„Lücken finden und nutzen“
Wirtschaftsexperte ist sich sicher: Auch in unruhigen Zeiten ist erfolgreiches Wirtschaften möglich.
Götzis. (ha) Täglich werden wir mit schlechten Nachrichten bombardiert, die Wirtschaft stöhnt unter einem ausufernden Bürokratismus, politisches Gezänk verunsichert die Bevölkerung. Für den Wirtschaftsjournalisten Ronald Barazon alles kein Grund, in ein allgemeines Jammern einzustimmen. Im Gegenteil: Für ihn stehen die Chancen, wirtschaftlich erfolgreich zu sein, auch in unruhigen Zeiten äußerst gut.
„Wir leben in der tollsten Zeit, die es je gegeben hat“, überraschte der 72-jährige Journalist, Moderator und Zeitungsherausgeber zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer, die im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Unternehmer sein heute“ den Saal der Kulturbühne Ambach füllten, mit einer für viele provokant klingenden Aussage. Seinen Optimismus begründet er mit der derzeitigen wirtschaftlichen Lage: „Wir haben heute einen brauchbaren Wohlstand in ganz Europa.“ Und das, obwohl täglich eine Flut neuer Vorschriften auf die heimischen Unternehmen niederprasselt, die das Geschäftsleben nicht gerade fördern.
Schlau sein
Um dem ständig wachsenden Bürokratismus Paroli zu bieten, hat Barazon unkonventionelle Vorschläge: „Wir müssen so schlau sein, die Lücken im Dschungel der Vorschriften zu finden.“ Während es immer schwieriger werde, einen Kredit zu bekommen, unterliege etwa das Leasingwesen keinen besonderen Vorschriften: „Warum sollen wir diese Lücke nicht nützen, denn sie öffnet neue Wege bei der Finanzierung innovativer Firmenprojekte.“ Dass heimischen Geldinstituten das Leben tatsächlich nicht einfach gemacht wird, bestätigt in diesem Zusammenhang auch der Vorstandsvorsitzende der Sparkassen, Werner Böhler: „Unsere Möglichkeiten sind begrenzter als früher. In unruhigen Zeiten wie diesen müssen wir bei den Kunden aber durch Vertrauen und Verlässlichkeit punkten.“
Für Barazon, bekannt als Moderator vieler Wirtschaftssendungen im TV, müssen große und kleine Unternehmen die Gelegenheit wahrnehmen, im fernen Osten oder auch in Südamerika wirtschaftlich mitzumischen: „Wer in diesen riesigen Märkten keine Geschäfte macht, macht etwas falsch.“ Andere haben jenseits der Grenzen längst Fuß gefasst, verweist der Wirtschaftsexperte auf inzwischen nicht weniger als 175 österreichische Unternehmen, die in ihren Sparten zu Weltmarktführern aufgestiegen sind. Große Chancen auch für kleinere Firmen, weltweit Geschäfte zu machen, bietet, so Barazon, das Internet: „Heute können wir auf diesem Weg Waren in die ganze Welt verkaufen.“
Dass sich der Eintritt in den Ruhestand weiter nach hinten verschieben wird, ist nach Ansicht des Experten nicht zu verhindern: „Früher war man mit 67 ein Greis, heute nicht mehr.“