„Hey, ich kann ja was!“

Diesen Aha-Effekt wollen Monika Wohlmuth und Birgit Sonnbichler auslösen.
SCHWARZACH. Knapp 7500 Jugendliche haben im letzten Jahr ihre Lehrlingsausbildung in Vorarlberg begonnen. Sie haben sich für „ihren“ künftigen Beruf entschieden. Nicht immer so einfach, sagen Birgit Sonnbichler und Monika Wohlmuth-Schweizer.
Seit diesem Jahr begleiten die ehemalige Personalmanagerin und die ausgebildete Pädagogin Jugendliche auf ihrem Weg in die Arbeitswelt. Denn: Viele Berufseinsteiger seien überfordert von einem Zuviel an Angeboten. Gleichzeitig gäbe es junge Menschen, die sich ihrer Stärken nicht bewusst und nicht zuletzt deshalb orientierungslos seien. Das Damen-Duo unterstützt aber nicht nur die Arbeitssuchenden, sondern auch Unternehmen, indem sie deren Bedürfnisse eruieren und so Bindeglied und Vermittler darstellen.
Sicherheiten fallen weg
Früher gab es eine Handvoll Berufe mit klarem Bild. Heute existieren 400 verschiedene Studiengänge an den Fachhochschulen. Zukunftsforscher prognostizieren gar, dass Jugendliche später einen Job ausüben, den es heute noch gar nicht gibt. „Berufsbilder, beispielsweise in Industrie und Tourismus, werden immer abstrakter. Messen sind gut, aber nur wenn ich schon in etwa weiß, was ich will“, bestätigt Monika Wohlmuth. Bedarf gäbe es etwa an den AHS, wo zwar in der Unterstufe Berufsorientierung ein Thema sei, aber gerade nach der Matura fehle es an Informationen.
Zusammen mit dem Jugendlichen werden zuerst seine „Baustellen“ lokalisiert: Wie geht es ihm, wo blockiert er sich, wo sind Interessen, Werte, Vorbilder und sein Herz? „Oft ist Selbstwert ein Thema“, sagt Monika Wohlmuth. Aus Antworten auf Fragen wie „Wo und wie siehst du mich?“ bekommen die Jugendlichen wertvolle Reflexionen aus ihrem unmittelbaren Umfeld. Mit diesen Informationen lässt sich weiterarbeiten: „Wo gehe ich in Resonanz?“ „Wir legen den Fokus auf die Stärken, nicht auf Fehler. Diesen Blick zu verändern tut gut“, ergänzt Birgit Sonnbichler.
Praxisnahes Arbeiten
Gewinnbringend ist es, wenn die Jugendlichen Erfahrene, die ihre Begeisterung weitergeben, begleiten dürfen, oder jemanden aus ihrem Bekanntenkreis, für dessen Beruf Interesse besteht. Eine wertschätzende Win-win-Situation für beide Seiten.
Ein weiteres Instrument ist ein Zukunftsbild zu visualisieren. „Dabei geht es nicht um eine fixe Lösung, denn das Leben hat Variable“, erklärt Monika Wohlmuth. Aber das Bild soll Kraft und Stärke vermitteln und klären, wie das Ziel zu erreichen ist.
An diesem Punkt kommen meist die Eltern dazu, um ein Feedback über die Talente ihres Sprösslings zu geben. „Hier erleben wir oft berührende Situationen“, freut sich Monika Wohlmuth. Der gesamte Prozess dauert etwa zwei bis drei Monate, bei Bedarf lässt sich ein Jahr später anknüpfen. Eine Zeit, die herkömmliche Institutionen in dieser Intensität schwer bieten können, sind sich die beiden Unternehmerinnen sicher.
„Wir geben Jugendlichen Raum und Zeit, sich mit den Zukunftswünschen zu beschäftigen. Jeder Mensch ist einzigartig und alle Talente werden in einer Gesellschaft gebraucht. Wir möchten, dass jeder Jugendliche seinen Platz im Leben findet, Verantwortung für sich übernehmen und dem Leistungsdruck der Arbeitswelt standhalten kann.“

Zur Person
Mag. Monika Wohlmuth-Schweizer
Pädagogin, ausgebildeter Coach, Personalentwicklerin aus dem Banken- und Industriebereich.
Anwenderin von neuen Lernformen und Visualisierungstechniken.
Infos: www.tageins.net