Pleitegeier findet heuer wenig Futter im Land

In Vorarlberg gibt es so wenige Firmeninsolvenzen wie seit über 20 Jahren nicht mehr.
Dornbirn. (VN-reh) Das ist einmal ein guter Einstand: Armin Rupp (49), seit Herbst Niederlassungsleiter des Kreditschutzverbandes KSV1870 in Vorarlberg, kann in seiner ersten Bilanz gleich Positives vermelden. Die Unternehmensinsolvenzen in Vorarlberg sind heuer auf dem tiefsten Stand seit über 20 Jahren, und auch die Privatinsolvenzen stabilisieren sich auf dem Vorjahrsniveau.
In der vorläufigen Hochrechnung für 2015 sind es 132 Unternehmen, die in die Pleite schlitterten. Das sind um 18 Prozent weniger als im Vorjahr und ein historisch niedriges Niveau, wie Armin Rupp betont. Der bisherige Negativrekord wurde im Jahr 2010 mit 288 Firmenzusammenbrüchen erzielt.
Auch bei den Gesamtschulden (Passiva) gab es heuer einen Rückgang von 18,6 Prozent auf 48 Millionen Euro. Nur bei den betroffenen Beschäftigten wurde eine Steigerung von rund 28 Prozent auf 531 Mitarbeiter verzeichnet. Davon waren aber allein 134 Mitarbeiter bei der insolventen Intersky Gruppe beschäftigt, bei der man bislang beim KSV von mindestens sechs Millionen Euro Passiva ausgeht. Hier müsse man aber noch abwarten, weil die Anmeldefrist für Gläubigerforderungen noch laufe, sagt Rupp. Die größte Firmenpleite in Vorarlberg in diesem Jahr legte nach jetzigem Stand die Walter Zimmermann GmbH in Nüziders mit Schulden in der Höhe von 6,6 Millionen Euro hin.
Niedrige Zinsen und Energie
Die Gründe für den Rückgang bei den Firmenpleiten sieht der KSV-Niederlassungsleiter im tiefen Zinsniveau und bei den niedrigen Energiepreisen. Zudem hätten die Unternehmen ihre Lehren aus der Finanzkrise im Jahr 2009 gezogen, ist er überzeugt. Auffallend ist heuer aber, dass nach Jahren mit vielen kleinen Pleiten einige Großinsolvenzen zu verzeichnen sind. Die sieben größten Insolvenzen haben ein Volumen von 43 Prozent der Gesamtverbindlichkeiten.
Die derzeit gute Situation bei den Insolvenzen wird im kommenden Jahr allerdings nicht anhalten. Momentan habe man die Talsohle erreicht, ein so niedriges Niveau sei keine Selbstverständlichkeit, betont Rupp. Es wird also wieder mehr Firmenpleiten geben. Ein erstes Anzeichen dafür, dass der Rückgang ein Ende findet, liefert der Vergleich der beiden Halbjahre 2015. Das erste Halbjahr brachte deutlich weniger Insolvenzen hervor als das zweite. Rupp geht daher für 2016 von einem Anstieg von fünf bis zehn Prozent aus. Die positiven Effekte aus Zinsen und Energiepreisen halten zwar an, jedoch fehle den Unternehmen eine entsprechende Investitionsbereitschaft. Dazu kommt ein zurückhaltendes Wirtschaftswachstum.
Privatkonkurse stabil
Die Privatkonkurse sind heuer um 1,7 Prozent auf 411 gestiegen und somit mehr oder weniger stabil. Das sei, so Armin Rupp, der guten Schuldenberatung in Vorarlberg zu verdanken. Die durchschnittliche Schuldenhöhe liegt bei 120.000 Euro. Auch hier erwartet er im nächsten Jahr aufgrund der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit wieder einen leichten Anstieg. Zwar sorgt das niedrige Zinsniveau für ein Gegengewicht, dies motiviere aber auch zum weiteren Schuldenmachen.
Die Firmeninsolvenzen haben die Talsohle erreicht.
Armin Rupp, KSV1870