„Alles was wir tun, muss zu der Region passen“

Reuthe. Jutta Frick führt mit viel Geschick drei der familieneigenen Hotels und schafft es trotz Größe, für eine familiäre Atmosphäre zu sorgen. Im Interview spricht sie über den Spagat zwischen Regionalität und Modernität und wie man eine fast hundertprozentige Auslastung erreicht.
Bad Reuthe ist einer der Leitbetriebe im Bregenzerwald und hat sich vom Kurbetrieb zum Wellness- und Gesundheitshotel definiert. Welche Gäste kommen zu Ihnen?
Frick: Bei Kur denkt man immer an Gäste, die von Versicherungen geschickt werden. Wir haben aber fast nur private Gäste. Wir sind ein Gesundhotel, zu dem sich auch der Bereich Wellness mischt. Den Begriff gab es früher, als wir angefangen haben, gar nicht. Mittlerweile kennt man den Begriff, aber gemacht haben wir damals genau dasselbe. Wir hatten ein Schwimmbad, eine Sauna, Massagen, Kosmetik und Anwendungen. Nur war es als Urlaubsform nicht so bekannt. Die Abgrenzung zwischen Gesundheit und Wellness ist deshalb oft gar nicht so einfach, weil wir durch unsere Größe beides abdecken können und dadurch auch beide Gästesorten haben. Bei uns steht aber der Gesundheitsaspekt im Vordergrund. Wir haben lauter gut ausgebildete Therapeuten, einen Kurarzt und können so individuell auf die Bedürfnisse des Gastes eingehen.
Sie hatten zuletzt eine Auslastung von knapp 100 Prozent. Wie schafft man das als Ganzjahresbetrieb?
Frick: Es ist wichtig, dass der Gast etwas Tolles bekommt. Wir schauen auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ein breites Angebot an Aktivitäten. Auch die familiäre Atmosphäre spürt der Gast. Dieser Mix wird geschätzt und wir haben deshalb extrem viele Stammgäste, die uns auch weiterempfehlen. Gerade hatten wir einen Gast, der zum hundertsten Mal hier war. Alles was wir tun, muss zur Region passen. Der Gast muss das Echte spüren. Eine ägyptische Saunalandschaft würden wir deshalb nie machen.
In den vergangenen Jahren haben Sie um Ihren Stammbetrieb in Reuthe eine Hotel- und Wellnessgruppe im Bregenzerwald aufgebaut. Können Sie Synergien nutzen?
Frick: Die Gäste in den Häusern bekommen mit, dass wir auch weitere Hotels haben. Und sie wissen, dort bekommen sie die gleiche Handschrift – das Familiäre genauso wie die Kultur. Bei der Größe ist das eine Herausforderung. Aber ich versuche den Mitarbeitern zu vermitteln, wie wichtig das ist. Wenn sie den Geist in sich tragen, tragen sie ihn weiter.
Die Hotellerie beklagt immer wieder die schlechten Rahmenbedingungen, Sie investieren in Tourismusbetriebe. Trotz der schwierigen Situation?
Frick: Die Bedingungen sind schon hart und zum Teil gehen die Regulatorien und Pflichten an der Realität vorbei. Unser Vorteil ist, dass wir aufgrund der Größe eine Person damit beauftragen können. Aber es gibt viel Arbeit und man braucht einen positiven Geist. Ich freue mich am Guten. Wenn ein Gast kommt und uns lobt, dann freut mich das so sehr, dass sich der Ärger umkehrt. Ein Unternehmer schaut ja nicht auf seinen Vorteil, sondern ist daran interessiert, dass es allen gut geht. Das heißt, es funktioniert nur, wenn ich die Bedürfnisse der Gäste und der Mitarbeiter ernst nehme.
Sie beschäftigen rund 280 Mitarbeiter. Wie schwer ist es, geeignetes Personal zu finden und junge Menschen für die Hotellerie zu begeistern?
Frick: Es ist schon schwieriger geworden, aber das betrifft alle Branchen. Es gibt aber auch total begeisterte junge Menschen. Unsere Mitarbeiter sind mit Leib und Seele dabei und können sich auch gar nichts anderes vorstellen. Der Tourismus bietet einen total lebendigen Arbeitsplatz. Man hat mit Menschen zu tun und hat sehr viel Abwechslung. Das sehen auch viele so, auch wenn das von außen oft nicht so wahrgenommen wird. Wir haben viele langjährige Mitarbeiter, ein Viertel ist über zehn Jahre bei uns.
War für Sie persönlich immer klar, dass Sie in dieser Branche arbeiten?
Frick: Ich bin im Hotel aufgewachsen und habe später in Wien Volkswirtschaft studiert. Dort habe ich zehn Jahre gelebt, aber mit der Zeit hat mir das Lebendige gefehlt. Deshalb bin ich wieder nach Reuthe zurückgekommen. Es war am Anfang eine große Umstellung, aber dadurch, dass der Beruf so interessant ist und so viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet, habe ich das nie bereut.
Welche Pläne verfolgen Sie in den kommenden Jahren? Wollen Sie künftig noch weiter expandieren?
Frick: Wir investieren laufend in die bestehenden Hotels, um sie zu erhalten und um ein gutes Angebot zu haben. Letztes Jahr haben wir zudem die neue Mellau-Bahn gebaut. Dort gegenüber steht die Tennishalle, wo wir gerade dabei sind, ein Hotel zu planen. Darauf liegt momentan unser Fokus.
Der Gast im Bregenzerwald hat bestimmte Erwartungen. Auf Hawaii will ich auch einen Blumenkranz.

Kennzahlen
» Gegründet: im 17. Jahrhundert, Familie Frick seit 1930
» Geschäftsführung: Jutta Frick (Hotels in Reuthe, Lingenau und Sulzberg), Josef Frick (Mellau), Skilifte, Herbert Frick (Holding, Skilifte Mellau)
» Mitarbeiter: 280 insgesamt, 100 Gesundhotel Bad Reuthe
» Gästebetten: 520 insgesamt, 250 Bad Reuthe
Zur Person
Jutta Frick
leitet drei der familieneigenen Hotels (Gesundhotel Bad Reuthe, Wellnesshotel Linde Sulzberg, Vitalhotel Quellengarten Lingenau), zudem ist sie zuständig für das Marketing der Bergbahnen Mellau
Geboren: 21.03.1971
Ausbildung: Besuch der Tourismusschule Schloss Klessheim (Salzburg), Studium der Volkswirtschaft in Wien
Laufbahn: nach dem Studium Tätigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie im Tourismus-Consulting; seit 1999 in der Geschäftsleitung der drei familieneigenen Hotels