28 Millionen Euro Schaden für Gläubiger

Markt / 05.07.2016 • 20:41 Uhr
Die gestiegene Zahl an Firmenpleiten ist ein Warnsignal, sagt der Kreditschutzverband KSV1870. Foto: dpa
Die gestiegene Zahl an Firmenpleiten ist ein Warnsignal, sagt der Kreditschutzverband KSV1870. Foto: dpa

Trendumkehr: 23 Prozent mehr Firmenpleiten in Vorarlberg im ersten Halbjahr 2016.

Feldkirch. (VN-reh) Das vergangene Jahr war ein Gutes in Sachen Insolvenzen. Denn die Firmenpleiten lagen in Vorarlberg auf dem tiefsten Stand seit über 20 Jahren. 132 Unternehmen schlitterten in die Pleite. Heuer hat sich das Blatt gewendet. Das war allerdings auch zu erwarten, wie Armin Rupp, Niederlassungsleiter des Kreditschutzverbandes KSV1870 in Vorarlberg, schon vor Monaten erklärte. Man habe die Talsohle erreicht, ein so niedriges Niveau sei keine Selbstverständlichkeit. Das ist nun auch so eingetreten, wie die neueste Insolvenzstatistik des KSV1870 zeigt. Die Firmenpleiten nahmen im ersten Halbjahr um knapp 23 Prozent auf 70 zu. Damit liegt der Anstieg auch weit über dem österreichischen Durchschnitt (+ 4,7 %).

Geschuldet sei dies der auffallend hohen Anzahl an Konkursverfahren die mangels Vermögen abgewiesen wurden. Diese stiegen in den ersten sechs Monaten um knapp 74 Prozent. Gleichzeitig haben sich die Schäden für die Gläubiger im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Grund dafür sind vor allem zwei Großinsolvenzen. Zierl Consult verbucht Schulden in Höhe von 5,5 Millionen Euro, Martin Holz von 12,3 Millionen Euro. Insgesamt fordern die Gläubiger in Summe rund 28 Millionen Euro von den Pleitefirmen. Ansonsten waren es aber hauptsächlich Kleinbetriebe, die in die Pleite schlitterten. Das zeigt sich daran, dass die Zahl der betroffenen Mitarbeiter relativ überschaubar blieb. Von den 37 eröffneten Insolvenzverfahren beschäftigten nur fünf Unternehmen mehr als zehn Dienstnehmer.

Warnsignal, aber kein Alarm

Für das zweite Halbjahr 2016 sieht der Kreditschutzverband keine wesentliche Besserung der Lage. Nach drei Jahren mit einem Rückgang der Firmeninsolvenzen finde nun eine Trendumkehr statt. Schuld daran ist vor allem die anhaltende Konjunkturschwäche, in der viele Betriebe von ihrer Substanz leben müssen. Zuerst erwische es die kleinen Betriebe mit zu wenig Eigenkapital, die genau aus dem Grund auch keinen günstigen Kredit in Anspruch nehmen können, weil sie den gestiegenen Bonitätsanforderungen nicht entsprechen und die geforderten Sicherheiten nicht bieten können, heißt es vom KSV1870. Der Anstieg bei den Pleiten sei deshalb ein Warnsignal. Ein Grund, Alarm zu schlagen, sei es jedoch noch nicht. Denn vom Negativrekord im ersten Halbjahr 2010 mit 166 Unternehmensinsolvenzen sei man noch weit entfernt. Zudem zeige sich die heimische Wirtschaft im Vergleich mit den anderen Bundesländern nach wie vor relativ robust.

Rückgang bei Privatpleiten

Bei den Privatkonkursen gibt es indes keine großen Veränderungen. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden bei den Vorarlberger Bezirksgerichten 212 Privatkonkurse eröffnet, um 2,4 Prozent weniger als im Vorjahresvergleich. Der durchschnittliche Schuldenstand pro Privatkonkurs ist allerdings von 103.000 auf 106.000 Euro angestiegen. Wie es weitergeht, hänge stark von der Entwicklung am Arbeitsmarkt zusammen, so der KSV1870. Denn Jobverlust ist heute eine der häufigsten Ursachen für finanzielle Probleme.

Fakten

Unternehmensinsolvenzen Vorarlberg 1. Halbjahr 2016

» Eröffnete Insolvenzen: 37 (-2,6 %)

» Nichteröffnete Insolvenzverfahren (mangels kostendeckenden Vermögens): 33 (+73,7 %)

» Gesamtinsolvenzen: 70 (+22,8 %)

» Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten: 28 Mill. Euro (+100 %)

» Betroffene Dienstnehmer: 145 (-2,7 %)

Eröffnete Privatinsolvenzen im ersten Halbjahr: 207 (-2,4 %)

» Gesamtpassiva: 22 Mill. Euro