Für klaren Russland-Europa-Dialog
Einer der bekanntesten österreichischen Manager fordert Normalisierung der russisch-europäischen Beziehungen.
Schwarzach. (VN-sca) Der Steirer Siegfried Wolf darf mit Fug und Recht als Manager bezeichnet werden, der sich auch politisch kein Blatt vor den Mund nimmt. Bequem war er dabei nie, bis heute nicht. Doch sein Wort wird ernst genommen, in der Politik und erst recht in Unternehmerkreisen. Beim Vorarlberger Wirtschaftsforum wird Wolf zum Thema „Russland und die EU – wer gewinnt und wer verliert?“ referieren.
Er hat dazu eine klare Meinung. Von Anfang an kämpfte er gegen die Sanktionen, welche die Europäische Union gegen das Riesenreich im Osten verhängt hat. Kritiker werfen dem früheren Magna-Spitzenmanager Befangenheit vor, ist er doch seit
2010 Aufsichtsratsvorsitzender von „Russian Machines“, einem Unternehmen, das zum Mischkonzern „Basic Elements“ des Oligarchen Oleg Deripaska gehört. Auch in der russisch dominierten Sberbank führt er den Aufsichtsratsvorsitz. Das Engagement in der russischen Wirtschaft ermögliche ihm nämlich Einblicke in die Wirtschaft und Politik des Landes, welche den meisten verschlossen bleiben. Wolf wird auch ein gutes Verhältnis zum russischen Staatschef Wladimir Putin nachgesagt.
Nichts zu gewinnen
Mit Sanktionen, so Wolf gegenüber den VN, sei allerdings für niemanden etwas zu gewinnen, schon gar nicht Frieden. In der Tat mehren sich auch in Europa jene Stimmen, die auf eine Normalisierung der Beziehungen drängen. Gerade hat die deutsche Bundeskanzerlin Angela Merkel zum Ukraine-Gipfel geladen, ihr Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel wirbt schon länger für ein Aussetzen der Sanktionen, die der deutschen und eben auch der österreichischen Wirtschaft schweren Schaden zugefügt haben. In Österreich wirbt Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl unentwegt für eine Aussöhnung, die Regierung hält sich trotz oder wegen des großen Engagements russischer Unternehmen im Land allerdings zurück.
Weg aus der Sackgasse
Wolf schildert auf dem Wirtschaftsforum die aktuelle Situation im Handelskrieg, die Auswirkungen auf die Politik und präsentiert auch die aus seiner Sicht aussichtsreichsten Auswege aus der Sackgasse. Er fordert einen klaren Europa-Russland-Dialog. In Russland, so Wolf, haben die Sanktionen natürlich Gegensanktionen hervorgerufen. „Wenn sich das einmal einbetoniert hat, dann wird es sehr schwierig, da wieder herauszukommen. Herr Putin hat über 80 Prozent Zustimmung seitens der Bevölkerung. Russland hat schon viele Krisen und schwere Zeiten ausgehalten. Europa und Russland krebsen um ein Prozent Wachstum herum. Russland hat Rohstoffe und Kapitalkraft und wir das Know-how. Eine einzigartige Basis. Europa und Russland haben zusammen 450 Milliarden Euro Wirtschaftsvolumen, die USA 30 Milliarden.“ Daraus schließt Wolf: „Die USA haben also kein gesteigertes Interesse daran, uns in einem guten Wachstumsfeld zu sehen.“ Österreich rät er nach wie vor, nicht in den Sog der Übersanktionierer zu geraten und zu glauben, hier Vorreiter spielen zu müssen. Nach wie vor sei eine gute Basis vorhanden. Wolf insistiert: „Ich vermisse einen klaren Standpunkt, aber vor allem Führungsqualitäten. Österreich ist ein neutraler Staat. Friedensstiftende Maßnahmen sind allen anderen vorzuziehen.“
Siegfried Wolf hat in der Wirtschaft einen guten Namen. Das ist seinen Fähigkeiten zu verdanken, große Unternehmen souverän zu führen. Er hat für den Magna-Konzern das Europa-Geschäft aufgebaut und Tausende Arbeitsplätze geschaffen. Auch seine Karriere zeugt von Zielstrebigkeit und Erfolg. Im steirischen Feldbach als Sohn in eine Landwirtefamilie mit sechs Geschwistern hineingeboren, hat er von 1981 bis 1985 die Höhere Technische Lehranstalt für Maschinenbau-Betriebstechnik besucht. Er tat dies neben seiner Lehre in Form einer Abendschule. Abschließend legte er die Meisterprüfung ab und erwarb den Ingenieur-Titel – der erste Schritt zur internationalen Karriere.
Mit Sanktionen und Handelsembargos ist weder für Russland noch Europa etwas zu gewinnen.
Siegfried Wolf

Der Stuttgarter Günther Oettinger sitzt als EU-Kommissar für die digitale Wirtschaft an entscheidender Stelle für die Zukunft Europas. Er forciert die Digitalisierung in der EU mit zahlreichen Initiativen und Förderprogrammen. Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident ist seit dem Jahr 2010 Mitglied der EU-Kommission.
Günther Oettinger,
EU-Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft
Marie-Helene Ametsreiter ist durch ihre Fernsehauftritte in einer Start-up-Sendung einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Sie gilt als eine der bestvernetzten Investorinnen im Start-up-Bereich. Nach Stationen bei Telekom Austria und OMV ist sie seit 2014 Partnerin bei Speedinvest mit Büros in Wien, München und Silicon Valley.
Marie-Helene Ametsreiter, Partnerin beim Risikokapitalgeber Speedinvest

Markus Rodlauer ist stellvertretender Direktor der Abteilung Asien und Pazifik des Internationalen Währungsfonds und war Leiter des Teams, das 2012 die Artikel-IV-Konsultation für die Volksrepublik China vorbereitet hat. Der weltgewandte Österreicher, der an der Universität Innsbruck studierte, gilt weltweit als einer der profundesten Kenner der chinesischen Wirtschaft.
Markus Rodlauer, IWF,
stv. Direktor Asien und Pazifik

Thomas Giuliani leitet das Produktmanagement für die 5er-, 6er- und 7er-Serien bei der BMW Group. Nach ersten Funktionen im Vertrieb und im Marketing von BMW Motorsport wechselte er als Leiter der Kommunikation zu Audi. Seit 2004 ist Giuliani wieder bei BMW, zunächst als Leiter der Kommunikation, seit 2005 ist er im Produktmanagement.
Thomas Giuliani, Director Productmanagement BMW Group
Seit seinem 15. Lebensjahr will der Leiter des Instituts für künstliche Intelligenz in Lugano, Jürgen Schmidhuber, eine sich selbst verbessernde künstliche Intelligenz (KI) bauen, die klüger ist als er selbst, um dann in Rente zu gehen. Die mächtigen neuronalen Netze seiner Forschungsgruppen revolutionierten bereits jetzt die Handschrift und Spracherkennung.
Jürgen Schmidhuber,
IDSIA Lugano
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» Information: Convention Partner Vorarlberg, Bodensee-Vorarlberg Tourismus GmbH, Telefon +43 (5574)43443-23 / Fax +43 (5574)43443-4
Zur Person
Siegfried Wolf
Geboren: 31. Oktober 1957
Werdegang: HTL für Maschinenbau-Betriebstechnik am TGM, Wien, Meisterprüfung, Philips, Hirtenberger, ab 1995 Präsident der Magna Europa, ab 1999 auch stv. Vorsitzender der Magna Int., ab 2001 Präsident der Magna Steyr AG, 2005 bis 2010 CEO der Magna Int. Inc., ab 2010 Aufsichtsratsvorsitzender von Russian Machines, einem Unternehmen des Mischkonzerns Basic Elements. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Sberbank Europe.