“Das ist keine zweite Finanzkrise”

Markt / 11.02.2016 • 20:12 Uhr
Der Absturz an den Aktienmärkten weckt Erinnerungen an die schwere Finanzkrise 2007/2008. Foto: Reuters
Der Absturz an den Aktienmärkten weckt Erinnerungen an die schwere Finanzkrise 2007/2008. Foto: Reuters

Absturz an Aktienmärkten weckt Erinnerungen an Finanzkrise. Ökonomen dämpfen die Sorgen.

Frankfurt. (VN) Die Kurse an den Aktienmärkten rauschen nahezu ungebremst in die Tiefe. Einige Beobachter fühlen sich bereits an die Weltfinanzkrise 2008 erinnert. Begründet wird dies nicht zuletzt mit dem Einbruch der Bankaktien.

Bankaktien unter Druck?

Der Verfall der Ölpreise bedroht die Existenz von Rohstoffunternehmen. Folge könnten Kreditausfälle sein, das könnte Löcher in Bankbilanzen reißen, so die Befürchtung. Kredite an Ölförderer machen heute aber nur rund drei Prozent aller Bankkredite in den USA aus.

Banken besser gerüstet?

Finanzinstitute haben ihre Kapitalpuffer als Krisenvorsorge deutlich verstärkt. „Die Banken haben in den letzten Jahren ihre Bilanzen erheblich verkürzt und Kreditbestände abgebaut“, so der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther. Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater ergänzt: „Das ist kein zweites 2008, sondern es sind immer noch die Nachwehen der Finanzkrise von damals, die uns verfolgen. Zur Zeit haben wir keine Panik wegen der Gefahr des Zusammenbruchs des Weltfinanzsystems.“

Notenbanken reagieren?

Kritiker befürchten, dass die Notenbanken mit Minizinsen und Wertpapierkäufen ihr Pulver verschossen haben. Dies beziehe sich allerdings eher auf die Absichten der Notenbanken, das Wirtschaftswachstum zu stimulieren, so Kater: „Bei der Stabilisierung des Finanzsystems haben sie noch viele Möglichkeiten.“

Risiko für die Konjunktur?

Ein Überspringen der Börsenturbulenzen auf die produzierende Wirtschaft sei derzeit unwahrscheinlich, sagt der Hauptgeschäftsführer des Industrie- und Handelskammertages, Martin Wansleben. Ähnlich sieht das Ökonom Hüther: Abgesehen von China fehle der realwirtschaftliche Anlass für die aktuellen Börsenturbulenzen, „die Konjunkturdaten sind bisher robust und geben wenig Anlass zu einer solchen Korrektur“.

Wieso bereitet China Sorgen?

Das Wachstum von China schwächelt. Investoren fürchten, dem Megamarkt könnte die Puste ausgehen. „Brenzlig würde es nur, wenn China den Weltfinanzmärkten wie Lehman einen Unsicherheitsschock verabreichen würde. Aber das ist unwahrscheinlich“, meint Krämer. Westliche Banken und Anleger seien an dem recht abgeschotteten Finanzmarkt Chinas nur wenig engagiert.

Gibt es auch gute Nachrichten?

Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud sieht in dem starken Rückgang der Ölpreise eine Konjunkturspritze für die Industrieländer. Auch sie hält wenig von Vergleichen mit der jüngsten Finanzkrise.