Viel verändern und Geld sparen

Markt / 25.11.2015 • 20:11 Uhr
 Alexander Stefes: „Viele wären bereit, mehr zu tun.“  Foto: privat
 Alexander Stefes: „Viele wären bereit, mehr zu tun.“  Foto: privat

Wie können Unternehmen in der Region das Klima schützen? Der Club of Rome sagt es.

Schwarzach. (VN-sca) Bevor die UNO zur Klimakonferenz in Paris ein neues Klimaschutzabkommen verhandelt, hält die Fachhochschule Vorarlberg im diesjährigen „Europäischen Jahr der Entwicklung“ zusammen mit Care Österreich ein Symposium zum Thema ab. Am Podium wird Alexander Stefes, Executive Director The Club of Rome, vortragen. Die VN sprach mit ihm im Vorfeld der Veranstaltung.

Was kann die Wirtschaft tun, um den Klimawandel zumindest nicht zu beschleunigen?

Alexander Stefes: Kurz und einfach gesagt: Die Wirtschaft sollte alle ihr zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen, um Emissionen durch Treibhausgase, insbesondere CO2, zu vermeiden oder zu verringern und Verantwortung übernehmen, auch über eigene Produkte und Produktionsprozesse hinaus. Das gilt nicht nur für grenzüberschreitend oder global tätige Unternehmen, denn auch im lokalen und regionalen Bereich kann man viel verändern und dabei langfristig Geld sparen. Die meisten Unternehmen sind sich der Bandbreite an Möglichkeiten zur Reduktion von Emissionen oft gar nicht bewusst.

Wie dramatisch ist die Lage tatsächlich? Kritiker bezweifeln die Szenarien mit Verweis auf frühere Voraussagen, die nicht eingetroffen sind.

Stefes: Ein Teil des Problems ist wohl, dass Klima- und Klimafolgeforschung in der Vergangenheit oft falsch verstanden oder schlecht kommuniziert wurden. Unser Klima ist ein äußerst komplexes und sensibles Gebilde, von einer Vielzahl von Faktoren abhängig. Um Zukunftsszenarien zu entwickeln, ist es notwendig, bestimmte Annahmen zu treffen, auf deren Grundlage ein Bild für die Zukunft erstellt wird. Je nachdem, wovon ich ausgehe, wie ich die weitere Entwicklung einschätze und welche Gewichtung ich einzelnen Faktoren gebe, verändert sich natürlich das Ergebnis.

Wie werden sowohl Klein- und Mittelbetriebe als auch Konzerne ihrer Verantwortung gerecht?

Stefes: Viele Klein- und Mittelbetriebe tun, was sie können. Viele wären bereit, mehr zu tun, wenn sie sich auf verlässliche, langfristige Unterstützung verlassen könnten. Außerdem würde es helfen, wenn sie auch das Gefühl haben könnten, dass ihr Engagement gewürdigt wird und in der Gesamtstrategie zur Reduktion des Emissionsausstoßes z. B. eines Landes sinnvoll ist. Ich kann gut nachvollziehen, dass die Motivation, auf lokaler oder regionaler Ebene zu handeln, inzwischen gering ist, wenn sich die größten Emissionsemittenten lediglich mit Scheinmaßnahmen und geschickt vermarktetem Greenwashing ohnehin nicht dazu bewegen lassen, ihr äußerst profitables Geschäftsmodell zu überdenken.

Was braucht es für Instrumente, um gegen den Wandel anzukämpfen?

Stefes: Wir brauchen verbindliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die den Ausstoß von Emissionen mit dem Preis versehen, den er langfristig für den Planeten hat. Wir müssen damit aufhören, den Wert von funktionierendem Klima, Umwelt und Natur mit genau null Euro in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einfließen zu lassen. Ihre kontinuierliche, noch immer ungebremste Zerstörung muss so viel kosten, dass klima- und umweltschonende Alternativen eindeutig günstiger sind. Wir brauchen weitere Investitionen in Forschung und Entwicklung. Wir brauchen ein funktionierendes globales Abkommen, das dem Wachstumsbedarf der armen Teile unseres Planeten trotzdem gerecht wird.

Ihre Empfehlung an Firmen und Menschen?

Stefes: Wachsam sein; Scheinlösungen und faule Kompromisse hinterfragen; sich nicht in blindem Aktionismus verzetteln und darüber die großen Klimasünder aus den Augen verlieren; sich die Kosten der globalen Erwärmung vergegenwärtigen und darauf das eigene Handeln begründen; Verantwortung übernehmen und sich darüber informieren, welche Möglichkeiten zum Klimaschutz für die eigene Firma oder sich selbst in Frage kommen; noch mehr Druck auf Politik und Wirtschaft ausüben. Und vielleicht sollten wir aufhören, uns mit der eigenen Verantwortung zu quälen, während sich im Großen doch nicht viel ändert. Wenn Sie die Glühbirne in Ihrer Küche durch eine Energiesparlampe ersetzen, fragen Sie sich nicht, ob das nun etwas bringt. Fragen Sie sich, ob Sie nicht vielleicht einfach das Richtige tun.

Symposium

» Klimawandel! Who cares? – Time to act

» Veranstaltungsort: Fachhochschule Vorarlberg CAMPUS V, Dornbirn

» Datum: Heute, 26. November 2015, ab 12.45 Uhr Einführungsworkshop Zukunftsfähig wirtschaften.

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist frei.