“Es hätten auch drei Stunden sein können”

Schüler der MS Markt besuchten Senioren im Pflegeheim Höchsterstraße.
Dornbirn “Ich fand unsere Zeit mit den alten Menschen sehr schön und herzerwärmend – ich habe das Gefühl, dass sie auch diese Zeit mit uns genossen haben”, meinte Annamaria (13) und fasste damit die Stimmung treffend zusammen. Zum zweiten Mal war die Klasse 3c der Mittelschule Dornbirn Markt zu Besuch im ersten Stock des Pflegeheims Höchsterstraße. “Jugendliche haben oft wenig Berührungspunkte mit alten Menschen. Mit unseren Besuchen im Pflegeheim möchte ich den Schülern die Scheu nehmen und den Dialog zwischen den Generationen fördern”, erklärt Lehrerin Tuba Fischer, die das Projekt im Rahmen des Sozialkundeunterrichts durchführt.

Besondere Begegnungen
Beim Besuch wurden die Mittelschüler bereits von den Bewohnerinnen und Bewohnern erwartet. Das Pflegepersonal hatte im Aufenthaltsbereich Tische zusammengestellt und Brettspiele bereitgestellt. Die Jugendlichen hatten im Vorfeld Fragen vorbereitet, die den Gesprächseinstieg erleichtern sollten, und verteilten sich auf die einzelnen Tische. Da einige der Bewohner an Demenz erkrankt sind, fiel die Kontaktaufnahme nicht immer leicht. “Manchmal war es komisch, mit den älteren Menschen zu sprechen. Manchmal hat man sich nicht verstanden”, erzählte Moritz (12). Mit der Zeit klappte es jedoch immer besser. So erfuhr er etwa von einem Bewohner, dass dieser drei Jahre lang in Australien gelebt hatte. “Ich glaube, es hat sie gefreut, mit Jüngeren zu sprechen – ein Mann konnte sogar noch ein ganzes Gedicht mit vielen Strophen aufsagen”, so Moritz.

Ähnliche Erfahrungen machte auch Alina (13): “Vor allem ihr großes Wissen beeindruckte mich. Ich habe einen Mann kennengelernt, der sehr viel über sein Leben erzählt hat, und war fassungslos, wie viel Tolles er erlebt hat.” Besonders laut ging es am Spieletisch zu, wo sich zwei Jugendliche mit zwei Seniorinnen eine Partie “Mensch ärgere dich nicht” lieferten. “Es ist so lustig”, meinte eine der Seniorinnen und kickte die Spielfiguren der Burschen genüsslich vom Brett.

Einblick in Pflegeberuf
Die Jugendlichen bekamen dabei auch einen Einblick in den Alltag im Pflegeheim. “Ich habe bemerkt, wie anstrengend es ist, eine Pflegeperson zu sein – immer die Bedürfnisse der Menschen im Blick zu haben und mit ihnen zu sozialisieren”, meinte Annamaria. Auch Moritz stellte fest, dass der Pflegeberuf anspruchsvoll ist und stressig sein kann. Gleichzeitig erlebten die Schülerinnen und Schüler, wie wichtig solche Einrichtungen sind. “Es war schön zu sehen, wie gut die alten Menschen betreut werden”, fand Alina.

In einem waren sich alle einig: Trotz anfänglicher Unsicherheiten verging die Zeit wie im Flug. “Es hätten auch gerne drei Stunden sein können – ich würde jederzeit wieder hingehen”, sagte Moritz. Auch Alina freut sich bereits auf den nächsten Besuch, der ruhig länger dauern darf. Zum Abschluss sangen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Senioren zwei Weihnachtslieder – begleitet von Moritz auf der Gitarre. Bei “Last Christmas” taten sich die Senioren noch etwas schwer, bei “In der Weihnachtsbäckerei” stimmten schließlich deutlich mehr mit ein.

Gegenseitige Bereicherung
Vor Weihnachten steht noch ein weiterer Besuch der Jugendlichen im Pflegeheim auf dem Programm. Ob es im neuen Jahr eine Fortsetzung geben wird, ist noch offen. “Es hat sich aber auf jeden Fall schon jetzt gelohnt. Es war für mich als Lehrperson schön zu sehen, wie sehr sich die Jugendlichen bemühten und wie offen die alten Menschen ihnen begegneten”, sagte Tuba Fischer. LCF












