Öxit: Nein danke!
Mit der Idee, auch in Österreich über einen Verbleib in der EU abstimmen zu lassen, erreicht plumper Rechtspopulismus bei uns einen neuen, traurigen Höhepunkt. Als ob das Desaster und das Chaos in Großbritannien nach dem Brexit nicht schon genug Lehren wären. Die Antwort, was dann auf unser kleines Binnenland zukommen würde, bleiben die Öxit-Populisten schuldig.
Export und Tourismus sind für unsere Wirtschaft und Arbeitsplätze lebenswichtig. Unsere Sicherheit ist nur im europäischen Verbund und durch die USA gegeben. Die Errichtung einer Alpenfestung oder einer stacheldrahtumzäunten Wagenburg bedeutet Selbstisolierung. Sie taugen zu unserem Schutz ebenso wenig wie das Milliardengrab der von Schwarz-Blau gekauften Eurofighter.
Die abenteuerliche Öxit-Idee stammt von Leuten mit der „Gnade der späten Geburt“. Sie haben die Schrecknisse des Nazi-Terrors, den Furor des Zweiten Weltkriegs sowie die danach zehnjährige Besatzung mit Not und Mangel vor allem in der russischen Zone nicht erlebt. Es kümmert sie auch nicht, dass unser Aufstieg zu einem der wohlhabendsten Länder der Welt ohne Unterstützung und Schutz der USA, immer freiere Welthandelsbedingungen und ohne europäische Integration nicht möglich gewesen wäre. Erst diese Voraussetzungen brachten uns Wohlstand und Wohlfahrt in Frieden, Freiheit und Sicherheit. Öxit bedeutet daher Vergangenheitsverleugnung und Zukunftsvergessenheit zugleich.
Es ist üblich geworden, für alles und jedes, was bei uns unzulänglich ist, die EU verantwortlich und diese damit madig zu machen. Auch dann, wenn dies mit ihr überhaupt nichts zu tun hat, wie etwa zuletzt beim Gemurkse mit den Registrierkassen. Die viel beklagte Brüssler Bürokratie ist einschließlich ihrer Übersetzungsdienste nicht größer als die österreichische Finanzverwaltung bzw. nur ein Viertel der Verwaltung unserer neun Bundesländer.
Es muss endlich Schluss gemacht werden mit der fadenscheinigen Politik, im Europäischen Rat in Brüssel mit einer anderen politischen Zunge zu reden als dann im eigenen Land und dabei die EU für hausgemachte Probleme als Sündenbock zu missbrauchen, wenn diese landeseigen verursacht sind. Alleine das von Blau verursachte Hypo-Alpe-Adria-Debakel verschlingt die Hälfte eines österreichweiten Jahresaufkommens an Lohnsteuer.
Daher: NEIN DANKE dazu! NEIN DANKE zur Öxit-Idee und NEIN DANKE zu Leuten, die sich demagogisch profilieren wollen, wie dies die Brexit-Lügner getan haben; damit uns ein böses Erwachen wie in Großbritannien erspart bleibt.
Die Errichtung einer Alpenfestung Österreich bedeutet Selbstisolierung.
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Dr. Hannes Androsch ist Finanzminister i. R. und Unternehmer.
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