Andreas Scalet

Kommentar

Andreas Scalet

Insel der Seligen mitten im Sturm

Markt / 13.04.2016 • 22:15 Uhr

Was ist denn in Vorarlberg los? Die Maturanten fuhren bei der Reifeprüfung die schlechtesten Ergebnisse Österreichs ein, bei Häusle findet sich immer wieder Abfall, wo er gar nicht hingehört, die Landesbank steht mitten im panamesischen Tropensturm. Bislang waren wir es gewohnt, allfällige Verwerfungen in der ganzen Welt und in Österreich erste Reihe fußfrei zu beobachten, um beruhigt festzustellen, dass dies alles Vorarlberg nicht betrifft.

Nun holt uns diese Welt, die für gestandene Vorarlberger immer weit weg war, doch ein. Wir werden gewahr, dass auch im subara Vorarlberg Dinge passieren, die unter der Decke blieben, wie etwa die kreative Müllentsorgung bei Häusle, die immer weitere Kreise zieht und die ganze Branche ins Taumeln bringt. Die Bürger, die sich seit Jahren mit einer ganzen Batterie an Mülleimern herumschlagen, fühlen sich zu Recht gefoppt von einem Unternehmen, das mit dem Slogan „Umwelt.freundlich“ wirbt und alles unter den sprichwörtlichen Teppich kehrt. Dass der zuständige Landesrat nach einer Schockstarre dann den großen Hammer auspackt und dem gegenwärtigen Geschäftsführer mit einem Lizenzentzug droht, zeigt, dass die Regierung nicht gewohnt ist, mit solchen Krisen umzugehen und übers Ziel hinausschießt. Krisenmanagement sieht anders aus.

Nicht anders ist es im Fall der Hypo Vorarlberg. Es mag wohl ein Tipp aus dem Handbuch für Regierungschefs sein, Probleme in Echtzeit anzupacken und gleich Lösungen zu präsentieren. Der Sache dienlich ist es nicht. Wo bleibt die Besonnenheit, die wir Vorarlberger von unseren „elder Statesmen“ gewohnt sind, wenn die Fakten, sprich Prüfungen, eh nicht abgewartet und gleich Maßnahmen präsentiert werden, die banktechnisch und gesetzlich nicht so einfach umzusetzen sind. Das Vertrauen in die Landesbank, die neben dem Land selbst (also den Bürgern) außerdem noch anderen Gesellschaftern gehört, wird dadurch nicht gestärkt. Und wenn die Opposition in ihrer Freude darüber, dass endlich auch im Land Fragen offen sind, noch mit einem Untersuchungsausschuss droht, wird sich das in den Zahlen niederschlagen.

Aber die werden über kurz oder lang eh nicht mehr verstanden. Denn wer soll die Geschäftsberichte lesen, wenn Volksschüler Schwierigkeiten mit dem Lernstoff haben und die Jugendlichen das bis zur Matura nicht mehr aufholen. Im Sturm sollte man sich auf der „Insel der Seligen“ auch wie ein Insulaner verhalten: Ruhe bewahren und, wenn’s wieder ruhiger wird, ändern, was zu ändern ist.

Ruhe bewahren und, wenn der Sturm abflaut, ändern, was zu ändern ist.

andreas.scalet@vorarlbergernachrichten.at, 05572/501-862