Pharmariese heizt mit Vorarlberger Know-how

Vorarlberger Spezialisten gewinnen Auftrag für Konzernzentrale von Astra Zeneca.
London. Vorarlberg ist das Land der „hidden Champions“, der verborgenen Weltmarktführer, die in ihrer Nische höchst erfolgreich sind – und das unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit. Ein solches Unternehmen ist in Röthis beheimatet und es ist gewillt, diesen Titel auch weiterhin zu tragen. Die Firma Enercret, entstanden als Tochtergesellschaft des Bauunternehmens Nägele, ist Weltmarktführer bei Gesamtdienstleistungen im Bereich oberflächennaher Geothermie zum Heizen und Kühlen von Gebäuden. Und sie baut den Vorsprung weiter aus.
Größter Auftrag
Nachdem sich schon mehrere große Unternehmen, Kliniken und andere öffentliche Gebäude international für eine Anlage von Enercret entschieden haben, hat das Unternehmen in England nun einen besonderen Großauftrag an Land gezogen. Gegen weltweite Konkurrenz hat Enercret sich bei Planung, Errichtung und Instandhaltung der gesamten Heiz- und Kühlanlage der neuen AstraZeneca-Hauptzentrale durchgesetzt. Der Auftraggeber ist einer der größten Pharmakonzerne der Welt, beschäftigt rund 55.000 Menschen und verzeichnete 2015 einen Umsatz von 25 Mrd. Euro.
Enercret hat die Geothermieanlage zusammen mit einem weiteren Vorarlberger Unternehmen angeboten, nämlich mit Zortea (Hohenems) und dem selbst entwickleten Zortström-System. Mit zehn MW Kühlleistung und acht MW Heizleistung ist dies das größte Projekt in der Geschichte von Enercret, so Miteigentümer Stefan Wehinger im Gespräch mit den VN. Neben einer Geothermieanlage mit 35 Kilometern Absorbern wird auch ein großes Blockheizkraftwerk gebaut. Damit haben die beiden Vorarlberger Unternehmen innert zwei Jahren den zweiten Großauftrag in England an Land gezogen. Die Arbeiten werden bis 2019 andauern und nach Abschluss dem höchsten ökologischen Zertifizierungsstandard „Breeam Gold“ entsprechen. Die gesamten Baukosten des neuen Astra-Zeneca-Hauptquartiers betragen etwa 500 Millionen Euro. Zur konkreten Auftragssumme für die Geothermieanlage wurde mit dem Auftraggeber Stillschweigen vereinbart.
Der gute Geschäftsgang veranlasst die Röthner dazu, für den Bereich „Planung komplexer Energiezentralen“ ein neues Unternehmen als Spin-off zu gründen. Die Planungs- und Simulationsabteilung firmiert deshalb künftig unter dem Namen Enerplan und wird Dienstleistungen für große, komplexe Anlagen mit der Kombination von regenerativen und herkömmlichen Energiequellen anbieten. Partner ist neben der Firma Zortea das Dornbirner Unternehmen Spektrum.
Derzeit macht Enercret mehr als die Hälfte des Umsatzes in England, umso spannender wird heute, Freitag, das Ergebnis der Brexit-Abstimmung für die Röthner sein. Nicht weil sie aktuell um Aufträge bangen, sondern um Klarheit über den künftigen Wechselkurs und die weitere Entwicklung in Großbritannien zu haben.
Unser Konzept hat bei diesem Auftrag entschieden.
Stefan Wehinger


Fakten
» Produkte: Heiz- und Kühlanlagen, bisher über 1000 ausgeführte Projekte
» Geschäftsführung: Othmar Schwärzler
» Gesellschafter: Enercret BeteiligungsGmbH, Kehong Forschungsinstitut (China)