Getzner webt weiter am Erfolg

Textilunternehmen will nicht nur beim Umsatz zulegen, sondern erweitert auch Firmensitz.
Bludenz. Die Textilindustrie gilt gemeimhin als Branche, die sich am absteigenden Ast befindet. Zu stark scheint die Konkurrenz aus Fernost, die dank billigen Lohnkosten die europäische Konkurrenz vom Markt drängte. Aber es gibt auch andere Beispiele – zum Beispiel Getzner Textil aus Bludenz. Das Unternehmen konnte in den vergangenen beiden Jahren den Umsatz um 50 Prozent steigern und betreibt einen konsequenten Expansionskurs. Dabei verzichtet man konsequent auf Auslagerung in Billiglohnländer. Das liegt auch daran, dass die Textilprodukte von Getzner mit viel Know-how punkten und dieses Wissen soll in Vorarlberg bleiben, so Getzner Textil Geschäftsführer Josef Lampert (62). Zudem sei es auch der Auftrag der Eigentümer, Bludenz als Produktionsstandort zu sichern. Das 1818 gegründete Unternehmen befindet sich noch im Besitz der weitverzweigten Familie Getzner.
Die Expansion zeigt sich nicht nur in den Geschäftszahlen, sondern auch in den Investitionen, die getätigt werden. Etwa 100 Millionen werden in die Erweiterung der Produktionskapazitäten am Firmensitz in Bludenz und an einem weiteren Standort in Gera investiert. Die erste Bauphase in Bludenz, es wurden 13 Millionen Euro investiert, läuft seit 2014 und befindet sich in der Endphase.
Bis März 2016 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Es wurde ein neues Hochregallager errichtet, der Altbestand adaptiert und die bestehende Werkstätten erneuert und aufgestockt. Unter anderem entsteht eine 400 Quadratmeter große Lehrwerkstätte für die 60 Metallbau- und Elektrotechniklehrlinge des Unternehmens. Für Lampert ein wichtiger Schritt im Konkurrenzkampf um gute Lehrlinge. Mit einem attraktiven Angebot will man junge Menschen für das Unternehmen begeistern und sich so Fachkräfte für die Zukunft sichern.
40 Millionen für Neubauten
Im Spätherbst startet die nächste Bauphase, die noch weit umfangreicher ausfallen wird. Vom Mutterunternehmen Getzner, Mutter & Cie. wurden 20.000 Quadratmeter an das Firmengelände angrenzendes Land erworben. Auf diesem Areal entsteht eine 90 mal 60 Meter große Appreturen-Halle, in der neben diversen Kleinmaschinen vor allem ein Spannrahmen, Kalanderanlagen und eine Mercenerier-Maschine Platz finden werden. Zusätzlich entsteht eine neue Schreinerei mit Baulager und in der alten Garnfärberei wird eine moderne Stückfärberei errichtet. 40 Millionen Euro lässt man sich diesen Ausbau kosten, insgesamt 14.400 Quadratmeter Nutzfläche werden entstehen. 40 neue Arbeitsplätze werden dabei in Bludenz geschaffen. Fertigstellung und Aufnahme der Produktion soll im Sommer 2017 erfolgen.
50 Prozent Wachstum
Auch am Standort im ostdeutschen Gera investiert Getzner, wie die VN bereits berichtete: seit dem Frühjahr entstehen dort um 47 Millionen Euro 180 zusätzliche Webmaschinen, die ab Frühjahr 2016 die Produktion aufnehmen sollen.
Dass die Investitionen Früchte tragen werden, davon ist man in Bludenz überzeugt. Getzner-Chef Lampert rechnet damit, dass man bis 2018 den Umsatz um weitere 50 Prozent von aktuell 180 Millionen Euro auf 270 Millionen Euro steigern wird.
2018 ist für Getzner ein Schlüsseljahr, denn das Unternehmen wird dann das 200-Jahr-Jubiläum feiern. Auch dafür hat man bereits Pläne und das Festgelände steht bereits fest. In Richtung neue Gerberstraße gibt es nach dem Grundkauf und Neubau noch Grundreserven – hier wird gefeiert.
Getzner Textil AG
» Mitarbeiter: 733 (mit Töchtern 938)
» Umsatz: 181,1 Millionen Euro (95% Exportanteil)
» Gewebe-Absatz: 33,5 Millionen Quadratmeter
» Betriebe: 3 Webereien mit 318 Webmaschinen, ein Ausrüstbetrieb und ein Färbereibetrieb