Mehr als eine rollende Kugel

Casinos-Austria-Vorstand Dietmar Hoscher über Kultur, Zahlen und illegales Glücksspiel.
Schwarzach. Wer in schönen Dingen einen schönen Sinn entdeckt, der hat Kultur, war Oscar Wilde überzeugt. Österreich ist zweifelsohne ein Kulturland, und viele Touristen kommen genau aus diesem Grund in unser Land. Allerdings liegt einiges brach, sagt Dietmar Hoscher, Vorstandsdirektor der Casinos Austria, der gestern zum hochkarätig besetzten Kulturtalk nach Bregenz lud. Kern seiner Kritik: Österreich habe zwar einen guten Ruf, der aber vor allem aus der Vergangenheit lebe. „Das verblasst irgendwann“, ist er überzeugt und sieht das Potenzial vor allem in der Vernetzung und Vermarktung der vielen Kulturiniativen, die es neben bekannten Flaggschiffen wie den Bregenzer Festspielen gibt. Vor allem wenn es darum gehe, jüngere Gästeschichten anzusprechen, brauche es eine digitale Agenda für das Kunst- und Kulturprogramm im Land. „Den Millennials sind große Namen oder Jahrhunderte egal. Kultur ist viel mehr als klassische Musik“, befindet der Vorstandsdirektor im VN-Gespräch. Wenn man hier nicht aktiv werde und weiter in der Vergangenheit erstarre, verliert man eine der wesentlichen Gästeschichten. Digitaler Pionier unter den Kulturinstitutionen ist für Dietmar Hoscher das Metropolitan Museum of Art in New York. Dort wurde das Onlineerlebnis so ansprechend gestaltet, dass die Menschen persönlich ins Museum kommen wollen.
Mehr Erlebnis
Die Casinos Austria profitieren ebenfalls von den Touristen. Schließlich kommen über die Hälfte der Gäste aus dem Ausland. Und sie setzen zunehmend auch auf Erlebnisse. Der Slogan „Machen Sie Ihr Spiel“ ist Geschichte. Heute würden die Gäste viel mehr erwarten als das reine Spielerlebnis, sagt Hoscher. Darum könne man nur mit Zusatzangeboten wie Veranstaltungen und der Gastronomie punkten. Der Fokus liege auf Ambiente, Qualität und kompetenten Mitarbeitern. Deshalb habe man in den letzten Jahren sehr viel Geld in die bestehenden Casinos investiert. 7,5 Millionen allein im letzten Jahr in das Casino in Bregenz. Dieser Angebotsmix sei auch ein Grund dafür, wieso es im vergangenen Jahr gelang, Umsatz und Gästezahlen zu steigern. Die zwölf Spielbanken in Österreich knackten erstmals die Umsatzmarke von 300 Millionen Euro. Und das trotz steigender Konkurrenz durch illegales Glückspiel. Dass nicht-lizensiertes Glücksspiel zunimmt, läge aber nicht allein daran, dass die Behörden nicht einschreiten. „Wenn Glücksspielgeräte Gas versprühen, gefährdet das schließlich Leib und Leben der Polizisten“, sagt Hoscher. Eines der Hauptprobleme ist, dass viele Gerichtsurteile und deren Argumentation „merkwürdig“ seien. Denn die Höchstrichter sind sich nach wie vor uneins, ob das österreichische Glücksspielgesetz EU-rechtswidrig ist oder nicht. Viele Betreiber von mutmaßlich illegalen Glücksspielautomaten argumentieren deshalb stets damit, dass sie wegen der Unionrechtswidrigkeit nicht bestraft werden dürften. Der Casinos-Vorstandsdirektor hofft deshalb auf eine baldige Rechtssicherheit.
Noch keine Entscheidung gibt es in Sachen Casino in Liechtenstein. Das Fürstentum hat kürzlich seinen Glücksspielmarkt geöffnet. Die Casinos Austria sind grundsätzlich interessiert. Da die Rahmenbedingungen noch unklar sind, sei noch lange nichts entschieden.
In Sachen Kulturtourismus liegt in Österreich einiges brach.
Dietmar Hoscher
Fakten
Casinos Austria
» Umsatz 2015: 310,73 Millionen Euro (+ 20,3 Prozent)
» Besucherzahl: 2,72 Millionen
(+ 8,6 Prozent)
Casino Bregenz
» Umsatz 2015: 69,4 Mill. Euro
(+ 13,8 %)
» Gäste 2015: 335.000 (+ 5,6 %)