Die Durststrecke ist beendet

Markt / 15.01.2015 • 22:21 Uhr
Die Durststrecke ist beendet

Weniger Lehrlinge im ersten Lehrjahr. Talboden ist aber erreicht.

Feldkirch. (VN-reh) Überraschend ist es nicht, schade trotzdem. Die Lehrlingszahlen gehen in Vorarlberg weiter zurück. Und das mittlerweile seit drei Jahren in Folge. Eine ähnlich niedrige Anzahl Jugendlicher in der Lehre gab es zuletzt vor zehn Jahren. Den absoluten Höhepunkt gab es 2011 mit 8118 Lehrlingen. Geschuldet ist das der demografischen Entwicklung. Denn jedes Jahr gibt es im Land weniger Pflichtschulabgänger. Aktuell werden in Vorarlberg 7429 Lehrlinge ausgebildet. Knapp fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Im ersten Lehrjahr sind es 2171 Jugendliche, ein Minus von 7,4 Prozent.

Weniger männliche Lehrlinge

Auffallend ist, dass vor allem die Zahl der männlichen Jugendlichen rückläufig ist. Hier habe die Lehre im Wettbewerb mit weiterführenden Schulen etwas an Boden eingebüßt, heißt es von der Wirtschaftskammer. Während sich 2013 noch ca. 68 Prozent der 15-jährigen männlichen Jugendlichen für eine Lehre entschieden haben, ist dieser Wert letztes Jahr auf 63 Prozent gesunken. Bei den Mädchen ist dieser Wert 2014 mit 37,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen.

Gibt auch Positives

Nun aber folgen zwei positive Meldungen zur Lehrlingsentwicklung: Bei den Lehrlingen im ersten Lehrjahr ist heuer der Talboden erreicht. Der Leiter der Wirtschaftskammer-Lehrlingsstelle, Christoph Jenny, rechnet damit, dass es in den nächsten Jahren hier sogar leichte Steigerungen geben wird. „Aufgrund der Geburtenzahlen ist die Prognose verlässlich vorhersehbar. Dazu kommt noch die Migration“, erklärt er.

Übrigens: Der Ausländeranteil bei den Lehrlingen in Vorarlberg ist mit 9,6 Prozent gleich hoch wie 2013. Den höchsten Anteil an ausländischen Lehrlingen stellen dabei Jugendliche mit deutscher Staatsbürgerschaft. Klar sei aber auch, dass die Gesamtzahl der Lehrlinge aufgrund der Demografie in den nächsten beiden Jahren niedriger ausfallen wird, bevor es zu dann zu einer stabilen Entwicklung der Zahlen komme.

Hälfte macht eine Lehre

Ebenfalls positiv: Nach wie vor über die Hälfte (50,46 Prozent) aller 15-Jährigen entscheidet sich für eine Lehre als Ausbildung. In den letzten zehn Jahren fiel einzig 2004 und 2009 der Wert unter die 50-Prozent-Marke. Damit hat Vorarlberg weiterhin die höchste Lehrlingsquote in ganz Österreich. Schließlich, sagt Wirtschaftskammer-Präsident Manfred Rein, seien zum einen die Vorarlberger Ausbildungsbetriebe sehr engagiert und zum anderen gebe es sehr viele Aktivitäten rund um das Thema Lehre.

Bei der Beliebtheit der Lehrberufe hat sich übrigens nichts geändert. Während die Burschen am liebsten Metalltechniker und Elektrotechniker werden, zieht es die Mädchen in den Einzelhandel, das Büro oder den Friseursalon.

Weniger Ausbildungsbetriebe

Ausgebildet werden die Jugendlichen dabei in insgesamt 2038 Lehrbetrieben im Land. Das sind 105 Betriebe weniger als noch 2013. Und das, obwohl 238 neue Ausbildungsbetriebe dazukamen. Der Rückgang sei aufgrund der rückläufigen Lehrlingszahlen allerdings nicht überraschend, sagt Christoph Jenny. Und es sei keinesfalls so, dass die Unternehmen aufhören auszubilden, weil sie keine Lust mehr hätten. „Ein Drittel hat eine Pause gemacht und ein Drittel hat keinen passenden Lehrling bekommen. Das ist ein strukturelles Problem. Denn knapp die Hälfte der Ausbildungsbetriebe bildet nur einen Lehrling aus. Wenn die Lehrlingszahlen zurückgehen, tun sich die kleineren schwerer“, sagt der Experte. Beim restlichen Drittel gebe es unterschiedliche Gründe – von Umstrukturierungen bis hin zu Betriebsveräußerungen.

Der Talboden bei den Lehrlingen im ersten Lehrjahr ist erreicht.

Christoph Jenny, WKV