Winterkorn tritt zurück
Im VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte wirft Konzernchef Winterkorn das Handtuch.
Wolfsburg. (VN) Die schwere Vertrauenskrise nach dem Abgasskandal in den USA hat VW-Chef Martin Winterkorn zum Rücktritt gezwungen. Nach einer ganztägigen Krisensitzung der obersten Aufseher in Wolfsburg teilte er mit: „Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen-Konzern möglich waren.“ Als Vorstandschef übernehme er die Verantwortung.
Der Interimsvorsitzende Berthold Huber drückte Betroffenheit über die manipulierten Messungen beim Schadstoffausstoß von Dieselmotoren aus, der zu einem schweren Vertrauensverlust geführt habe. Das Präsidium sei entschlossen, einen glaubwürdigen Neuanfang zu machen. Über die personelle Neubesetzung werde am Freitag in der Aufsichtsratssitzung gesprochen. Der Konzern gerät nun auch in Deutschland ins Visier der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig gab den Beginn von Vorermittlungen gegen VW bekannt. Mögliche rechtliche Schritte gegen verantwortliche Mitarbeiter der Volkswagen AG stünden dabei im Mittelpunkt, hieß es. Eine Kommission der Bundesregierung hat mittlerweile in Wolfsburg mit der Prüfung begonnen, ob elf Millionen Dieselautos deutschen und europäischen Regeln entsprochen haben. In den USA drohen Volkswagen sowohl wegen möglicher Straftaten wie Betrug als auch wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Umweltgesetze hohe Strafen und Bußgelder. Der Skandal betrifft nach Konzernangaben weltweit rund elf Millionen Fahrzeuge mit Motoren vom Typ EA 189.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer für den Konzern gab es an der Frankfurter Börse. Dort stieg der Kurs der VW-Aktie nach einem zweitägigen dramatischen Kursverfall wieder an.