“Bescheiden bleiben und Lebenssinn finden”

Markt / 22.04.2015 • 22:19 Uhr
Junge-Wirtschaft-Vorsitzende Stefanie Walser und Prof. Fredmund Malik im Gespräch mit VN-Redakteur Andreas Scalet (v. l.).  
Junge-Wirtschaft-Vorsitzende Stefanie Walser und Prof. Fredmund Malik im Gespräch mit VN-Redakteur Andreas Scalet (v. l.).  

Fredmund Malik über das Image des Managements und Chancen für Familienunternehmen.

St. Gallen. (VN-sca) Der Lustenauer Fredmund Malik (70) ist, so das US-amerikanische Wirtschaftsmagezin Business Week, „einer der einflussreichsten Wirtschaftsdenker in Europa“, sein Fachbuch „Führen Leisten Leben“ zählt zu den 100 besten Wirtschaftsbüchern aller Zeiten. Am kommenden Mittwoch, 29. April, wird Malik bei einer Veranstaltung der Jungen Wirtschaft Vorarlberg, deren Vorstandsmitglied er in den 80er-Jahren war, zum Thema „Erfolgsmodell Familienunternehmen“ sprechen. Die VN besuchten den Managementexperten in seinem St. Galler Unternehmen und sprachen mit ihm und der Junge-Wirtschaft-Vorsitzenden Stefanie Walser über Management in der Imagekrise, über die Grundvoraussetzungen von Erfolg und über Familienunternehmen.

„Fehlentwicklung“

Dass das Ansehen von Managern in den vergangenen Jahren gelitten habe, sei nicht dem Gros der Manager anzukreiden, einige wenige schwarze Schafe in Großunternehmen seien daran schuld, die sich in den Vordergrund spielten und ihren Reichtum präsentierten. Dieses medial vermittelte Bild habe auch jene getroffen, die gute Arbeit leisten, sagt Fredmund Malik und stellt klar, dass er dies immer als absolute Fehlentwicklung bezeichnet habe, sei aber damit zeitweise ziemlich allein dagestanden. Das hat sich geändert. Die Expertise des Lustenauers ist nicht nur in der Wirtschaft gefragt, auch Kommunen, Kliniken und Universitäten auf der ganzen Welt gehören zum Kreis seiner Kunden. Auch wenn man es z. B. in Ämtern nicht so genannt habe, seien es doch Managementaufgaben, die dort geleistet werden, erklärt Malik.

Pflichtaufgaben

Malik hat schon als Bub in der Stickerei seines Großvaters geholfen; er weiß, wie Wirtschaft funkioniert. Sein Ansatz setzt aufs solide Handwerk und sieht die Aufgaben guten Managements über Unternehmensgrenzen hinweg, nämlich ganzheitlich und langfristig, was in börsennotierten Unternehmen mit dem Blick auf den Shareholder-Value nicht immer einfach sei. Klar sei, so Malik, dass ein Unternehmen profitabel geführt werden müsse, dass die Zahlen stimmen, dass ein guter Manager jeden Tag daran denke, seine Pflichtaufgaben zu machen, zu denen der Kundennutzen ebenso zählt wie die Innovation und die Marktstellung. Aber er müsse sich auch im sozialen Umfeld sehen, und hier kommen besonders Familienunternehmen ins Spiel.

Besondere Verantwortung

Familienunternehmen haben nicht nur eine besondere Verantwortung zu tragen, sie haben auch das Verantwortungsgefühl für das soziale Umfeld, so der habilitierte Professor für Unternehmensführung an der Universität St. Gallen: Unternehmer unterscheiden sich auch dadurch, dass ihre Verantwortung größer ist, dass sie im Gegensatz zu angestellten Führungskräften für das, was sie tun, mit eigenem Geld und der eigenen Reputation geradestehen. Sie haben gegenüber den börsennotierten Unternehmen aber auch den Vorteil, dass sie langfristig denken, planen und arbeiten können. „Viele gehen nicht an die Börse, weil sie Unternehmer sein und deshalb unabhängig sein wollen.“ Wie man auch in wachsenden Firmen die Übersicht bewahrt und den Erfolg prolongiert, ist für Malik klar: Aufmerksam bleiben, die Dinge täglich hinterfragen und nicht übermütig werden. Bescheiden zu bleiben und im Unternehmen Lebenssinn zu finden, sei außerdem wichtig, wenn man Erfolg haben will.

Aufmerksam bleiben und die Dinge täglich hinterfragen.

Fredmund Malik

Fakten

» Prof. Dr. Fredmund Malik ist an der Universität St. Gallen habilitierter Professor für Unternehmensführung, international ausgezeichneter Managementexperte sowie Gründer und Chairman von Malik St. Gallen. Er ist Autor von mehr als zehn Büchern. “Führen Leisten Leben” zählt zu den 100 besten Wirtschaftsbüchern aller Zeiten.

» Erfolgsmodell Familienunternehmen – Richtige Strategien für eine unbekannte Zukunft“ – Keynote-Sprecher Fredmund Malik, Frühjahrsveranstaltung der JWV, Mittwoch, 29. April 2015, 19 Uhr, Festspielhaus Bregenz, Anmeldung: Sabine Allgeier, sabine.allgeier@wkv.at