Abgerechnet wird am Schluss: 2016 weniger Pleiten im Land

Markt / 04.01.2017 • 22:18 Uhr
Abgerechnet wird am Schluss: 2016 weniger Pleiten im Land

125 Vorarlberger Unternehmen schlitterten im vergangenen Jahr in die Insolvenz.

Feldkirch. (VN-sca) Im Juli 2016 schrillten noch die Alarmglocken beim Gericht, beim Kreditschutzverband KSV 1870 und seinen Mitbewerbern, bei Banken und natürlich vielen Firmen: Im Vergleich mit dem Jahr 2015 waren nämlich die Insolvenzen sprunghaft angestiegen: Zum Halbjahr 2016 hatte Vorarlberg bei den Unternehmenspleiten gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 22,8 Prozent zu verzeichnen.

Die Jahresstatistik lässt nun wieder aufatmen; sie fällt mit einem Minus von 6,7 Prozent wesentlich freundlicher aus, als man hoffen durfte. Von der Pleite sind hauptsächlich Kleinunternehmen betroffen. Es schlitterten im gerade zur Neige gegangenen Jahr 125 Vorarlberger Unternehmen in die Insolvenz, das waren um neun Verfahren weniger als im Vorjahr. Damit erreichen die Unternehmensinsolvenzen 2016 annähernd den Tiefstwert aus dem Jahre 1991, damals waren es nur 115 Firmenpleiten. “Mit diesem Rückgang ist Vorarlberg auch weit besser als der gesamtösterreichische Durchschnitt”, stellt Armin Rupp, der Leiter der Vorarlberger KSV-Niederlassung, fest. Ein Trend setzte sich allerdings fort: “Von der Pleite sind hauptsächlich Kleinunternehmen betroffen.” Österreichweit gab es 2016 einen durchschnittlichen Zuwachs von 1,5 Prozent bei den Unternehmenspleiten.

Betrachtet man nur die am Landesgericht Feldkirch eröffneten Verfahren, ergibt sich sogar ein Rückgang von 17,1 Prozent, so die Auswertung der Kreditschützer. Bei den Konkursverfahren, die mangels Vermögen abgewiesen wurden, gab es ein Plus von 9,6 Prozent. Auch die Gläubiger sehen die Zahlen mit gemischten Gefühlen, denn die Schäden für sie sind im Vergleich zum Vorjahr um rund 6,5 Prozent gestiegen. Sie fordern von den Pleitefirmen in Summe rund 49 Millionen Euro.

2016 gab es im Land acht Millionenpleiten. Diese acht Pleiten sind für Passiva in Höhe von rund 34,9 Millionen Euro oder rund 71 Prozent der Gesamtpassiva verantwortlich. Der erfreuliche Rückgang von 56,4 Prozent bei den von einer Pleite betroffenen Mitarbeitern spiegelt den Umstand wider, dass in Vorarlberg im vergangenen Jahr hauptsächlich kleine Dienstleistungsunternehmen und kleine Gewerbebetriebe von Konkursen betroffen waren, erklärt Niederlassungsleiter Rupp.

Für das gerade begonnene Jahr erwartet der KSV 1870 eine leichte Zunahme der Unternehmenspleiten. “Von einem rasanten Zuwachs bei den Insolvenzzahlen gehen wir derzeit jedoch nicht aus”, beruhigt Rupp. Trotz alledem gilt es für die heimischen Betriebe, wachsam zu bleiben, um auf Veränderungen entsprechend rasch reagieren zu können. Der Trend, dass hauptsächlich Kleinunternehmen von einer Insolvenz betroffen sind, werde sich auch 2017 fortsetzen. Vielmals fehle es diesen Firmen am nötigen Eigenkapital, um Engpässe zu bewältigen, oder es mangelt an der kaufmännischen Erfahrung.

Ebenfalls rückläufig sind die Privatkonkurse. 373 wurden heuer bei den Vorarlberger Bezirksgerichten eröffnet. Zum Vorjahr sind dies 33 Verfahren oder um 8,1 Prozent weniger. Der durchschnittliche Schuldenstand pro Privatkonkurs liegt 2016 mit rund 118.000 Euro etwas unter dem 2015er-Wert von rund 120.000 Euro. Hier sei zu beachten, dass dieser Wert wenig Aussagekraft besitze, da unter allen Konkursanten zirka 30 Prozent ehemalige Unternehmer mit zum Teil sehr hohen Firmenverbindlichkeiten eine Schuldenregelung anstreben. Rund 70 Prozent der Verfahren betreffen reine Privatpersonen. Teilt man die Schulden nach diesen Gruppen auf, so zeige sich, dass die Schulden der „echten“ Privaten im Bereich von rund 52.000 Euro liegen.

Oft fehlt es den betroffenen Firmen am nötigen Eigenkapital, um Engpässe zu bewältigen.

Armin Rupp, KSV 1870