Das Silicon Valley liegt an der Dornbirnerach

Dornbirner Start-up-Inkubatur Speed Start Studio will Traditionsunternehmen den Weg in die Zukunft zeigen.
Dornbirn. (VN-sca) Die Stimmung ist entspannt im Großraumbüro im Dornbirner Campus V. Junge Menschen sitzen an Computern oder in Teamrunden, die einen vertieft, die anderen angeregt diskutierend. Von Hektik nichts zu spüren und doch steht der Name für Speed, für Tempo. Hier, mit Blick auf Dornbirnerach und die Fachhochschule Vorarlberg, werden digitale Geschäftsideen entwickelt, finanziert und umgesetzt. Mitten im Großraumbüro: Christoph Böckle (38) und Michael Breidenbrücker (44), die das Unternehmen erst im vergangenen Frühjahr gegründet haben.
Erfolgreiche Start-ups
Sie haben Erfahrungen in der Start-up-Szene, die für die meisten Menschen über 30 ein spanisches Dorf ist. Ihre Erfolge können sich sehen lassen. Breidenbrücker hat nach dem Studium in London und Wien beispielsweise das Musik-Start-up last.fm gegründet. Seine Erfahrung in der Szene machte ihn vom Gründer zum Investor. Böckle hat seine Wurzeln im Finanzbereich. Als Vorstand führte er die net-m Privatbank, 2014 gründete er gemeinsam mit sPartnern die affinity ventures ag.
Der Dornbirner Start-up-Inkubator wurde gerade vom Austria Wirtschaftsservice (aws) in das Programm „JumpStart“ nominiert. Eine Expertenjury hat aus 32 eingereichten Projekten die besten fünf Konzepte ausgewählt, die Vorarlberger sind dabei. Ihr Speed Start Studio („Wir wollten nicht das Wort Start-up im Firmennamen, das wird schon inflationär verwendet“) konzentriert sich auf ein sogenannes Excubation-Modell. Sie gehen mit mittelständischen und großen Unternehmen den Weg auf neue Märkte.
Großes Potenzial
In Vorarlberg und in der Region gebe es eine erfreuliche Anzahl Unternehmen in den verschiedensten Branchen, die ihr digitales Potenzial nutzen könnten. Das Speed Start Studio entwickelt neue Ideen, etwa Zusatzfunktionen in Leuchten oder Heizungen, die noch brachliegen. Dabei sei man nicht als Berater tätig, vielmehr „gehen wir mit ins Risiko“, so Böckle. Wenn man an einem Start-up beteiligt sei, so die Firmengründer, dann sei der Erfolgsansatz höher, das Engagement aller Beteiligten größer. „In Konzernstrukturen wollen sie aber nicht geraten, „das würde nicht funktionieren“. Sie setzen auf wendige kleine Einheiten, die Entscheidungen treffen können, ohne lange Wege zu gehen. Ihre Arbeit, die sie zusammen mit jungen innovativen Entwicklern – die oft von den Hochschulen in Liechtenstein, St. Gallen oder Friedrichshafen kommen – durchführen, fruchtet. Denn auch „unsere Mitarbeiter sind Unternehmer“, sagt Böckle. Breidenbrücker stellt fest: „Eine Start-up-Szene gebe es im Land zwar nicht, aber viele, interessante Projekte.“ Das erste Jahr sei „echt positiv“ gelaufen, derzeit sei man etwa mit einem Joint Venture mit den ÖBB beschäftigt. Geld, um die Start-ups „made in Dornbirn“ zu finanzieren, sei da, das Interesse an Beteiligungen groß. Mit Speedinvest ist einer der bekanntesten Venture-Captial-Sammler Österreichs mit an Bord.
Speed Start Studio
» Gegründet: 2015
» Gründer/Geschäftsführer: Christoph Böckle, Michael Breidenbrücker
» Gesellschafter: ALP Start-ups Management GmbH
» Mitarbeiter: 13 Angestellte, rund 15 Freelancer
» Stichwort Venture Capital: Der Begriff Venture-Capital kann mit Wagniskapital oder Risikokapital übersetzt werden. Venture-Capital stellt keinen Kredit dar, sondern ist eher eine Entwicklungshilfe für Unternehmensideen.