Metaller machen die Nacht zum Tag

Einigung nach 16-stündiger Verhandlung auf 1,68 Prozent mehr Lohn und Gehalt für die Beschäftigten.
Wien. (VN-reh) Müde, aber mehr oder weniger zufrieden. So könnte man die Stimmung der Verhandler am Metaller-Kollektivvertrag bezeichnen. Freitagfrüh um 5.50 Uhr hatte man sich in der vierten Runde und nach einem 16-stündigen Verhandlungsmarathon geeinigt. Was für viele sehr lange anmutet, ist für die Anwesenden allerdings keine Besonderheit. Im Vorjahr brauchte es in der finalen Runde bis zur Einigung stolze 23 Stunden.
Waren die Gewerkschaften zu Beginn mit einer Forderung von drei Prozent mehr Lohn und Gehalt eingestiegen, einigte man sich am Ende auf eine Erhöhung um 1,68 Prozent für die 120.000 Beschäftigten der Maschinen- und Metallwarenindustrie. Wobei die untersten Einkommensschichten zwei Prozent mehr bekommen, die Bestverdiener 1,2 Prozent mehr. Zudem wird den Lehrlingen die Fahrt ins Internat bezahlt und die Karenzzeiten werden den Dienstzeiten (Abfertigung, Jubiläumsgeld, Urlaubsanspruch) angerechnet.
ÖGB-Landesvorsitzender Norbert Loacker ist persönlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Für ihn war dabei nicht die prozentuelle Erhöhung wesentlich, sondern dass die Niedrigverdiener deutlich mehr bekommen. „Das ist ein wichtiges Signal. Genauso stärkt das die Kaufkraft in der Region“, ist er überzeugt. Aus den Betrieben seien dazu bereits positive Signale gekommen. „In Summe ist der Abschluss gelungen.“
Keine Freizeitoption
Dass sich die Arbeitnehmervertreter mit ihrer Forderung nach einer Freizeitoption nicht durchsetzen konnten, sei „wahnsinnig schade, weil das Interesse gerade in Vorarlberg sehr groß ist“, sagt Loacker. Aber für die Arbeitgebervertreter sei das ein Tabuthema, weil sie es mit einer Arbeitszeitverkürzung in Verbindung brächten. Auch Gewerkschaftsverhandler Rudolf Wagner (GPA-djp) spricht im VN-Gespräch von einer zwar „langwierigen Geschichte“, aber letztlich mit gutem Ausgang. Man habe mit Industrie-Chefverhandler Johannes Collini in einen guten Verhandlungsprozess gefunden. Nicht nur für die unteren Einkommensbezieher sei der Abschluss positiv, er sei vor allem ein Durchbruch für die Frauen.
Und die Arbeitgeber-seite? Für Veit Schmid-Schmidsfelden, Mitglied des Verhandlungsteams des Fachverbandes der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI), ist das Ergebnis „unter den schwierigen Rahmenbedingungen gerade noch vertretbar“. Und für FMMI-Obmann Christian Knill „ein hoher Abschluss, mit dem wir die tolle Leistung unserer Mitarbeiter anerkennen.“ Bei der traditionellen Verpflegung der Verhandlungsrunde gab es heuer übrigens eine Veränderung: Erstmals fiel das gewohnte „Mitternachtsgulasch“ aus.
