Lohnlücke ohne gleichen Kamm und selben Topf

Markt / 13.03.2015 • 22:04 Uhr
Lohnlücke ohne gleichen Kamm und selben Topf

Studie sieht Gehaltsmythen infrage gestellt und wirft einen Blick über die Grenzen.

Schwarzach. Es gibt Gehaltsstudien, die vergleichen einfach den Lohn von Frauen und Männern, vergessen aber, dass viele Frauen Teilzeit arbeiten. Als Resultat stehen dann Gehaltsscheren von bis zu 50 Prozent auf dem Papier. Andere berücksichtigen dies zwar, nicht aber den Fakt, dass die Frauengehälter oft darum niedriger sind, weil viele Frauen in weniger gut bezahlten Jobs arbeiten. Interessant wird es dann, wenn man die gleiche Tätigkeit von Mitarbeitern im selben Alter vergleicht. Eine neue Gehaltsstudie von CFS Consulting in Dornbirn hat die Mitarbeitereinkommen aus 46 Vorarlberger Unternehmen der Branchen Lebensmittel, Elektro-/Elektronik, Metall, Chemie/Kunststoff/Papier, Textil sowie technischer Handel verglichen. Dafür wurden Daten von über 10.000 Personen ausgewertet. Die Industriellenvereinigung und die Sparte Industrie sehen darin einige Fakten, die mit Mythen aufräumen.

Bei der Bezahlung von Männern und Frauen in Vorarlberg gibt es in drei von vier untersuchten Modellstellen Gehaltsunterschiede von 11,2 bis 15,63 Prozent. Die Unterschiede erklärt CFS aber durch die zum überwiegenden Teil großen geschlechterspezifischen Altersunterschiede (vier bis acht Jahre) bei den Befragten und den damit noch fehlenden Biennalsprüngen bei den Frauen. „Das Ziel muss es natürlich sein, dass sich das Einkommen von Männern und Frauen je nach Tätigkeit und Erfahrung angleicht, aber so dramatisch unterschiedlich wie die Situation oft dargestellt wird, ist es nicht. Gerade bei Gehaltsvergleichen sollte möglichst sachlich argumentiert und nicht alles über den gleichen Kamm geschert werden“, betont Michael Amann, Geschäftsführer Industrie in der Wirtschaftskammer.

Belastung für Betriebe

Interessant ist auch der Blick über die Grenzen, der die Gehälter in Vorarlberg mit denen der Ostschweiz sowie der deutschen Bodensee­region vergleicht. Das Ergebnis: Liegen die Vorarlberger Lohnniveaus bei den geringer qualifizierten Stellen noch leicht hinter Deutschland, so zieht man mit steigender Anforderung im Einkommen gleich bzw. zahlt in den höchsten beiden Modellstellen bis zu neun Prozent mehr. Dementsprechend ist auch der Abstand zur Ostschweiz im obersten Segment am geringsten. Für Michael Mall, CFS-Geschäftsführer, ist klar: „Die Nähe zur Ostschweiz und der Mangel an gut ausgebildeten heimischen Facharbeitern führen dazu, dass im Industrieland Vorarlberg kräftig an der Gehaltsschraube für hoch qualifizierte Mitarbeiter gedreht wurde. Auf lange Sicht wird das für viele heimische Betriebe zu einer immer größeren Belastung.“ Deshalb sei die Politik in der Pflicht, den Facharbeitermangel offensiv anzugehen.

Dritter Punkt der Studie betrifft die All-in-Verträge. Hier konnte von 2013 zu 2014 nur bei den oberen Führungskräften ein Anstieg gemessen werden, was von den betroffenen Personen aber oft so gewünscht werde. „Die oftmals geäußerte Kritik, Arbeitsverträge mit All-in-Vereinbarung seien mehr und mehr auch im niedrigeren Einkommensbereich verbreitet, wird widerlegt“, so Mathias Burtscher, Geschäftsführer der IV Vorarlberg. Abgesehen davon sei ein All-in-Vertrag meist für alle Seiten von Vorteil: „Der Betrieb spart sich mit einer vereinfachten Lohnverrechnung viel Bürokratie und die Arbeitnehmer erhalten die Pauschale, selbst wenn sie keine Überstunden geleistet haben.“

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