Wallner: “Es gibt Bereiche, wo wir besser werden können”

Markt / 12.01.2016 • 22:23 Uhr
LH Markus Wallner am Montagabend beim IV-Empfang mit Martin Ohneberg und Mathias Burtscher. Foto: IV
LH Markus Wallner am Montagabend beim IV-Empfang mit Martin Ohneberg und Mathias Burtscher. Foto: IV

LH Wallner begrüßt Industrie-Strategie. Wichtige Maßnahmen wie Markenbildung bereits eingeleitet.

Schwarzach. (VN-reh) Die Neujahrsansprache von Martin Ohneberg, Präsident
der Industriellenvereinigung Vorarlberg, sorgte für viel Gesprächsstoff. „Der Standort Vorarlberg ist Mittelmaß“ – noch nie wurde das in dieser Deutlichkeit öffentlich ausgesprochen. Nun liegt ein 35-Punkte-Katalog mit den dringendsten Forderungen der IV auf dem Tisch. Gerichtet ist dieser an die Landesregierung, denn alle Einzelmaßnahmen haben die Besonderheit, dass sie direkt in Vorarlberg umsetzbar sind. Vonseiten der IV vermutete man nach den klaren Ansagen beim Empfang zunächst eine Schockstarre bei den zuständigen Politikern.

Schockiert ist Landeshauptmann Markus Wallner überhaupt nicht, wie er im VN-Gespräch betont. Ganz im Gegenteil: Er sieht die Industrie-Strategie als positiven Vorstoß. „Bei mir werden offene Türen eingerannt, wenn es darum geht, Standort und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.“ Dass der Standort im internationalen Vergleich nur Mittelmaß ist, lässt er so aber nicht gelten. Er wolle sich auch nicht auf diese Worthülsen einlassen. „Das ist schade um die Strategie.“ Es gebe aber viele Bereiche, in denen Vorarlberg europaweit an der Spitze liege. Genauso wenig dürfe man sich auf den Lorbeeren ausruhen. Es gebe durchaus Bereiche, in denen man besser werden könne, sagt Wallner zumindest selbstkritisch. „Man muss sich mit den Besten messen.“ Und das heiße mit den besten Regionen, wie es sie in Deutschland und in Italien gebe. Auch in der Schweiz, dort sei entgegen der Meinung der IV aber nicht alles gut.

Vieles ist Pflichtprogramm

Generell würden sich die Herausforderungen und Maßnahmen, die Präsident Ohneberg präsentierte, im Wesentlichen mit seinen Überlegungen und Schwerpunkten decken, betont Wallner. Standortfaktoren wie Deregulierung und Entlastungsstraße seien beispielsweise Pflichtprogramm für die Landesregierung. Es gebe aber unter den 35 Handlungsempfehlungen durchaus viele interessante Punkte. Vor allem der Bereich Forschung und Innovation habe viel Potenzial. So sei ein Impulszentrum für Forschung und Entwicklung durchaus interessant. Genauso sieht er in den Zukunftstechnologien wie smart textiles große Entwicklungschancen. Auch für eine Zusammenlegung von Verwaltungsstrukturen sei er offen, Aufblähungen dürfen keine passieren. Jedoch habe man bereits jetzt die kleinste Verwaltung pro Kopf in Österreich. Auch eine Expertenkommission für Deregulierung wurde bereits eingeführt, „das läuft gut“, sagt Wallner. Jedes Landesgesetz durchlaufe dort einen Check, ob es weitere Bürokratie oder Kosten verursache.

Markenprozess läuft

Kooperationen mit anderen Fachhochschulen gebe es bereits, aber eine Zusammenarbeit mit ETH Zürich oder HSG St. Gallen sei durchaus andenkbar. „Lass uns darüber reden“, gibt Wallner vor. Insgesamt gebe es viel zu tun. Die Forderung von IV-Präsident Martin Ohneberg nach einer Marke Vorarlberg sieht Wallner ebenfalls positiv. Dadurch soll das Image Vorarlbergs als Lebensraum für Unternehmer und Beschäftigte nach außen repräsentiert werden. Intern soll dies zu einem Dialog der einzelnen Wirtschaftsbranchen führen. Vorbild für Ohneberg ist Südtirol. Dort treten seit 2005 die bestehenden Einzelmarken unter einem Dach auf. Alle Akteure – von den Touristikern bis zu den Apfelbauern – auf einen Nenner zu bringen, war jedoch kein leichtes Unterfangen und dauerte viele Jahre. Man befinde sich aktuell im Stadium der Überprüfung, sagt Wallner. Heuer werde der Prozess eingeläutet, man sei gerade dabei, einen Markenprofi auszuwählen, der das Ganze professionell begleitet.

Fitmachen ist das Wichtigste

Der Landeshauptmann setzt nun auf eine partnerschaftliche Vorgehensweise. Es gehe darum, sich zusammenzusetzen und jede Maßnahme für sich zu bewerten. Letztlich habe man ja das gleiche Interesse an einer starken Industrie. „Das Fitmachen für die Zukunft ist das Wichtigste“, so der Landeshauptmann. Er habe die Rede von Präsident Ohneberg jedenfalls nicht als Zuruf von außen verstanden, sondern als Einladung. Man dürfe in seinen Aussagen ja durchaus mal provokant sein.