Mit Vollgas in die Vergangenheit
Der Brexit kann – insbesondere auf den europäischen Märkten – zu massiven Problemen führen. Durch weitere Mitgliedstaaten, die so dilettantisch vorgehen. Durch die europäische Gemeinschaft, wenn sie nicht näher zusammenrückt. Aber auch durch die Unsicherheit einer „Hängepartie“ bei den Austrittsverhandlungen. Auf diese Herausforderungen müssen wir uns leider zusätzlich einstellen.
Parallel dazu werden in der Führungsetage Österreichs zwar gänzlich andere, aber um nichts weniger üble Dinge priorisiert: Ein Angriff auf unseren Wohlstand und auf unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit. Dazu werden scheinheilig zukunftsfähige Maßnahmen wie die Förderung von Start-ups oder die Deregulierung bemüht und der Aufbruch in die Digitalisierung proklamiert. Und: Dieser Aufbruch ist richtig! Echte Motivation, Unterstützung zum Unternehmertum und Leistungsbereitschaft sind notwendig und wichtiger denn je. Denn wenn wir die Chancen der Digitalisierung nicht nutzen, werden wir verlieren. In zehn Jahren werden viele der heutigen Arbeitsplätze in dieser Form nicht mehr existieren, es wird hoffentlich aber andere geben. Viele Menschen werden weniger oder anders arbeiten und trotzdem ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Was unsere sogenannte Führungselite aber wirklich meint, sind Maschinensteuer und Wertschöpfungsabgabe, Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, Reduktion der Flexibilität, Vermögensteuern und vieles mehr. Das sind große Fehler. Denn damit schaden wir existierenden Firmen, die diese massive Transformation der Märkte und der Technologien überleben müssen. Wir drängen sie und ihre Mitarbeiter mit alten sozialistischen Methoden aus dem Markt. Die Firmen brauchen wir aber weiterhin parallel zum Aufbau ganz neuer Geschäftsmodelle, um Beschäftigung zu ermöglichen. Als willfährige Erfüllungsgehilfen bieten sich ideologiegetriebene Spitzenfunktionäre von Arbeiterkammer und Gewerkschaft (in Wien) an, die darin eine große Chance sehen, sich zum Zwecke der eigenen Existenzberechtigung zu profilieren.
Unsere Industrie im Land ist immer noch unser Asset, die Basis für Wohlstand und der Garant für eine erfolgreiche Entwicklung in eine dynamische Zukunft. Wir müssen uns deshalb sehr gut überlegen, ob wir wirklich gestrige Belastungsideen durch die Hintertür zulassen wollen. Nachträgliche Reue kann zu spät sein, wie wir gerade beim Brexit erleben.
Viele Menschen werden anders arbeiten und trotzdem ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
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Hubert Rhomberg ist Baumeister und Geschäftsführer der Rhomberg Holding.
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