Kleines Gold-Comeback in unsicheren Zeiten

Markt / 14.02.2016 • 20:35 Uhr
Anleger haben nach einem katastrophalen Jahresbeginn an den Aktienmärkten Gold als sicheren Anlagehafen wiederentdeckt. Foto: AFP
Anleger haben nach einem katastrophalen Jahresbeginn an den Aktienmärkten Gold als sicheren Anlagehafen wiederentdeckt. Foto: AFP

Gold wegen Börsentalfahrt gefragt. Experten erwarten aber keinen erneuten Höhenflug.

Bregenz. An den weltweiten Börsen regiert die Unsicherheit. Das Wachstum in China schwächelt, Investoren befürchten Schlimmes. Wie immer, wenn die Aktienmärkte nach unten gehen, wird Gold als sicherer Hafen wiederentdeckt. Während sich der Goldpreis im vergangenen Jahr phasenweise kaum bewegt hatte, gab er heuer ein starkes Lebenszeichen und erreichte in der vergangenen Woche den höchsten Stand seit acht Monaten. Gestern notierte die Feinunze bei 1237 US-Dollar. Trotz Comebacks ist Gold aber von den Höchstständen von über 1900 US-Dollar im Jahr 2011 noch weit entfernt. Dennoch fragen sich derzeit viele Anleger, inwieweit das Edelmetall noch Luft nach oben hat.

Kurzfristiger Rücksetzer

„Profitiert hat das edle Metall von den weltweiten Krisenszenarien. Angetrieben wurde es jüngst auch durch die Veröffentlichung des US-Einkaufsmanagerindex, der auf den niedrigsten Wert seit Februar 2014 sank. Die eingetrübten Perspektiven veranlassen viele Marktteilnehmer, nur noch mit einer geringen Anzahl möglicher Leitzinsanhebungen durch die Fed in diesem Jahr zu rechnen, was dem zinslosen Investment Gold zu Gute kommt“, analysiert Roland Rupprechter, Leiter Asset Management bei der Hypolandesbank Vorarlberg. „Das Interesse institutioneller Anleger spricht für eine Fortsetzung der Verteuerung des Goldes in den kommenden Monaten. Bis zum Jahresende könnte es sich auf 1300 US-Dollar je Feinunze erholen“, ist Rupprechter überzeugt. Kurzfristig könnte es aber zu einem Rücksetzer kommen. Gemessen am Relative-Stärke-Index von 78 sei Gold charttechnisch derzeit aber überkauft.

Schwierige Prognose

Dennoch, die Prognosen für Gold sind schwierig, wie Jürgen Rupp, Teamleiter Wertpapier Consulting bei der Raiffeisenlandesbank Vorarlberg, erklärt. „Der Goldmarkt ist ein sehr kleiner Markt, und fundamental gesehen ist der Wert des Goldes aufgrund des nur geringen praktischen Nutzens eine offene Frage.” Es sei größtenteils ein Wertaufbewahrungsmittel. Für Aktien und Anleihen könne man eine fundamentale Bewertung ermitteln. Beim Gold gebe es kein allgemein akzeptiertes Preismodell. Generell werde Gold als klassische Absicherung gegen Inflation gesehen. Doch die Inflation werde rund um den Globus vorerst nicht anziehen. „So dürfte sich die aktuelle Erholung des Goldpreises nicht als nachhaltig erweisen. Gold gilt auch als Krisenwährung, und an ökonomischen und politischen Unsicherheiten mangelt es derzeit nicht. Trotzdem braucht man auch für Gold aufgrund der relativ hohen Preisschwankungen gute Nerven. So sollten Anleger nur einen geringen Teil ihres Vermögens in Gold veranlagen“, rät Rupp.

Stabile Entwicklung

Comeback hin oder her: Auch international sehen Experten nicht einen ähnlichen Höhenflug wie es im Jahr 2011 der Fall war. Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg unter Rohstoffexperten rechnen Analysten zum Jahresende derzeit im Schnitt mit einem Goldpreis bei 1200 Dollar, unterm Strich also weit entfernt von einem Höhenflug.

Man braucht wegen der Schwankungen für Gold gute Nerven.

Jürgen Rupp, Raiffeisen

Der Anstieg ist der umfangreichste seit Sommer 2012.

Roland Rupp­rechter, Hypo
Kleines Gold-Comeback in unsicheren Zeiten