Eine Frage der Mentalität und der geografischen Lage

Entwicklung im Gewerbe und Handwerk verläuft waagrecht, aber besser als im
Österreichschnitt.
Schwarzach. (VN-reh) Wieder einmal trotzt das Vorarlberger Gewerbe und Handwerk der Entwicklung im Rest von Österreich. Dort stecken die Betriebe in einem Konjunkturtief. Ihnen geht es nicht gut, und die Aussichten sind auch nicht gut. Für Vorarlberg hat der aktuelle Konjunkturbericht der KMU-Forschung Austria Besseres zu vermelden. Die Betriebe im Land entwickelten sich deutlich besser als der österreichische Durchschnitt. Die Betriebe mit guter Geschäftslage überwiegen. Die Bauwirtschaft präsentiert sich nach wie vor stark, wovon auch andere Gewerke profitieren.
Lage als Vorteil
Bernhard Feigl, Spartenobmann des Vorarlberger Gewerbe und Handwerks, nennt auch weitere Gründe für das gute Abschneiden des westlichsten Bundeslandes. Vorarlberg profitiere von seiner geografischen Lage und dadurch auch vom fehlenden Wettbewerbsdruck aus dem Ausland. Das würden andere Bundesländer wie beispielsweise Kärnten oder das Burgenland massiv zu spüren bekommen. Ein weiterer Grund sei auch die Mentalität. „Vorarlberg ist ein Land der Tätigen. Die Menschen wollen sich etwas leisten können und sie schätzen die Leistungen des Handwerks. Sie lehnen sich nicht nur zurück und verlangen, dass alles in Wien geregelt wird“, betont der Spartenobmann. Darauf sei man stolz.
Ein weiteres Zeichen dieser Mentalität sei auch die Tatsache, dass der Handwerkerbonus in Vorarlberg nur unterdurchschnittlich stark genutzt werde. „Die Menschen im Land machen etwas aus Überzeugung, nicht wegen der Förderung“, erklärt Feigl.
Weniger Euphorie
Dennoch spüre man auch in Vorarlberg die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage. Und diese mache vor dem Handwerk nicht Halt. Man müsse zur Kenntnis nehmen, dass dessen wirtschaftliche Entwicklung deshalb derzeit waagrecht verlaufe. Die Stimmung bezeichnet Feigl als gedämpft. „Die euphorische Begeisterung, was das Wachstum anbelangt, wird wohl Seltenheitswert erlangen“, ist er überzeugt.
Export wird schwieriger
Ein logischer Trend sei dann auch, dass der Export schwieriger wird. „Wir müssen uns viel mehr anstrengen. Denn im Ausland sind wir nicht mehr so gefragt, weil die Betriebe dort selber Mühe haben, ihre Auftragsbücher zu füllen“, stellt der Spartenobmann fest. Der Export spielt eine wichtige Rolle für das Vorarlberger Gewerbe und Handwerk, wie die Zahlen der KMU-Forschung zeigen: 36 Prozent der Betriebe realisieren Umsätze mit ausländischen Kunden. Die durchschnittliche Exportquote aller Betriebe liegt bei 15,3 Prozent.
Nichtsdestotrotz lege man Wert auf Verlässlichkeit und bleibe selbst in konjunkturell schwierigen Zeiten der größte Arbeitgeber in Vorarlberg. Das zeige sich auch am derzeitigen Personalbedarf der Betriebe, der über dem Niveau des Vorjahres liege.
Die Vorarlberger wollen sich etwas leisten können.
Bernhard Feigl