“Wir wollen dann arbeiten, wenn auch Arbeit anfällt”

Industriellenvereinigung zur Freizeitoption: Ja, aber zuerst braucht es Flexibilisierung.
Lustenau. (VN-reh) Gewerkschafter Norbert Loacker (62) fordert die Einführung einer Freizeitoption, also die Möglichkeit, statt einer Lohnerhöhung Freizeit in Anspruch zu nehmen. Vonseiten der Arbeitgeberverbände ortet er noch Skepsis, bislang sei nur die Industriellenvereinigung offen für das Thema. Dies bestätigt Martin Ohneberg (44), Präsident der IV Vorarlberg, gegenüber den VN, fordert aber zuvor mehr Flexibilität. „Es ist richtig, dass es je nach Branche und betrieblicher Struktur in einigen Fällen Bereitschaft gibt, die Freizeitoption anzuwenden. In einigen Branchen besteht aber der dringende Wunsch, über die lang geforderte Flexibilisierung eine Einigung zu erzielen, bevor über die Freizeitoption gesprochen wird.“ Konkret heiße das, dann arbeiten zu können, wenn die Arbeit anfällt. Also eine Ausweitung der Gleitzeitmodelle sowie höhere Tagesarbeitszeiten, ohne insgesamt länger zu arbeiten, und ohne längere Durchrechnungszeiträume. „Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind und Betrieb und Mitarbeiter sich eine Freizeitoption vorstellen können, dann spricht vieles für diese freiwillige Vereinbarung.“ Jedoch ist er überzeugt, dass in konjunkturell schwierigen Zeiten Diskussionen, die sich nur um mehr Freizeit drehen, die Arbeitsmoral nicht unbedingt steigern. „Die sinnvollste arbeitsmarktpolitische Maßnahme bleibt es, Arbeit abgabenmäßig zu entlasten und flexibler gestaltbar zu machen.“
Stichwort
Freizeitoption. Sie bietet jedem Arbeitnehmer die Möglichkeit, anstelle einer IST-Lohnerhöhung zusätzliche Freizeit zu vereinbaren. Grundvoraussetzung für die Nutzung ist der Abschluss einer Betriebsvereinbarung. Anstelle einer zweiprozentigen Lohnerhöhung kann zusätzliche bezahlte Freizeit von mindestens einer Woche pro Jahr in Anspruch genommen werden. Diese Zeit gilt nicht nur für ein Jahr, sondern jedes Jahr.