Junge Unternehmer fühlen sich von Politik nicht wertgeschätzt

Markt / 21.02.2016 • 21:08 Uhr
Führungsteam der Jungen Wirtschaft Vorarlberg: Vorsitzende Stefanie Walser und Geschäftsführer Peter Flatscher. Foto: JWV
Führungsteam der Jungen Wirtschaft Vorarlberg: Vorsitzende Stefanie Walser und Geschäftsführer Peter Flatscher. Foto: JWV

Positive Geschäftsaussichten für dieses Jahr. Respekt für Unternehmer wird aber vermisst.

Schwarzach. Alle zwei Jahre fragt die Junge Wirtschaft Vorarlberg ihre Mitglieder, wie es ihnen geht. Die Antwort ist: gut. Denn Geschäftsverlauf und Ertragslage stimmen für heuer positiv. Zudem sollen die Investitionen weiter gesteigert werden. Auffallend ist nur, dass über 70 Prozent der Unternehmer ihre Mitarbeiteranzahl im vergangenen Jahr verringerten. Eine Erklärung dafür ist schwer zu finden, wie Stefanie Walser, Vorsitzende der Jungen Wirtschaft, und Geschäftsführer Peter Flatscher im VN-Gespräch betonen. Zumal heuer kaum ein junges Unternehmen Personal abbauen will. Der Trend setzt sich also nicht fort. „Mitarbeitereffekte sind oft nachgelagert. Man schaut zuerst, ob es irgendwie geht“, erklärt Flatscher. Ansonsten sei die Stimmung trotz unsicherer Konjunkturlage durchwegs positiv. Junge hätten einen gesunden Grundoptimismus und ließen sich nicht so leicht abschrecken. Zumindest in Vorarlberg, denn österreichweit zeigen die Umfrageergebnisse in eine ganz andere Richtung. Obwohl die Vorarlberger Jungunternehmer deutlich optimistischer sind und die wirtschaftliche Lage im Land positiv gesehen wird, vermissen sie dennoch etwas ganz Wesentliches.

Ideologische Grabenkämpfe

„Die Wertschätzung“, erklärt Walser. Oft würden nur die Arbeitnehmer thematisiert, junge Unternehmer fühlen sich indes im Stich gelassen. Fast 74 Prozent geben der heimischen Politik in Sachen Wertschätzung die Noten Befriedigend bis sehr schlecht. „Unser Gefühl, dass wir diesbezüglich hatten, hat uns nicht getäuscht“, sagt Flatscher. Oft werde gerade zwischen Betrieben und Beschäftigten ein Klassenkampf geschürt. „Diese ideologischen Grabenkämpfe interessieren die Jungen aber nicht.“ Anders sieht das Wertschätzungsbarometer aus, wenn es um die Gesellschaft, die Familie und auch die eigenen Mitarbeiter geht. Hier dominieren die Noten Sehr gut bis Gut. „Wer gründet, hat Respekt verdient“, ist die Junge Wirtschaft jedenfalls überzeugt. Sie fordert aber nicht nur mehr Wertschätzung für die jungen Unternehmer, sondern auch mehr Eigenverantwortung für Firmen. Gleichsam soll Österreich ein Land der Gründer mit alternativen Finanzierungsmodellen werden. Hier hinke man Europa hinterher.

Scheitern wichtiges Thema

Abgefragt wurden beim Konjunkturbarometer auch die Themen, die die jungen Unternehmer am meisten beschäftigen. An erster Stelle stehen dabei nachhaltiges Wirtschaften und neue Technologien. „Das Zeitalter der Digitalisierung ist in vielen Bereichen spürbar, sei es bei der Vernetzung von Maschine und Mensch, in neuen Kommunikationswegen oder bei Produktionstechniken. Die Nachhaltigkeit umfasst neben Planung und Strategie auch Investitionen, Recycling, Logistik und vieles mehr“, erklärt die JWV-Vorsitzende weiter. Diesen Themen will die Junge Wirtschaft mit ihrem Veranstaltungsprogramm begegnen. Das nächste große Treffen ist die Frühjahrsveranstaltung Ende April, die sich dem Thema Scheitern widmet. Einer der beiden Referenten ist Damian Izdebski, der mit seiner Firma Ditech in die Insolvenz schlitterte und danach einen Neuanfang wagte. „Scheitern gehört dazu. Leider ist es bei uns stigmatisiert“, kritisiert Walser. Nur wäre ohne Risiko auch kein Unternehmen im Land groß geworden. Man müsse mit dem Thema deutlich natürlicher umgehen und Scheitern als Chance sehen, um daraus zu lernen.

Auszug aus der Umfrage der Jungen Wirtschaft

» Wie hat sich dein Geschäftsverlauf im Jahr 2015 entwickelt?

57,5% verbessert, 38,75% konstant, 2,5% verschlechtert, 1,25% k.A

» Hat sich die Anzahl deiner Mitarbeiter 2015 verändert?

21,25% gesteigert, 6,25% gleich geblieben, 72,5% verringert

» Wie wird sich deine Ertragslage 2016 entwickeln?

38,75% verbessern, 38,75% konstant, 5% verschlechtern, 17,5% weiß nicht

» Mitarbeiterentwicklung 2016?

28,75% MA einstellen, 56,25% gleiche MA-Anzahl, 1,25% MA abbauen, 10% Einzelunternehmen, 3,75% keine Angaben

» Wird sich die wirtschaftliche Lage in Vorarlberg innerhalb der nächsten 12 Monate verbessern, verschlechtern oder wird sie gleich bleiben?

17,5% verbessern, 45% gleich bleiben, 22,5% weiß nicht, 15% verschlechtern