Loacker gewinnt im Bau-Krimi

Markt / 04.08.2015 • 22:18 Uhr
Loacker gewinnt im Bau-Krimi

Recyclingspezialist erhält nach fünf Jahren den Baubescheid. Altach nimmt es zur Kenntnis.

Götzis. (VN-reh) „Was lange währt, wird endlich gut“ wäre wohl ein passendes Sprichwort, oder besser noch nach Goethe „Wer das Recht hat und Geduld, für den kommt auch die Zeit.“ Fünf Jahre hat es gedauert, bis man bei Loacker Recycling in Götzis den rechtskräftigen Baubescheid für die Betriebsentwicklung in den Händen halten kann. Daran hatten die Verantwortlichen schon kaum mehr geglaubt. Dementsprechend groß war die Verblüffung.

Alles begann 2010

Es war Ende 2010, als Loacker bekannt gab, zehn Millionen Euro am Götzner Hauptsitz zu investieren. Entstehen sollten ein neues Bürogebäude, eine Werkstatthalle sowie ein Mitarbeiter-Wohnhaus. Was dann folgte, war ein Krimi erster Güte. Denn während sich der damalige Götzner Bürgermeister Werner Huber beeindruckt zeigte vom vorbildlichen Prozess, in den die Gemeinde von Anfang miteingebunden wurde, war sein Altacher Kollege, Gottfried Brändle, so gar nicht begeistert von den Loacker-Plänen. Und das, obwohl das Areal von Loacker auf Götzner Boden steht. Dabei ging es vor allem um den bestehenden Schredder, den Loacker 50 Stunden in der Woche laufen lassen wollte. Bürgermeister und Anrainer liefen Sturm dagegen. Mit Erfolg, denn der Umweltsenat entschied, dass es für das Vorhaben eine Umweltverträglichkeitsprüfung braucht. Loacker legte den Schredder-Ausbau vorerst zu den Akten. Ruhe war damit aber nicht eingekehrt. Es folgten Beschwerden wegen Geruchsbelästigung, wegen gesundheitsschädlicher Ausstöße sowie wegen zu geringer Festlegung des Hochwasserschutzes. Auch gegen den Baubescheid der Landesregierung zur Erweiterung legte Altach Beschwerde ein. Die Kritik der Altacher Anwälte: Die Gutachten seien weder ausreichend noch rechtlich korrekt.

Genehmigung ist da

Nun, fünf Jahre später, ist die Betriebsentwicklung genehmigt. Das Landesverwaltungsgericht hat den rechtskräftigen Baubescheid ausgestellt. Im September kann mit den Bauarbeiten begonnen werden. Altach hätte zwar noch die Möglichkeit gehabt, eine Beschwerde dagegen einzulegen, darauf wurde aber bewusst verzichtet, wie Bürgermeister Gottfried Brändle gegenüber den VN erklärt. Den positiven Baubescheid nehme er zur Kenntnis, möchte dies aber nicht weiter kommentieren. Werde allerdings hinsichtlich Schredder-Ausbau ein weiterer Anlauf genommen, werde man alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. „Der Schredder gehört nicht an diesen Standort“, sagt Brändle, der aber mit Loacker gerne über mögliche Alternativen sprechen will. Letztlich versuche man, mit dem Betrieb ein gutes Auslangen zu finden.

Durch die Loacker-Erweiterung entstehen rund 100 neue Arbeitsplätze am Heimatstandort Götzis. Vor allem sollen Synergien geschaffen werden, denn die Unternehmenszentrale wird im Zuge der Bautätigkeit nach Götzis verlegt. Eine gute Nachricht ist der positive Baubescheid auch für jene Mitarbeiter, die die letzten Monate in Container-Büros arbeiteten, weil niemand mit so einem langen Verfahren gerechnet hatte.

Kosten: 25 Millionen Euro

Loacker investiert insgesamt rund 25 Millionen Euro, zweieinhalbmal so viel wie noch vor fünf Jahren budgetiert war. Zum einen haben sich die Baukosten seither verteuert, zum anderen wird in zusätzliche Maßnahmen wie Schallschutz investiert. Dennoch, die Freude bei Loacker ist groß. „Eine intensive Zeit liegt hinter uns. Jetzt sind wir aber froh, Anfang September endlich mit den Bauarbeiten beginnen zu können“, sagt Geschäftsführer Karl Loacker, der sich auch ausdrücklich bei den Handwerkern und Architekten bedanken möchte. Denn auch diese hatten nicht damit gerechnet, dass sich ihre Aufträge um Jahre verzögern würden, und hatten diese bereits budgetiert. „Sie haben uns trotz dieser langen Zeit der Verhandlungen die Treue gehalten“, ist Loacker froh.

Was die Rechtsstreitigkeiten die Beteiligten gekostet haben, darüber kann nur spekuliert werden. Insider sprechen von einem kleinen Vermögen, das für Anwälte und Gutachter ausgegeben wurde.

Eine intensive Zeit liegt hinter uns. Jetzt sind wir froh, zu beginnen.

Karl Loacker