Die Erntezeit ist angebrochen

Tourismus richtet Ausbildung völlig neu aus, Privatschule startet ab Herbst 2017.
Hohenems. (VN-reh) Für Tourismus-Spartenobmann Hans-Peter Metzler war gestern ein „Freudentag“. Ein symbolischer noch dazu, denn die Einweihung des Büros des neu gegründeten Vereines „Mensch und Tourismus“ in Hohenems ist zugleich ein Signal des Aufbruchs. Seit der Präsentation der Tourismusstrategie 2020 sind vier Jahre ins Land gezogen, begleitet von vielen Nachfragen, wenn es denn nun endlich die ersten Ergebnisse gebe. Aber ehrgeizige Ziele brauchen nun einmal ihre Zeit, sagt Metzler, auch deshalb, weil man ja auch nicht kopierbar sein will. Eines war aber von vornherein klar: Will man die drei großen Ziele der Strategie – Nummer Eins in Sachen Gastfreundschaft, Regionalität und Nachhaltigkeit zu sein – erreichen, kommt es auf den Menschen an. Nicht nur auf die Gastgeber, sondern genauso auf die Mitarbeiter. Und diese gilt es verstärkt für die Arbeit im Tourismus zu begeistern. Grund genug, in Sachen Mitarbeiterentwicklung und Ausbildung nun völlig neue Wege zu gehen.
Nach Jahren des Säens, ist nun die Erntezeit angebrochen, freut sich Metzler. Wobei das Säen keine leichte Aufgabe war. „Wir haben gelernt, wenn es um Veränderungen geht, kommt Widerstand“, skizziert der Tourismus-Obmann. Erste Schritte wurden mit der Mitarbeitervorteilskarte Starcard oder der Kaderschmiede zur Förderung besonderer Talente bereits gesetzt. Was nun folgt, bezeichnet Metzler jedoch als „revolutionär“. Denn ab Herbst 2017 gibt es in Vorarlberg eine eigene Privatschule, in der ein komplett neues Ausbildungskonzept umgesetzt wird. “Unser Bildungssystem wird von externen Bildungsexperten als hochinnovativ und zukunftsweisend bezeichnet. Es ist flexibel und durchlässig und wird modernen Qualitätsanforderungen gerecht”, betont Bildungssprecher Elmar Herburger. Aber wie sieht eine Ausbildung, die es bisher noch nie gab und als revolutionär bezeichnet wird, konkret aus?
Mitarbeiter im Mittelpunkt
Bislang suchte sich der Jugendliche einen Lehrbetrieb im Tourismus und absolvierte im Rahmen seiner Lehrzeit die Landesberufsschule Schloss Hofen, oder er besuchte eine Tourismusfachschule. Der Zugang der neuen Tourismusausbildung ist ein anderer. Der Jugendliche entscheidet sich für die vierjährige duale Ausbildung und absolviert zunächst ein Grundjahr, das ähnlich wie ein Hotelfachschuljahr aufgebaut ist, in dem er eine
Orientierung bekommt, welche Ausbildungsmöglichkeiten es im Tourismus gibt. Dieses erste Jahr ersetzt gleichzeitig das neunte Schuljahr.
In den darauffolgenden drei Jahren folgt dann die Ausbildung sowohl im Betrieb als auch in der Schule, wobei noch mehr Wert auf die Theorie gelegt wird. Die praktische Ausbildung wiederum findet nicht nur im Betrieb, sondern genauso auf Weingütern, in Sennereien oder Metzgereien statt. Insgesamt bestehen zwei Drittel der Ausbildung aus Pflichtmodulen, ein Drittel kann frei nach Stärken und Wünschen gewählt werden. Zudem gibt es Kooperationen mit internationalen Tourismusschulen in Frankreich und England. Abgeschlossen werden kann die duale Ausbildung ebenfalls mit einem Lehrabschluss. Zudem bietet die neue Schule auch Chancen für Quereinsteiger sowie für Führungskräfte im Tourismus, die sich dort ebenfalls weiterbilden können.
Beteiligt sind an der neuen Tourismusschule bislang 40 von insgesamt 150 Ausbildungsbetrieben im Tourismus. Das Ziel ist aber mindestens eine Verdoppelung. Das heißt auch, die Jugendlichen, die bei einem Betrieb eine Lehre beginnen, der nicht mit an Bord ist, besuchen nach wie vor die Landesberufsschule. Diese bleibt also weiterhin bestehen.
Der Schulstart ist zunächst mit drei Klassen geplant. Die Ausbildung findet dabei in Bezau, Bludenz und – temporär – auch am WIFI Hohenems statt. Denn es gibt bereits eine fixe Zusage für einen Schulneubau oder vielmehr Campus, in dem dann auch die Landesberufsschule ihre Heimat finden soll. Nur wo dieser letztlich stehen soll, darüber gibt es noch keine Details. Alles braucht eben seine Zeit. Dass das Konzept aufgeht, davon ist Hans-Peter Metzler jedenfalls fest überzeugt. „Die Saat der vergangenen Jahre wird aufgehen.“
Ich bin überzeugt, die Saat der letzten Jahre wird aufgehen.
Hans-Peter Metzler