Hubert Rhomberg

Kommentar

Hubert Rhomberg

Die Stabilität von Systemen

Markt / 14.04.2015 • 22:26 Uhr

Lassen Sie uns über „Resilienz“ reden: Unter diesem Begriff versteht man die Stabilität von Systemen bzw. deren Widerstandsfähigkeit bei Bedrohungen oder Störungen. In den Ingenieurwissenschaften wird damit auch die Fähigkeit von Systemen bezeichnet, bei einem Teilausfall nicht vollständig zu versagen. In der Psychologie ist damit die psychische Widerstandsfähigkeit einer Person gegenüber auftretenden Krisen und großen Belastungen gemeint.

Die heutzutage so beliebte „totale Effizienz“ ist eine große Gefahr für diese Resilienz. Der Grund: Eine effizienzoptimierte Struktur hat ihre gesamten Ressourcen und ihre komplette Leistungsfähigkeit auf einen bestimmten Zweck, eine bestimmte Aufgabe und deren Randbedingungen optimiert. Alles Überflüssige wurde wegoptimiert oder -rationalisiert. Bedrohen nun allerdings große Veränderungen diese Struktur, schafft sie es nicht mehr, adäquat darauf zu reagieren. Es stehen einfach keine Ressourcen mehr zur Verlagerung zur Verfügung.

In unserem Ökosystem ist die Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen zurzeit ebenfalls alles andere als sichergestellt. Es ist beispielsweise völlig unklar, wie unsere Erde letztlich auf die massiven aktuellen Veränderungen und Eingriffe in einzelnen Dimensionen – wie Versauerung oder Erwärmung – reagieren wird. Vielleicht kippt unser gesamtes System letztlich unumkehrbar in eine falsche Richtung?

Im Zusammenhang mit der fortschreitenden Urbanisierung und Digitalisierung, die letztendlich dazu führen, dass unsere Gesellschaft immer stärker von Strom- und Datennetzen abhängig wird, wird es immer wichtiger, auch darüber nachzudenken, wie wir unsere Möglichkeiten in diesen Bereichen optimieren und auf Ausfälle ganzer (Teil-)Systeme reagieren können. Dazu gehört unter anderem auch die Fähigkeit städtischer Strukturen, selbst bei schweren Schäden zentrale Funktionen aufrechtzuerhalten. Bei einem Blackout des Strom- oder Datennetzes sind sonst massivste Auswirkungen wie der Zusammenbruch der Versorgungslogistik und der Kommunikation mit der Gefahr gesellschaftlicher Unruhen wahrscheinlich.
Diese Horrorszenarien sollten wir uns in Ruhe ansehen, sie analysieren und uns verantwortungsvoll und sachlich darauf vorbereiten. Interessante Informationen dazu gibt es auf www.resilienznetzwerk.at. Denn es geht mir nicht um Panikmache, sondern darum, unsere Zivilgesellschaft zu sensibilisieren und davor zu bewahren, blind in immer größere Abhängigkeiten zu geraten.

In unserem Ökosystem ist die Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen alles andere als sichergestellt.

markt@vorarlbergernachrichten.at
Hubert Rhomberg ist Baumeister und Geschäftsführer der Rhomberg Holding.