Nach Wirren wird investiert

Markt / 06.03.2017 • 20:07 Uhr
VN-Bericht vom 20. Dezember 2016.
VN-Bericht vom 20. Dezember 2016.

18-Millionen-Investition: Erne Fittings schließt deutsches Werk und verlagert nach Schlins.

Schlins. Die vorweihnachtlichen Wirren rund um die drohende Insolvenz des Industrieunternehmens Erne Group scheinen vergessen. Bei der Oberländer Industriefirmengruppe blickt man mit Optimismus nach vorne. Denn die zur Erne Group gehörende Firma Erne Fittings plant bis 2019 Investitionen in Höhe von rund 18 Millionen Euro am Firmenstammsitz in Schlins und am Produktionsstandort Jubail in Saudi Arabien, erklären Erne-Fittings-CEO Thomas Smetana und der neue COO Christoph Geiger.

So wird das Erne-Fittings-Werk in der deutschen Stadt Lohne in Niedersachsen im Sommer 2017 geschlossen. Von der Schließung sind dort rund 50 Mitarbeiter betroffen. Die zehn Produktionsmaschinen und Anlagen von Lohne werden nach Schlins verlegt. Dafür soll bis Ende 2017 beim zweiten Produktionswerk von Erne Fittings in Schlins nahe der Autobahn eine bauliche Erweiterung des Bestandes um rund 2500 Quadratmeter Produktionsfläche vorgenommen werden. Im Zuge dessen entstehen in Schlins 24 neue Arbeitsplätze im Produktionsbereich und sechs neue Arbeitsplätze im Vertrieb.

In einem weiteren Schritt wird der bisherige Stammsitz in Schlins inmitten des Dorfes, wo sich Verwaltung und ein Teil der Produktion befinden, ebenfalls an den bestehenden zweiten Standort nahe der Autobahn verlegt. Dafür müsse der Gebäudebestand am zweiten Standort neuerlich um 2500 Quadratmeter Produktionsfläche erweitert werden. Smetana und Geiger rechnen mit Investitionen in Schlins von insgesamt zwölf Millionen Euro. Ein Teil dieser Investitionen soll mit Erlösen aus dem Grundstücksverkauf des bisherigen Stammsitzes gedeckt werden. Denn das 23.000 Quadratmeter große Areal soll verkauft werden.

Mit diesem Zusammenziehen aller Vorarlberger Aktivitäten an einem Standort und der Verlagerung des Lohne-Werkes nach Schlins wolle Erne Fittings die Logistikkosten nach unten bringen, die Produktivität steigern und den Materialfluss optimieren. Das Werk Schlins ist das Hauptproduktionswerk für die Märkte Europa und USA.

Investition in Saudi Arabien

Zudem wird Erne Fittings das Produktionswerk in Jubail in Saudi Arabien bis Mai 2018 von derzeit drei auf vier Produktionslinien erweitern. Im Zuge dessen soll dort auch der Personalstand von 85 auf langfristig 130 Mitarbeiter erhöht werden. Die Investitionen werden auf rund sechs Millionen Euro beziffert. Mit diesen Investitionen in Höhe von insgesamt 18 Millionen Euro soll der angelaufene Investitionsstau der vergangenen Jahre aufgelöst werden. Möglich seien diese Investitionen nicht zuletzt durch die Nachlässe der bislang finanzierenden Banken in Höhe von 21 Millionen Euro und die in zwei Tranchen fließenden 20 Millionen Euro an frischem Kapital vom neuen Eigentümer Stephan Zöchling. „Diese Investitionen sind auch der Beweis dafür, dass man an einer langfristigen Entwicklung des Unternehmens interessiert ist“, so Smetana und Geiger.

Auftragsbestand höher

Im Geschäftsjahr 2016 erzielte Erne Fittings einen Umsatz von rund 80 Millionen Euro, ein Minus von einem Prozent gegenüber 2015. Allerdings sei im Vorjahr die operative Sanierung gelungen. Alle Werke im Fittings-Bereich seien operativ positiv. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Smetana eine deutliche Steigerung des Umsatzes. Bislang habe man um 30 Prozent mehr Aufträge in den Büchern stehen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Erne Fittings beschäftigt insgesamt 450 Mitarbeiter, davon rund 220 in Vorarlberg. Das Unternehmen ist auf die Entwicklung und Herstellung von Schweißfittingen für die Öl- und Gas- sowie die Kohle-, Nuklear- und Wasserkraftindustrie spezialisiert.

Zukünftig wolle sich Erne Fittings unter anderem auch auf die Märkte Russland, Südamerika, Mittelamerika (insbesondere Mexiko) und Afrika konzentrieren. Zudem will man auch das Projektgeschäft ausbauen. Änderungen stehen auch auf der Führungsebene bevor. Man ist derzeit auf der Suche nach einem CFO (Geschäftsführer Finanzen).

Mit dem erstmals positiven Ergebnis in Jubail sind alle Werke im Fittings-Bereich operativ positiv.

Thomas Smetana