Razzia bei Gipser auf Baustelle

Markt / 15.04.2016 • 21:17 Uhr
Ort der speziellen Firmen-Kontrolle: die Baustelle für das Pflegeheim Rheindelta in Höchst.  FOTO: AJK
Ort der speziellen Firmen-Kontrolle: die Baustelle für das Pflegeheim Rheindelta in Höchst. FOTO: AJK

Finanzpolizei richtet ihren Fokus auf deutsch-österreichisches Trockenbauunternehmen.

Dornbirn, Höchst. (VN) „Der Bau des Montforthauses in Feldkirch hat durch die außergewöhnliche Architektur und Komplexität des Projektes auch im Trockenbau höchste Anforderungen gestellt. Die Firma Bohn ist diesen Anforderungen absolut gerecht geworden“, lobt Projektkoordinator Jürgen Hafner die Zusammenarbeit mit der Firma Ausbau Bohn. Die Referenzliste des Erfurter Trockenbauers, der seit rund zehn Jahren in Vorarlberg über eine eigene Firma verfügt, ist gespickt mit Kunden der öffentlichen Hand, unter ihnen die Vogewosi. Die meisten Vorarlberger Trockenbauer loben Bohn nicht, sondern bekommen einen roten Kopf, wenn sie den Namen Bohn hören. Seit Jahren schwelt ein Streit mit dem Mitbewerber.

Bohn steht deshalb immer wieder unter besonderer Kontrolle, erst vor Kurzem war Bohn wieder einmal im Fadenkreuz. Die Finanzpolizei hat die Großbaustelle für das neue Pflegeheim Rheindelta in Höchst kontrolliert, Bauherr dort ist die Vogewosi. Im Visier, waren nicht alle Handwerker, sondern nur jene, die als Trockenbauer beziehungsweise im Auftrag von Ausbau Bohn arbeiteten. Auskunft von der Finanzpolizei gibt es zu dieser Kontrolle keine. Doch sehr gut informierte Kreise wollen wissen, dass die Kontrolle aus Sicht der Finanzpolizei „sehr erfolgreich“ gewesen sei.

„Niemand verhaftet“

Geschäftsführer Rico Bohn bestätigt, dass eine Kontrolle dieser Baustelle durch die Finanzpolizei stattgefunden hat. Wie viele Leute sein Unternehmen auf dieser Baustelle zum Zeitpunkt der Kontrolle beschäftigte, wisse er nicht genau. Es seien allerdings keine Mitarbeiter oder Subunternehmer mitgenommen worden. „Es wurde niemand verhaftet.“ Er wisse momentan auch nicht, was seinem Unternehmen konkret vorgeworfen werde. Doch er gibt sich zuversichtlich: „Wir haben in der Vergangenheit immer recht bei solchen Verfahren bekommen, weil die Behauptungen, die uns vorgeworfen wurden, nicht zu halten waren.“ Die Vorwürfe aus der Trockenbau-Branche, wonach seine Preise durch osteuropäische, billige Schein-Subunternehmer zu erzielen seien, weist er zurück. 

Dass er meist günstiger anbietet als die hiesige Konkurrenz ist unbestritten, dafür sprechen die vielen Aufträge der öffentlichen Hand, die an den Bestbieter gehen. Vogewosi-Chef Hanspeter Lorenz: „Es gibt auch keinen rechtlichen Grund, die Firma Bohn auszuschließen. Sie erfüllt alle Voraussetzungen.“ Und überhaupt: „Es gibt Vorarlberger Trockenausbauer, die Bohn als Subunternehmen beschäftigen.“ Der vorliegende Angebotsspiegel für das Projekt in Höchst zeigt, dass Bohn mit einer Angebotssumme von rund 402.000 Euro um 17 Prozent günstiger war als der Zweitgereihte, eine deutsche Firma. Erst dann folgt der günstigste heimische Anbieter mit einem um fast 30 Prozent höheren Preis. Mit Bohn habe man, so Lorenz im Gespräch mit den VN, einen Sondervertrag geschlossen und ihn verpflichtet nur eigene Arbeiter auf den Baustellen zu beschäftigen. Grund sind Vorfälle, bei welchen Bohn-Subunternehmer Schaden verursacht haben. Deshalb musste das Unternehmen auch eine Bankgarantie abgeben, erläutert Lorenz.

Es gibt keinen rechtlichen Grund, Bohn auszuschließen.

Hanspeter Lorenz, Vogewosi