„Ein grünes Image ist in Italien gefragt“
Mailand. (cro) Seit Jahren pflegen österreichische Unternehmen Geschäftsbeziehungen mit dem Nachbarland Italien. Der südliche Nachbar ist traditionell ein Wirtschaftspartner. Rund 330 Niederlassungen sind registriert, vorwiegend in Norditalien. Das Außenwirtschaftscenter Italien ist erste Anlaufstelle für Firmen, die einen Markteintritt planen oder individuelle Unterstützung beim Marktausbau wünschen. Bei Gudrun Hager, Wirtschaftsdelegierte in Mailand, treffen in diesem Zusammenhang jährlich rund 2000 Fragen ein.
Wo sehen Sie zukünftiges Marktpotenzial für Unternehmen aus Vorarlberg bzw. Österreich?
Hager: Besonderes Marktpotenzial sehen wir in den Bereichen erneuerbare Energien, Umwelt, innovativer Holzbau und Bausanierung, Infrastruktur- und Tourismusprojekte, Gesundheit und Wellness oder Informations- und Kommunikationstechnik (IKT). Vorarlberger Unternehmen können dabei mit ihrer Expertise punkten. In den nächsten Jahren setzen wir Branchenschwerpunkte mit einem umfassenden Leistungspaket bei Green Building, Industrie 4.0, Silver Economy, Smart Plastics/neue Materialien, Elektrotechnik und E-Mobility, Energiewirtschaft, Luft- und Raumfahrt sowie Mode und Textilien.
Was schätzen italienische Unternehmen an der Zusammenarbeit mit heimischen Firmen und ihren Produkten?
Hager: Die typischen Stärken der Vorarlberger bzw. österreichischen Wirtschaft sind auch in Italien gefragt: innovative, qualitativ hochwertige Angebote, Flexibilität und Pragmatismus, Verlässlichkeit und ein grünes Image. Viele heimische Konsumgüter sind dem italienischen Touristen von seinen Österreichreisen bekannt. In Südtirol ist die Beziehung zu Österreich aufgrund von Mentalität und Sprache besonders eng, die Region bietet sich auch für Vorarlberger Unternehmen als Brücke in den italienischen Markt an.
Kenntnis von Verhaltensweisen und Respekt gegenüber der Landeskultur sind Voraussetzung, um in Italien erfolgreich zu sein. Was sind absolute No-gos?
Hager: Vermieden werden sollte unbedingt das Spannungsverhältnis zwischen Norden und Süden, Personen des öffentlichen Lebens oder politische Parteien anzusprechen. Titel werden in mündlicher und schriftlicher Anrede großzügig verwendet. Direkte Gespräche (auch telefonische) entsprechen dem italienischen Kommunikationsbedürfnis mehr als Schriftwechsel. Ein mediterranes Zeitempfinden trifft auf Pünktlichkeit und das Einhalten von Fristen zu, je weiter im Süden umso mehr. Geschäftstreffen werden gerne mit einem Restaurantbesuch verbunden.