Kein geeignetes Umfeld, um zu träumen

Markt / 15.07.2016 • 18:29 Uhr

Wolford operativ mit Gewinn, unterm Strich steht aber Verlust. Rahmenbedingungen bleiben herausfordernd.

Bregenz. (VN-reh) Jene, die in der Schule mit Mathematik ihre Schwierigkeiten hatten, haben eines gelernt: Geht es zu leicht, ist es falsch. Bei Wolford würde man sich momentan allerdings schon eine gewisse Leichtigkeit wünschen, gerade was das Umfeld betrifft. Denn das beherrschende Thema Brexit belastet den Strumpfkonzern derzeit sehr. Ein Austritt der Briten aus der EU könnte Wolford sechsstellig treffen, die UK-Umsätze könnten um mehr als eine halbe Million Euro rückläufig sein, sagt Finanzvorstand Axel Dreher, der darauf hinweist, dass die Umsätze in Paris nach den Terroranschlägen zweistellig eingebrochen sind.

Generell sei das gesamte Umfeld derzeit nicht geeignet, um zu träumen. Zudem hat sich der Markt für persönliche Luxusgüter abgeschwächt, vor allem weil Touristenströme aus Russland und China nachließen. Auch in den USA, dem wichtigsten Einzelmarkt, ist der Konsum verhalten. Und dennoch ist man bei Wolford überzeugt, mit den neu geschaffenen Strukturen eine Antwort auf diese vorherrschenden Unsicherheiten zu haben.

Rentabilität wird geprüft

Das Kostensparprogramm läuft nach wie vor. Bei der Reorganisation von Vertrieb und Marketing sei man schon zu 75 Prozent durch. Die Vertriebszentralen werden gestrafft, administrative Doppelgleisigkeiten gekappt. Bei allem wird auf die Rentabilität geschaut. Deshalb wurden bereits 20 defizitäre Standorte geschlossen. Dafür entstehen in Toplagen neue Shops mit neuem Konzept. Heuer noch wird in Berlin, Schanghai und Beverly Hills Eröffnung gefeiert. Festhalten will man bei Wolford auf jeden Fall an den bestehenden Produktionsstandorten in Bregenz und Slowenien. „Wir glauben an die Produktionsstätte Europa. Wir haben kein primäres Herstellungskostenproblem“, bekräftigt Dreher.

Das Geschäftsjahr 2015/16 schloss Wolford mit einem Umsatzplus auch aufgrund positiver Währungseffekte sowie einem operativen Gewinn. Dass das Ebit heuer aber geringer ausfiel als im Vorjahr, sei der Tatsache geschuldet, dass damals betriebliche Erträge von über zwölf Millionen Euro, die durch den Verkauf eines Grundstücks sowie zweier Mietrechtsoptionen erzielt wurden, einflossen.

Unterm Strich stand bei Wolford wegen eines negativen Steuereffektes allerdings ein Verlust von 6,19 Millionen Euro. „Das beruht auf einem Einmaleffekt im Zuge der Auflösung latenter Steueransprüche. Wenn man die Sondereffekte vom letzten Geschäftsjahr herausrechnet, konnten wir unser Ergebnis operativ um fast fünf Millionen Euro steigern,“ erklärt Finanzvorstand Dreher. Wolford befinde sich operativ auf dem richtigen Weg.

Verhaltener Start

Für das laufende Geschäftsjahr 2016/17 rechnet man beim Strumpfkonzern trotz bislang verhaltenem Start mit einem leichten Umsatzwachstum. Das operative Ergebnis dürfte ebenfalls leicht steigen und das Ergebnis nach Steuern positiv ausfallen.

Ambitioniertes Ziel

Ob das Ziel einer EBIT-Marge von zehn Prozent im Jahr 2020 erreicht werden kann, scheint aber noch unklar. Im Geschäftsjahr 2015/16 lag diese immerhin bei erst einem Prozent. Das Ziel sei unter anderen Rahmenbedingungen formuliert worden, es bleibe aber denoch aufrecht. „Um das zu erreichen, haben wir aber noch ein ganzes Stück Weg vor uns“, betont Wolford-CEO Ashish Sensarma.

Wir befinden uns operativ auf dem richtigen Weg und glauben an die Produktionsstätte Europa.

Axel Dreher

Fakten

Wolford – Geschäftsjahr 2015/16

» Umsatz: 162,4 Mill. Euro (+3%)

» Ebit: 1,55 Mill. Euro (-29%)

» Ergebnis vor Steuern:
0,62 Mill. Euro (-49%)

» Ergebnis nach Steuern:
-6,19 Mill. Euro (>100)

» Investitionen:
7,3 Mill. Euro (-34%)

» Mitarbeiter: 1571 (-3 FTE)

» Eigenkapital:
68,15 Mill. Euro (-9%)

» Eigenkapitalquote:
49 Prozent