EZB fährt „schwere Geschütze“ auf

schwarzach. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat am 10. März – wie allgemein erwartet – die geldpolitische Haltung weiter gelockert. Die wichtigsten Maßnahmen sind: Die Leitzinsen werden auf null Prozent gesenkt. Die Banken zahlen künftig 0,4 Prozent Strafzinsen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Das Anleihenkaufprogramm der EZB wird ausgeweitet. Es werden nicht mehr nur Staatsanleihen, sondern auch Unternehmensanleihen (nur Nichtbanken) mit einer guten Kreditwürdigkeit gekauft. Die Banken können sich in vier Tranchen für jeweils vier Jahre zu null Prozent finanzieren. Wenn die Kreditvergabe eine bestimmte Referenz übersteigt, sinkt der Zinssatz sogar in den negativen Bereich.
Angesichts der fallenden Frühindikatoren für die Konjunktur und der zu niedrigen Inflation in der Eurozone ist das Maßnahmenbündel der EZB notwendig. Die Konjunktur läuft alles andere als rund. Die Inflation bleibt niedrig und ist von der angestrebten EZB-Teuerungsrate von knapp unter 2 Prozent weit entfernt. Eine effektive Steuerpolitik und Reformen der Staatsstrukturen lassen auf sich warten.
Was bedeutet der Schritt der EZB für Anleger? Die Renditen von Staatsanleihen ohne Kreditrisiko bleiben auf absehbare Zeit sehr niedrig. Die Zentralbank erwartet für eine ausgedehnte Zeitperiode unveränderte bzw. sogar noch tiefere Leitzinsen, wenn sich die Daten verschlechtern sollten. Etwaige Rendite-Anstiege wären damit nur temporär.
Die verzweifelte Suche der Investoren nach Rendite wird verstärkt. Die Anreize für Anlageklassen, die eine höhere Rendite aber auch ein höheres Risiko versprechen, wie z. B. Unternehmensanleihen und Aktien, haben zugenommen. Die Anreize für die Banken, mehr Kredite zu vergeben, steigen. Dadurch könnte sich der moderate Wirtschaftsaufschwung in der Eurozone fortsetzen.