„Künstliche Intelligenz ändert alles“

Markt / 06.10.2016 • 21:12 Uhr
Ein Weltstar in Sachen künstliche Intelligenz: Jürgen Schmidhuber berichtet über seine Forschung und die Möglichkeiten, die KI bietet.    Foto:IDSIA

Jürgen Schmidhuber, Pionier der künstlichen Intelligenz, informiert über die nächste digitale Revolution.

Schwarzach. Jürgen Schmidhuber ist weltweit einer der bekanntesten und wichtigsten Wissenschaftler im Bereich künstlicher Intelligenz. „Die Entwicklung wahrer künstlicher Intelligenz ist das letzte Bedeutsame, was man als Mensch noch leisten kann“, ist er überzeugt. Der Dreiundfünfzigjährige leitet seit elf Jahren das Schweizer Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz, kurz IDSIA, in Lugano. Schmidhuber beschäftigt sich nicht nur mit neuronalen Netzen und Robotik, sondern auch mit Kunst und der formalen Theorie der Kreativität. Zahlreiche Firmen, unter anderem die IT-Giganten Google, Apple, Microsoft und IBM, nutzen bereits heute die von ihm entwickelten Methoden maschinellen Lernens.

Keine Science-Fiction mehr

Es ist den VN gelungen, den weltweit gefragten Wissenschaftler als Referenten für das Vorarlberger Wirtschaftsforum zu gewinnen. Er wird die Teilnehmer der Tagung als erster Redner der Veranstaltung auf die „schöne neue Welt“ einstimmen. Seine Überlegungen sind längst keine Science-Fiction mehr, sondern in der Realität angekommen. Ende September haben Amazon, Google/Deepmind, Facebook, IBM und Microsoft angekündigt, gemeinsam die künstliche Intelligenz voranzutreiben. Die IT-Giganten haben eine Organisation namens „Partnership on Artificial Intelligence to Benefit People and Society“, kurz „Partnership on AI“, gegründet. Diese soll sich nun vor allem mit den ethischen Grundsatzfragen bei der Entwicklung der neuen Technologien auseinandersetzen.

Künstliche Intelligenz oder Artificial Intelligence ist der nächste große Schritt nicht nur der Wirtschaft, sondern der Gesellschaft, ist Schmidhuber überzeugt, der sein Institut in Lugano zu einem Thinktank ausgebaut hat, das von der „Business Week“ zu einem der Top-Ten-KI-Labore weltweit gezählt wird und über 60 Forscher beschäftigt.

Deepmind-Pioniere

Die Arbeiten der  IDSIA-Forscher zu künstlichen neuronalen Netzen revolutionierten unter anderem die Handschrifterkennung, die Spracherkennung, die maschinelle Übersetzung und die automatische Bildbeschreibung; sie können beispielsweise bei der Krebsfrüherkennung helfen, berichtet das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ über die Entwicklungen von Schmidhuber und seinem Team. Ehemalige Schmidhuber-Doktoranden gehören außerdem zu den ersten Mitarbeitern des von Google aufgekauften KI-Unternehmens Deepmind. Als Google die Firma 2014 kaufte, zählte sie 60 Mitarbeiter. Laut Schmidhuber bezahlte Google fast zehn Millionen Euro je Mitarbeiter, so die NZZ. Entsprechend gefragt sind die Mitarbeiter von Schmidhuber auch heute: „Sie erhalten ständig gute Angebote. Hohe Ablösesummen werden geboten. Große Firmen zahlen ein Vielfaches der Akademikerlöhne. 2014 haben wir der Abwerbung einen Riegel vorgeschoben, indem wir das Start-up NNAIsense gründeten. Seither können wir unseren Leuten Aktienoptionen bieten“, sagt Schmidhuber, der als Präsident dieser Tessiner Firma fungiert.

„KI nicht fürchten“

Künstliche Intelligenz sei nichts zum Fürchten, widerspricht er Kritikern. Ganz im Gegenteil: Schon ganz kurzfristig gebe es großen Nutzen für die Menschheit. Dieser Nutzen zeige sich darin, „dass wir heute schon Gesundheitsvorsorge wie Krebsfrüherkennung durch künstliche neuronale Netze verbessern können oder dass die Smartphones ihre Besitzer immer besser verstehen.“ Es herrsche immenser kommerzieller Druck, künstliche Intelligenzen zu bauen, die ihre Anwender glücklicher und gesünder machen, ist der weltbekannte Wissenschaftler überzeugt: „Wenn das kein Nutzen ist!“

„Kaum Zielkonflikte“

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) wird er zu den Befürchtungen so bekannter Wissenschaftler und Unternehmer wie Stephen Hawking, Elon Musk oder Nick Bostrom, die in KIs eine existentielle Gefahr für die Menschen sehen, konkret: „Viele reden über KIs, wenige bauen welche. Interessanterweise sind auch die Genannten keine KI-Experten, und diese Visionen sind ja uralt, das konnte man alles schon vor Jahrzehnten in Science-Fiction-Romanen lesen. Warum sollten KIs denn ein Interesse daran haben, uns zu vernichten? Zwar wird der Mensch KIs, die ihre eigenen Ziele verfolgen, langfristig kaum kontrollieren können. Aber wir dürfen hoffen, dass es kaum Zielkonflikte geben wird zwischen uns und ihnen. Lebewesen interessieren sich vor allem für die, mit denen sie zusammenarbeiten oder in Wettbewerb treten können. Politiker interessieren sich für andere Politiker, Kinder für andere Kinder. Und superkluge KIs werden sich vor allem für andere superkluge KIs interessieren. Wir Menschen sind doch auch viel klüger als Ameisen. Trotzdem haben wir kein Interesse, sie zu vernichten. Nur wenn sie in unsere Häuser eindringen, dann gibt es einen Zielkonflikt. Dann bekämpfen wir sie mit Gift, das aber nur einen winzigen Teil aller Ameisen trifft.“

Künstliche Intelligenz ist schon jetzt im Einsatz: zum Beispiel im berühmten intelligenten Kühlschrank, der selbstständig seinen Inhalt verwaltet und Alarm schlägt, wenn Milch, Butter oder Wurst zur Neige gehen. Auch die Suchmaschinen helfen jedem User Tag für Tag bei der Suche nach Informationen im Internet. Ganz zu schweigen von Navigations- und Sicherheitssystemen, die die klassische Straßenkarte vom Markt verdrängt haben, und uns beim beim Autofahren unterstützen.

Bereits heute gibt es in vielen Fertigungsrobotern und Steuerungsprogrammen künstliche Intelligenz, die ausgezeichnet funktioniert. Intelligentes Datenmanagement ist ein Einsatzgebiet; es geht darum, die Informationsmassen fehlerfrei in Kategorien und Unterkategorien zu ordnen und dann die komplexen Zusammenhänge herzustellen. Roboter können dort eingesetzt werden, wo Menschen gefährdet sind. Aber auch in der Lagertechnik oder beim selbstfahrenden Auto braucht es künstliche Intelligenz.

Warum sollten künstliche Intelligenzen denn ein Interesse daran haben, uns zu vernichten?

Jürgen Schmidhuber
Der Stuttgarter Günther Oettinger sitzt als EU-Kommissar für die digitale Wirtschaft an entscheidender Stelle für die Zukunft Europas. Er forciert die Digitalisierung in der EU mit zahlreichen Initiativen und Förderprogrammen. Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident ist seit dem Jahr 2010 Mitglied der EU-Kommission. Günther Oettinger, EU-Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft

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Der Steirer Siegfried Wolf ist einer der bekanntesten Manager Österreichs. Nach dem Aufbau des kanadischen Magna-Konzerns in Europa übernahm er die Aufsicht in Oleg Deripaskas „Russian Machines“, ist ebenfalls Aufsichtsratschef der Sberbank Europe. Der österreichische Manager gilt als einer der besten Kenner der russischen Wirtschaft. Siegfried Wolf, Aufsichtsratsvorsitzender „Russian Machines“ u. a. Unternehmen

Der Steirer Siegfried Wolf ist einer der bekanntesten Manager Österreichs. Nach dem Aufbau des kanadischen Magna-Konzerns in Europa übernahm er die Aufsicht in Oleg Deripaskas „Russian Machines“, ist ebenfalls Aufsichtsratschef der Sberbank Europe. Der österreichische Manager gilt als einer der besten Kenner der russischen Wirtschaft. Siegfried Wolf, Aufsichtsratsvorsitzender „Russian Machines“ u. a. Unternehmen

Markus Rodlauer ist stellvertretender Direktor der Abteilung Asien und Pazifik des Internationalen Währungsfonds und war Leiter des Teams, das 2012 die Artikel-IV-Konsultation für die Volksrepublik China vorbereitet hat. Der weltgewandte Österreicher, der an der Universität Innsbruck studierte, gilt weltweit als einer der profundesten Kenner der chinesischen Wirtschaft.Markus Rodlauer, IWF, stv. Direktor Asien und Pazifik

Markus Rodlauer ist stellvertretender Direktor der Abteilung Asien und Pazifik des Internationalen Währungsfonds und war Leiter des Teams, das 2012 die Artikel-IV-Konsultation für die Volksrepublik China vorbereitet hat. Der weltgewandte Österreicher, der an der Universität Innsbruck studierte, gilt weltweit als einer der profundesten Kenner der chinesischen Wirtschaft.

Markus Rodlauer, IWF, stv. Direktor Asien und Pazifik

Thomas Giuliani leitet das Produktmanagement für die 5er-, 6er- und 7er-Serien bei der BMW Group. Nach ersten Funktionen im Vertrieb und im Marketing von BMW Motorsport wechselte er als Leiter der Kommunikation zu Audi. Seit 2004 ist Giuliani wieder bei BMW, zunächst als Leiter der Kommunikation, seit 2005 ist er im Produktmanagement.Thomas Giuliani, Director Productmanagement BMW Group

Thomas Giuliani leitet das Produktmanagement für die 5er-, 6er- und 7er-Serien bei der BMW Group. Nach ersten Funktionen im Vertrieb und im Marketing von BMW Motorsport wechselte er als Leiter der Kommunikation zu Audi. Seit 2004 ist Giuliani wieder bei BMW, zunächst als Leiter der Kommunikation, seit 2005 ist er im Produktmanagement.

Thomas Giuliani, Director Productmanagement BMW Group

Marie-Helene Ametsreiter ist durch ihre Fernsehauftritte in einer Start-up-Sendung einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Sie gilt als eine der bestvernetzten Investorinnen im Start-up-Bereich. Nach Stationen bei Telekom Austria und OMV ist sie seit 2014 Partnerin bei Speed­invest mit Büros in Wien, München und Silicon Valley. Marie-Helene Ametsreiter, Partnerin beim Risikokapitalgeber Speedinvest

Marie-Helene Ametsreiter ist durch ihre Fernsehauftritte in einer Start-up-Sendung einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Sie gilt als eine der bestvernetzten Investorinnen im Start-up-Bereich. Nach Stationen bei Telekom Austria und OMV ist sie seit 2014 Partnerin bei Speed­invest mit Büros in Wien, München und Silicon Valley. Marie-Helene Ametsreiter, Partnerin beim Risikokapitalgeber Speedinvest

Die Referenten

Global. Lokal. Digital. Vorarlbergs Chancen im weltweiten Kontext

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» Information: Convention Partner Vorarlberg, Bodensee-Vorarlberg Tourismus GmbH, Telefon +43 (5574)43443-23 / Fax +43 (5574)43443-4

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