„Viele wissen nicht, was ein gutes Produkt kann“
Rankweil. Angelika Canal hat vor 20 Jahren aus der Not eine Tugend gemacht. Weil sie keine passenden Instrumente zur Hand-, Haar- und Fußpflege fand, fing sie an, diese selbst produzieren zu lassen. Im Interview spricht sie über die Anfänge, wie hoch der Qualitätsgedanke der Kunden ist und wieso sie sich nun ein Stück weit aus dem Unternehmen zurückziehen will.
Sie haben sich seit der Firmengründung 1995 zu einem der führenden Anbieter in Ihrer Branche entwickelt. Können Sie uns erzählen, wie Sie diesen Markt entdeckten?
Canal: Ich habe Fußpflegerin und Kosmetikerin gelernt und damals eine taugliche Splitterpinzette gesucht. Ich habe da nichts Taugliches gefunden. Auch bei Nagelscheren gab es nicht den Qualitätsanspruch, den ich mir vorgestellt habe. Mein Ziel war es dann, ganz Österreich mit guten Pinzetten und Scheren zu beliefern. Das war eine Marktlücke und hat mir den Anstoß zur Selbstständigkeit gegeben.
Wie ging Ihr Weg danach weiter?
Canal: Ich bin auf Fachmessen, habe dort die Produzenten kennengelernt. Ich hatte aber nicht das Geld, um 5000 Stück einer Nagelschere zu bestellen. Ich habe dann ein Konzept entwickelt, wie ich mir das vorstelle, und die Produzenten haben mir die Möglichkeit gegeben, geringere Stückzahlen zu beziehen. Am Anfang habe ich nur Fußpflegerinnen beliefert und bin dann Apotheken, Parfümerien und Sanitätshäuser angegangen.
Sie verkaufen ausschließlich über den Fachhandel und Apotheken. Wie schwer ist es, in diesem Bereich überhaupt Fuß zu fassen?
Canal: Sehr schwer, weil man viel Überzeugungsarbeit leisten muss. Jede Apotheke und jedes Sanitätshaus hatte bereits Scheren und Pinzetten im Sortiment. Und es ist für sie auch ein Randprodukt. Aber durch die hohe Qualität konnte ich viele überzeugen. Über einen Onlineshop denken wir gerade nach. Aber wenn, dann möchten wir nicht in Konkurrenz zur Apotheke oder zum Fachhandel treten.
Wo lassen Sie Ihre Produkte fertigen?
Canal: Hauptsächlich lassen wir in europäischen Manufakturen produzieren. Zum Teil greifen wir dabei auf bestehende Qualitätsprodukte zurück. Man muss nichts neu erfinden, wenn es schon ein gutes Produkt am Markt gibt. Speziell die Italiener sind sehr gut darin. Gleichzeitig lassen wir beispielsweise Fußzangen auch selber anfertigen. 20 Prozent unseres Sortiments wird allerdings in Europa gar nicht mehr hergestellt. Und wenn, dann nur für so hohe Preise, die einem niemand zahlt. Die Verpackungen kommen indes aus Vorarlberg. Es ist schön, die heimische Wirtschaft unterstützen zu können. In Italien sind es ganz viele Kleinbetriebe, die mit Leidenschaft für uns produzieren. Hinter einer Schere beispielsweise stecken über 50 Arbeitsschritte.
Wie hoch ist überhaupt das Markenbewusstsein bei Pinzetten und Scheren?
Canal: Bei den Pinzetten ist es sehr hoch. Wer einmal eine von uns hatte, kauft wieder eine. Da gibt man auch einmal mehr Geld aus, um mehr Qualität zu bekommen. In Vorarlberg haben 98 Prozent aller Apotheken unsere Produkte. Somit hat der Endverbraucher die Möglichkeit, zu einem guten Produkt zu kommen. In Österreich sind es rund 50 Prozent, meistens exklusiv. Unsere Werbung funktioniert dabei fast ausschließlich über Mundpropaganda. Aber leider wissen viele Menschen gar nicht mehr, was eine gute Schere kann.
Sie haben kürzlich ein neues Firmenkundensegment erschlossen. Worum geht es da konkret?
Canal: Wir haben tolle Werbemittel für Firmen entwickelt. Eine bedruckte Sandplattfeile, die in Deutschland produziert wird und die jeder, der sie bekommt, mindestens einmal in der Woche in die Hand nimmt und sich an die Firma erinnert. Das kann auch ein Mann gut gebrauchen. Es ist eine nachhaltige, hochwertige Werbung, die beliebig gestaltbar ist. Oder ein gutes, hochwertiges Maniküre-Etui hat man 20 Jahre lang und man hat das Gefühl, ich bin der Firma etwas wert.
Seit Kurzem gibt es mit Patrick Stampfer einen zweiten Geschäftsführer im Unternehmen. Wollen Sie sich zurückziehen oder bedeutet diese Personalie, dass Sie im Markt noch stärker auftreten wollen?
Canal: Sowohl als auch. Momentan sind wir nur in Österreich aktiv. Mittelfristig wollen wir aber auch die Märkte in Deutschland, der Schweiz und Mitteleuropa erobern. Aber damit lassen wir uns noch Zeit. Und ich möchte mich etwas aus dem Unternehmen zurückziehen, mehr Freizeit haben, das Leben mehr genießen. Denn ich muss ja meiner Mission gerecht werden: glücklich zu sein. Das ist nicht einfach, dafür muss man was tun und die richtigen Weichen stellen. Die Arbeit macht mir aber nach wie vor großen Spaß. Jeden Tag lerne ich etwas Neues dazu. Das macht das Leben so spannend.
Bei uns passt das Preis-Leistungsverhältnis sehr gut. Letztlich ist billig gekauft immer teuer gekauft.
Kennzahlen
Gegründet: 1995
Gesellschafter: Angelika Canal
(100 %)
Geschäftsführung: Angelika Canal, Patrick Stampfer
Mitarbeiter: 7
Branche: Handel und Produktion von kosmetischen Instrumenten
Zur Person
Angelika Canal
Gründerin, Geschäftsführerin und Gesellschafterin der Canal Instrumente GmbH in Rankweil
Geboren: 21.11.1961
Ausbildung: Ausbildung zur Kosmetikerin und Fußpflegerin
Laufbahn: im Jahr 1995 Start in die Selbstständigkeit, Gründung der Canal Instrumente GmbH in Rankweil