Das Milliardengeschäft namens Innovation

Markt / 21.02.2017 • 19:11 Uhr
Schwan und Van der Bellen über Basel. Der Roche-Turm ist 178 Meter hoch und damit das höchste Hochhaus der Schweiz. Foto: Apa
Schwan und Van der Bellen über Basel. Der Roche-Turm ist 178 Meter hoch und damit das höchste Hochhaus der Schweiz. Foto: Apa

Für den Pharmakonzern Roche sind Innovation und Forschung das Geschäftsmodell.

Basel. Pharmakonzerne werden im Rennen um die beliebtesten Unternehmen wohl keine Siegeschancen haben. Sie kämpfen mit vielerlei Kritik, oft zurecht. Der Schweizer Pharmamulti Roche ist keine Ausnahme. 2001 musste Roche zum Beispiel als Mitglied des „Vitaminkartells“ 462 Millionen Euro Strafe zahlen. Auch der Umstand, dass von Krankheit profitiert wird, sorgt zumindest für ein mulmiges Bauchgefühl. Das Konzept eines Pharmaunternehmens klingt einfach: Medikament entwickeln, Geld verdienen. So einfach ist es allerdings nicht, wie Severin Schwan erklärt. Schwan ist Geschäftsführer der Roche-Gruppe und erläuterte Bundespräsident Alexander Van der Bellen die Unternehmensstrategie. Österreichs Staatsoberhaupt stattete im Rahmen seiner Reise in die Schweiz dem Basler Konzern einen Besuch ab und lernte die drei Erfolgsfaktoren des Unternehmens kennen: Innovation, Standort, Zugang zu Talenten.

Ein Medikament entwickelt sich nicht abrupt. Roche benötige rund zehn Jahre, bis ein Medikament marktreif werde, sagt Schwan: „Die Entwicklung kostet ungefähr 2,5 Milliarden Franken. Unsere Ausfallsquote beträgt 90 Prozent, nur eines von zehn Medikamenten schafft es auf den Markt.“ Ein Patent läuft 20 Jahre, allerdings ab Forschungsbeginn. „Wir haben also ungefähr zehn Jahre Zeit, die Ausgaben wieder reinzubekommen.“ Sobald ein Patent ausläuft, drängen Generika auf den Markt. Zum Nachteil des Entwicklers, oder? „Nein, ganz im Gegenteil“, schildert Schwan. „Ein effizienter Genericamarkt gibt dem Sozialsystem den Sauerstoff für echte Innovation.“ Je billiger die Generika, desto mehr Geld bleibe für die Forschung. Ländern wie Österreich rät Schwan, dem Markt freie Hand zu lassen.

In der Kostendebatte würde nicht nur auf den immensen Forschungsaufwand vergessen: „Wir haben zum Beispiel ein Medikament gegen Hepatitis C entwickelt. Die Heilungschancen sind bei 100 Prozent, die Nebenwirkungen quasi Null. Aktuell müssen Krankenkassen für die kommenden zwei bis drei Jahre zahlen, weil es so viele Patienten gibt. Dies hat eine öffentliche Diskussion ausgelöst.“ Der langfristige Nutzen für die Volkswirtschaft werde dabei nicht berücksichtigt.

Der Standort sei ebenfalls entscheidend, der Beweis sei Basel. Die Region ist für 30 Prozent des Schweizer Exportvolumens verantwortlich. Allein Roche und Novartis, Konkurrent und direkter Nachbar, machen 15 Prozent aus. „Das hat extrem viel mit dem Föderalismus zu tun“, ist sich Schwan sicher. „Wenn wir Probleme haben, setzen wir uns mit den Verantwortlichen zusammen. Ohne Parteifarbe, rein sachlich. Sie kennen die Probleme und dürfen entscheiden. Auch die Steuerhoheit ist ein großer Faktor.“

Wer Innovation zum Grundsatz erhebt, braucht die besten Köpfe: „Die ETH in Zürich ist ein wesentlicher Standortfaktor.“ Sie zählt zu den besten Universitäten der Welt, was viele Forscher anzieht: „Wir suchen weltweit. Schließlich sind die Stars des Konzerns die Forscher. Sie kennt man namentlich.“

Roche-Gruppe

F. Hoffmann-La Roche AG

» Firmensitz: Basel

» Umsatz 2016: 50,6 Milliarden Franken

» Davon Pharma 39,1 Mrd. und Diagnostics 11,5 Mrd.

» Konzerngewinn IFRS 2016:
9,4 Mrd.

» Kernbetriebsgewinn 2016:
18,4 Mrd.

» Leitung: Severin Schwan (Geschäftsführer), Christoph Franz (Verwaltungsrat)

» Weltweit 22 Forschungsstandorte und 26 Produktionsstandorte mit insgesamt 94.052 Mitarbeitern