Mit der Geldanlage im grünen Bereich

Öko-Investments immer gefragter. Experten sehen auch bei Rendite keine Nachteile.
Schwarzach. Immer mehr Menschen machen sich Gedanken über Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Und diese Begriffe haben längst auch an den Börsen Einzug gehalten. Geld verdienen mit gutem Gewissen – geht das überhaupt? Wir haben drei Vorarlberger Anlagespezialisten gefragt. Sie sehen ein steigendes Interesse der Anleger nach nachhaltigen Investments und keine Rendite-Nachteile. Allerdings ist auch Vorsicht geboten, denn oft wird Nachhaltigkeit in der Geldanlage für Marketingzwecke missbraucht.
„Wir haben festgestellt, dass das Interesse von heimischen Investoren an Investitionsmöglichkeiten mit einem nachhaltigen und sozial verantwortungsvollen Hintergrund in den letzten Jahren etwas an Bedeutung hinzugewonnen hat“, sagt Roland Rupprechter, Leiter Asset Management bei der Hypobank Vorarlberg. Neben dem finanziellen Aspekt gehe es dabei den Anlegern vor allem darum, dass etwa Gewinne nicht auf Korruption beruhen, die Ressourcenproduktivität gesteigert werde oder dass die kulturelle Vielfalt respektiert werde. „Die bislang weitverbreitete Meinung in der Finanzwelt war, dass der Einbezug nachhaltiger Kriterien mit einer geringeren Portfolio-Performance einhergeht. Doch Nachhaltigkeit und Portfolio-Renditen müssen sich nicht zwangsläufig negativ beeinflussen“, sagt Rupprechter.
Gesellschaftlicher Mehrwert
Auch Jürgen Rupp, Teamleiter Wertpapier Consulting bei der Raiffeisenlandesbank, betont, dass sich nachhaltiges Investieren wachsender Beliebtheit erfreut. Immer mehr Anleger wollen ihr Kapital gewinnbringend anlegen und gleichzeitig einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Nachhaltigkeit bei der Geldanlage bedeute, in Unternehmen zu investieren, die besonders verantwortungsvoll mit den ökologischen und ökonomischen Ressourcen, aber auch mit ihren Mitarbeitern umgehen. Unter dem Motto mehr „Shared Value“ statt maximalem „Shareholder Value“.
Fragwürdige Angebote
Den Trend zur „Nachhaltigkeit“ im Bereich der Geldanlage sieht auch Patrick Schuchter von der Vermögensverwaltung der Volksbank Vorarlberg. Und Anleger, welche auf das Thema nachhaltige Geldanlage setzen, haben mit Sicherheit keine Renditenachteile zu erwarten. Aber durch die Zunahme des Anlageinteresses kam es auch zu einer starken Zunahme bei den angebotenen Investmentlösungen, u.a. mit den bekannten und ebenso fragwürdigen „14 Prozent Waldinvestments-Google-Anzeigen“, was Anlegern die Selektion von erfolgsversprechenden Nachhaltigkeitsinvestments erschwere. „Immer häufiger nützen verschiedene Anbieter den Deckmantel der Nachhaltigkeit nur zu Marketingzwecken, wobei die tatsächliche Anlagepolitik sehr wenig mit Nachhaltigkeit zu tun hat“, sagt Schuchter.
Fonds mit Ausschlusskriterien
Generell gibt es zwei Typen von Nachhaltigkeitsinvestments. Auf der einen Seite Fonds, welche sogenannte Ausschlusskritieren definieren und bestimmte Branchen von vornherein von der Veranlagung ausschließen. „Zumeist werden hier Branchen wie Rüstung, Glücksspiel, Atomenergie oder Gentechnik vom Investmentuniversum ausgeschlossen. Diese Fonds stellen die kompromissloseste Form der nachhaltigen Geldanlage dar“, sagt Patrick Schuchter. Die zweite – und sehr viel häufiger anzutreffende – Art der nachhaltigen Geldanlage seien Fonds mit einem sogenannten „Best in Class“-Ansatz. „Hierbei werden keine Branchen kategorisch ausgeschlossen, sondern es wird in jene Unternehmen investiert, welche innerhalb ihrer Branche ökologische oder ethische Standards bestmöglich umsetzen.
Dass dieser Ansatz teilweise Ergebnisse liefert, die nicht im Interesse der nachhaltig orientierten Anleger sind, zeigt zum Beispiel das Jahr 2010: So war die BP-Aktie im bedeutensten globalen Nachhaltigkeitsindex „Dow Jones Sustainability Index“ auf Platz 6 gelistet – verursachte gleichzeitig aber mit der Explosion der „Deepwater Horizon“ eine der größten Umweltkatastrophen der Geschichte.
„ESG“-Faktoren entscheidend
Für Jürgen Rupp haben sich in den vergangenen Jahren für nachhaltig orientierte Investoren die wichtigen „ESG“-Faktoren als entscheidendes Auswahlkriterium herauskristallisiert. E steht für Environment (Umwelt), S für Social und beinhaltet sozial verantwortliches Handeln, G bedeutet Governance, dabei geht es um die Einhaltung der Prinzipien guter Unternehmensführung. „Nachhaltig orientierte Anleger können in Fonds investieren, bei denen das ESG-Rating einen entscheidenden Bestandteil im Investmentprozess darstellt. Diese Fonds setzen neben den wichtigen finanziellen Kennzahlen auch stark auf die ESG-Kriterien“, so Rupp. Werthaltige Anleger, welche auf die ESG-Faktoren setzen, hätten keinen finanziellen Nachteil. Metastudien
vom Consultingunternehmen Mercer haben festgestellt, dass die Berücksichtigung der ESG-Faktoren sich in vielen Fällen zusätzlich positiv auf den Erfolg der Kapitalanlage auswirke, erklärt der Raiffeisen-Experte.
„Es sollte innerhalb einer Asset-Klasse und Kategorie stets jenes Anlageobjekt bevorzugt werden, das die Nachhaltigkeitskriterien jeweils am besten erfüllt. Dieser Ansatz fördert den Wettbewerb hin zu mehr Natur- und Sozialverträglichkeit in Ländern und Unternehmen. Dies kann über einen „Best in Class“-Ansatz oder ein ESG (Enviroment, Social, Governance)-Screening erfolgen“, sagt Roland Rupprechter. „Wenn nun noch die Standardisierung des Nachhaltigkeitsbegriffs erreicht werden kann, um dadurch eine Vergleichbarkeit zwischen den nachhaltigen Investments zu schaffen, sehen wir die Chance für weiteres Wachstum in diesem Marktsegment als sehr gut an.“ Und mit Einbindung von Investoren über die Kreditmärkte können die Herausforderungen des Klimawandels wesentlich effizienter und schneller angegangen werden, ist er überzeugt.
Österreicher positiv gestimmt
Österreicher stehen übrigens grundsätzlich positiv zu nachhaltigen Geldanlagen und wären auch bereit, dafür auf einen Teil ihrer Rendite zu verzichten. Allerdings fragen sie diese Produkte nicht aktiv nach, sondern müssten von Bankberatern erst auf die Idee gebracht werden. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie im Rahmen einer Diplomarbeit an der Uni Graz. Der Markt für nachhaltige Finanzprodukte hat in Österreich derzeit ein Volumen von 7,1 Mrd. Euro.