Bäckermeister Schertler wird im Herbst Hotelier

Markt / 06.07.2015 • 19:00 Uhr
Das ehemalige Karniesenwerk bietet Johannes Schertler nun Platz für Bäckerei und Hotel. Foto: Lerch
Das ehemalige Karniesenwerk bietet Johannes Schertler nun Platz für Bäckerei und Hotel. Foto: Lerch

Die Feldkircher Bäckerei Schertler stemmt sich gegen den Trend und expandiert. 

Feldkirch. (VN-gms) Aufgebackene Teiglinge sorgen derzeit in einem der ältesten Handwerke überhaupt, dem Bäckergewerbe, nicht nur für Schrecken, sondern auch für einen echten Kahlschlag. Gegen den Trend zum Aufbackbrot im Diskounthandel stemmt sich die Traditionsbäckerei Schertler, sie investiert und expandiert. Da die Backstube in der Feldkircher Marktgasse aus allen Nähten platzte, errichtete Johannes Schertler (43) in Tosters eine große, moderne Backstube. Seit zwei Monaten arbeiten dort zehn Bäcker, Konditoren und Lehrlinge. 

Business-Hotel

Im Gebäude wird nicht nur gebacken, auch eine weitere Verkaufsfiliale findet Platz. Außerdem eröffnet die Bäckerfamilie im Herbst dort auch ein Business-Hotel mit 14 Doppelzimmern. Schertler investiert etwa 2,5 Millionen Euro im ehemaligen Werk der AVS-Schertler-Vorhangschienen KG., die ebenfalls der Familie gehörte, bevor sie in der Schertlerbrot GmbH & Co KG aufging.

Während Schertler expandiert, schlitterten im Land gerade zwei Bäcker in die Pleite. Im ersten Halbjahr meldete der Götzner Plazibeck ebenso Insolvenz an wie die Feldkircher Montfortbäckerei. Auch bundesweit steht die Branche unter Druck. Während Plazi Bäck von einer „großzügigen Filialstrategie, die wirtschaftlich nicht erfolgreich umgesetzt werden konnte“ sprach, machen viele in der Branche  Discounter wie Hofer und Lidl mit ihrem Frischbrotkonzept für das Bäckersterben verantwortlich. Für Schertler ist das kein Argument. Der Erfolg von Bäckereien hänge stark von der Qualität des Angebots ab, betont er, der im Stammhaus in der Marktgasse und den Filialen Nofels, Altenstadt, Gisingen und Dornbirn sowie bald in Tosters rund 80 Brotsorten anbietet. Es gebe einen Markt für Discounter und für Bäcker, ist er überzeugt. Das sei bei den Bäckern nicht anders als etwa bei den Metzgern.

Kundengeschmack

„Wer in Feldkirch einen guten Nussgipfel will, kommt zum Schertler“,  ist er überzeugt. Die Kunden sind es auch, die für die Qualität sorgen. „Ich kann meine 80 Brotsorten nicht jeden Tag selber kosten“, so der Bäcker, da verlasse er sich auf den Geschmack der Kundschaft. So habe sich beispielsweise das Raumklima in der neuen Backstube im Geschmack gezeigt. Inzwischen schmeckt das Brot aber wieder so, wie es die Kunden gewohnt sind, so Schertler.

Die neue Filiale in Tosters soll nicht die letzte sein. Aktuell verhandelt Schertler, der auch in der Immobilien­entwicklung mit der Firma K8 Immobilien OG erfolgreich ist, mit der Montfortbäckerei über die Übernahme einer Filiale. Übrigens kennt die Familie Schertler das Gastgewerbe schon: Sie betreibt ein Gästehaus in Warth und das Gasthaus Auerhahn in Lech-Zug.