten in Zukunft durch die KI ersetzt werden.” Dafür müsse man die Menschen “upskillen, da sind die Unternehmen gefordert.” Updaten müsse man aber auch das gesamte Ausbildungssystem, etwa mit dem Schulfach Digitalisierung.

Ein Thema für alle Branchen

Auf die Standort-Zukunft und den Einsatz von KI müsse man sich gut vorbereiten, so Krickl, und zwar in allen wirtschaftlichen und folglich auch in den gesellschaftlichen Belangen. Auch Handwerk und Mittelstand haben da ein Thema. Gleichzeitig müsse der Kapitalmarkt in Europa weiterentwickelt werden, denn um nicht abgehängt zu werden beim Einsatz von KI und neuen Möglichkeiten in der Robotik – wir haben nicht einmal eine europäische Cloud – müsse Kapital zur Verfügung gestellt werden. Zum Einsatz kommen könnten KI-Anwendungen zum Nutzen des Standortes und der Gesellschaft auch in Bereichen der Infrastruktur als auch in der Bürokratie der staatlichen Verwaltung: Krickl nennt als Beispiel Zölle, welche die Künstliche Intelligenz schnell und zuverlässig berechnen und auswerten könne.

Was es aber im Wettlauf um die Zukunft und die Nutzung von KI auch brauche, sei eine andere Einstellung, wenn es darum gehe, Fortschritte zu generieren, sei Geschwindigkeit. Der Perfektionismus in Europa sei dabei zuweilen auch hinderlich: “Wir müssen viel einfacher denken, als Europäer jetzt denken”.

KI-Studie: Die wichtigsten Ergebnisse

KI lohnt sich Arbeitnehmende mit KI-Know-how, etwa Machine Learning oder Prompt Engineering, verdienen im Schnitt bis zu 56 Prozent mehr – das ist das Doppelte im Vergleich zum Vorjahr.

Anstieg der Produktivität In Branchen mit starkem KI-Einsatz ist die Produktivität seit 2022 fast viermal so stark gewachsen.

Anforderungsprofile wandeln sich In Berufen mit viel KI-Einfluss ändern sich die gesuchten Fähigkeiten um 66 Prozent schneller – Studienabschlüsse werden dabei immer weniger relevant.

Quelle: PricewaterhouseCoopers AI Jobs Barometer 2025