Frisieren lernen vom Chef-Coiffeur

Im kleinen und feinen Salon lernen Stylistinnen das Handwerk von der Pike auf.
In Ihrem Betrieb haben schon 22 Mädchen die Lehre zur Friseurin bzw. Perückenmacher /Stylistin absolviert und die Gesellenprüfung erfolgreich bestanden. Sie sind seit 1984 Ausbilder. Wie gefällt Ihnen Ihr Beruf?
Lipburger: Ich fühle mich sehr wohl in meiner Rolle. Im Jänner 1984 habe ich den elterlichen Friseurbetrieb in Bezau übernommen und bin nach wie vor mit ganzem Herzen in meinem Traumberuf als Friseur und Lehrlingsausbilder tätig. Lehrlingsausbildung ist eine spannende Erfahrung, weil jeder Lehrling eine eigene Persönlichkeit ist und jeder andere Talente, Fähigkeiten und Begabungen besitzt.
Welche Eigenschaften helfen Ihnen bei Ihrer Aufgabe?
Lipburger: Ein gewisses Maß an Menschenkenntnis ist hilfreich, ebenso Geduld, Einfühlungsvermögen und Vorgaben klar definieren bzw. zu vermitteln. Es ist wichtig, Dinge verständlich erklären und zeigen zu können. Auch mit Motivation und Lob sollte nicht gespart werden.
Welchen Stellenwert haben die Lehrlinge in Ihrem Salon?
Lipburger: Lehrlinge sind die Facharbeiter der Zukunft. Leider gibt es immer weniger Betriebe, die junge Menschen ausbilden. Man sollte wie überall auch eine Portion Idealismus und Engagement mitbringen. Viele sehen Lehrlinge als billige Arbeitskräfte, aber man kann von einem Lehrling auch nur das verlangen, was man ihm vorher gezeigt hat oder was er in einem Seminar oder Kurs gelernt hat.
Wie finden Sie Ihre talentierten Nachwuchskräfte?
Lipburger: In meinem Salon können Schüler oder junge Menschen, die Interesse am Friseurberuf haben, jederzeit nach Vereinbarung Schnuppertage absolvieren und so ein wenig in den Beruf „hineinblicken“.
Was wünschen Sie sich von Ihren Lehrlingen?
Lipburger: Ein positives Erscheinungsbild, eine freundliche Art, mit Kunden umzugehen, Lernwille. Eine positive Einstellung zum Beruf – überhaupt zum Leben – ist wichtig. Im Gegenzug bieten wir ein gutes Betriebsklima, zu dem jeder beitragen soll.
Und was möchte umgekehrt der Lehrling von seinem Vorgesetzten?
Lipburger: Anerkennung, dass er von den Kunden und Mitarbeitern akzeptiert wird und sich in einem angenehmen Betriebsklima aufgehoben fühlt.
Weshalb ist es erstrebenswert für einen jungen Menschen, ausgerechnet in Ihrem Unternehmen seine Karriere zu starten?
Lipburger: In einem Kleinbetrieb wie in unserem hat ein Lehrling größere Chancen, früher und mehr am Kunden zu arbeiten. Nur zuschauen alleine ist zu wenig. Zusätzlich ergeben sich Fertigkeiten durch Trainingsabende: Es können am Modell oder am Übungskopf alle Grundtechniken von Haarschnitten, Wickeltechniken, Farbtechniken, udgl. trainiert werden, die dann bald am Kunden umgesetzt werden können.
Sie sind ein guter Arbeitgeber, weil . . . ?
Lipburger: Wir haben im vergangenen Jahr bereits das fünfte Mal das Prädikat „Ausgezeichneter Lehrbetrieb“ überreicht bekommen. Ich glaube, das spricht für sich. Ob ich ein guter Arbeitgeber bin, müssen meine Mitarbeiter beurteilen. Ich hoffe schon.
Wie aktiv sind Ihre Lehrlinge bei Wettbewerben?
Lipburger: Beim Lehrlingsleistungswettbewerb ist es für meine Lehrlinge Pflicht, teilzunehmen. Beim landesweiten, oder internationalen Preisfrisieren geschieht dies freiwillig. Bei solchen Aktionen unterstützen wir unseren Lehrling natürlich dabei mit speziellen Trainingsabenden oder ähnlichem.
Zur Person
Hermann Lipburger
Ausbildung: Friseurlehre, Gesellenprüfung, Meisterprüfung.
Laufbahn: Lehre, Meisterprüfung mit 21 Jahren als einer der Jüngsten in Österreich. Übernahme des elterlichen Betriebs 1984.
Alter: 55
Familie: Verheiratet, vier Kinder
Hobbys: Musik, Skifahren, Radfahren, Laufen.