55 Milliarden in bar für Monsanto

Markt / 23.05.2016 • 22:13 Uhr
55 Milliarden in bar für Monsanto

Bayer steigt durch Kauf des umstrittenen Konzerns zur weltweiten Nummer 1 im Agro­chemiegeschäft auf.

Leverkusen. Der deutsche Pharma- und Planzenschutzriese Bayer will den umstritten Biotechnologiekonzern Monsanto für mehr als 55 Milliarden Euro übernehmen und damit zum weltgrößten Agrarchemie-Hersteller aufsteigen. Es wäre eine der teuersten Übernahmen der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Bayer-Chef Werner Baumann verteidigt trotz der Vorbehalte der Aktionäre seine Übernahmepläne. Die Agrarindustrie stehe angesichts der schnell wachsenden Weltbevölkerung und der globalen Erwärmung vor gigantischen Herausforderungen. Durch die Kombination ihrer Fähigkeiten könnten Bayer und Monsanto hier wegweisende Antworten geben.

Die Leverkusener würden durch den Zusammenschluss zur weltweiten Nummer 1 im Agrochemiegeschäft aufsteigen. Der Konzernumsatz würde auf rund 60 Milliarden Euro (bisher: 46,3 Milliarden) zulegen, die Zahl der Mitarbeiter auf fast 140.000 (bisher: knapp 117.000) klettern.

Dafür will Bayer tief in die Tasche greifen. Der Dax-Konzern bietet je Monsanto-Aktie 122 US-Dollar in bar – insgesamt 62 Milliarden Dollar. Die Offerte entspricht einem Aufschlag von 37 Prozent auf den Schlusskurs der Monsanto-Aktie vor dem Bekanntwerden der ersten Übernahme-Spekulationen. „Wir sind seit Langem von Monsanto beeindruckt“, begründet Baumann den Schritt. Nicht zuletzt die führende Rolle der Amerikaner in der Biotechnologie und beim „digital farming“ – der Nutzung digitaler Techniken für die Landwirtschaft – mache Monsanto attraktiv.

Unterstützung und Kritik

Unterstützung bekommt der Bayer-Chef von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Dem Unternehmen biete sich eine einmalige Chance, zum Weltmarktführer aufzusteigen, auch wenn es dazu sein Angebot möglicherweise sogar noch einmal erhöhen müsse. Umweltschützer und die Bundestagsfraktion der Grünen sehen den Zusammenschluss dagegen kritisch. Monsanto steht in Europa seit Jahren wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte in der Kritik. Zudem wird seit Langem über mögliche gesundheitsschädliche Auswirkungen des Wirkstoffs Glyphosat diskutiert, den Monsanto in seinem weltweit verbreiteten Unkrautvernichter „Roundup“ benutzt. Bayer hält die Image-Probleme indes für beherrschbar.

Aktionäre nicht überzeugt

Bei den Aktionären kommt das vom Bayer-Vorstand und -Aufsichtsrat einstimmig beschlossene Übernahmeangebot bislang nicht gut an. Bereits die erste Ankündigung der Pläne vor wenigen Tagen hatte die Bayer-Aktie auf Talfahrt geschickt. Die Bekanntgabe des Kaufpreises ließ den Kurs nach Börseneröffnung am Montag bis zum Nachmittag noch einmal um rund vier Prozent nachgeben.